Raucherkino ist leider in deutschen Städten eine echte Marktlücke geworden. Ausnahmen bilden Open-Air-Veranstaltungen; und vereinzelte Berliner Programmkinos haben noch ein Raucherlokal zum Foyer, sodass ein bisschen Eckkneipenstimmung in den Saal ziehen kann, wenn jemand zur Toilette geht. Zum Glück kann man Coffee and Cigarettes auch zuhause und in der Nähe eines Aschenbechers sehen. Sonst käme man als Raucher*in ordentlich ins Schmachten.

Die große Präsenz meines heutzutage oft auf den Bordstein verdrängten Lieblingslasters ist vermutlich ein Grund dafür, dass mir Coffee and Cigarettes immer als Erstes einfällt, wenn mich jemand nach meinen Lieblingsfilm von Jim Jarmusch fragt. Welche Filme gibt es noch, die so richtig schön Lust auf eine Zigarette machen? Schreibt’s mir in die Kommentare. Wayne Wangs Smoke fällt mir ein, und natürlich raucht Jean-Paul Belmondo in Außer Atem ganz fantastisch, in Anlehnung an Humphrey Bogart, der die Kunst, eine Zigarette lässig aus dem Mundwinkel hängen zu lassen, quasi perfektioniert hat.

Coffee and Cigarettes ist aber nicht nur ein quintessenzieller Rauch-Film, sondern auch ein quintessenzieller Jarmusch: Bohème, melancholisch, mühelos cool und voller popkultureller Referenzen. Während ein Haufen von Jarmuschs Entertainer-Freund*innen in elf Episoden an Schachbrett-gemusterten Tischen rumhängt, redet und raucht, entstehen wie von selbst poetische Momente und skurrile Lebensweisheiten. Und verschiedene Blickwinkel auf die titelgebenden Themen: Steven Wright erklärt, er trinke gerne vorm Einschlafen eine große Menge Kaffee, weil er dann intensiver träume. GZA und RZA vom Wu-Tang-Clan dagegen raten Bill Murray von Kaffee ab. Man bekomme davon Wahnvorstellungen. Tom Waits und Iggy Pop reden darüber, das Rauchen seinzulassen – während sie rauchen. Denn das Schönste am Aufhören ist ja, dass man dann wieder anfangen kann.

„Coffee and Cigarettes“ ist im Rahmen eines Jarmusch-Schwerpunkts bei MUBI zu sehen.