Empfehlungen für MUBI

Blue Valentine

Ein Liebesfilm mit Michelle Williams und Ryan Gosling, zwei der attraktivsten Personen Hollywoods. Doch wer eine eskapistische Kinofantasie vermutet, liegt falsch: Der Regisseur und Co-Autor Derek Cianfrance hat mit seinem Schauspielduo ein Werk geschaffen, das völlig kitschfrei vom Auf und Ab einer Beziehung erzählt. Wenn Gosling als Möbelpacker Dean beim ersten gemeinsamen Date herrlich schief singend Ukulele spielt und Williams dazu als ehrgeizige Schülerin Cindy einen Stepptanz improvisiert, ist das einerseits wunderschön – und andererseits tieftraurig, da dieser unbeschwerten Flirtphase des jungen Paares immer wieder der Frust der späteren Jahre gegenübergestellt wird. Es geht um die Frage: Wie viel Enttäuschung und Verletzung hält die Bindung zweier Menschen aus?

• Ab dem 05. September verfügbar.

Tommaso und der Tanz der Geister

Der 1951 geborene US-Autorenfilmer Abel Ferrara (Bad Lieutenant) legt ein Werk vor, das Dokumentar- und Spielfilm-Elemente kombiniert und deutliche autobiografische Züge trägt. Die Titelfigur des in die Jahre gekommenen Filmemachers aus Ferraras Heimatort New York wird von Ferraras engem Freund Willem Dafoe verkörpert, mit dem Ferrara schon oft zusammengearbeitet hat. Als Co-Stars fungieren Ferraras Ehefrau Cristina Chiriac und die gemeinsame Tochter Anna. Zudem ist die Wohnung in Rom, die als einer der zentralen Schauplätze dient, tatsächlich das italienische Domizil der Familie Ferrara. Für Spannung sorgen die Tagträume des Protagonisten, die eine zunehmende Paranoia hervorrufen.

• Ab dem 08. September verfügbar.

Night Moves

Die US-Filmemacherin Kelly Reichardt (First Cow) hat in ihrer bisherigen Leinwand-Karriere eine eindrückliche Reihe von Werken geschaffen, die mit einem Minimum an Mitteln ein Maximum an Wirkung zu erzielen vermögen. Dies gelingt ihr auch hier, wenn sich das Trio Jesse Eisenberg, Dakota Fanning und Peter Sarsgaard mit Schuld und Sühne auseinandersetzen muss. Als die Protestaktion dreier junger Menschen in Oregon zum Tod eines Unbeteiligten führt, hat dies verheerende Folgen für das Selbstbild und die Lebenssituation der drei politisch motivierten Personen. Reichardt setzt auf subtile Weise Thriller-Elemente ein – und liefert ein intensives, komplexes Charakterdrama.

• Ab dem 14. September verfügbar.

Saint Omer

Nach diversen dokumentarischen Arbeiten und dem Kurzfilm Vers la tendresse (2016), der einen César erhielt, schildert die französische (Co-)Drehbuchautorin und Regisseurin Alice Diop (Jahrgang 1979) in ihrem ersten Spielfilm, wie eine Autorin den Prozess einer Frau verfolgt, die des Mordes an ihrem kleinen Kind angeklagt wird. Das Skript basiert auf einem realen Prozess aus dem Jahre 2016 um einen Kindsmord an der Atlantikküste Frankreichs. Die Filmemacherin hatte den Fall damals aufmerksam verfolgt und dem gerichtlichen Verfahren in der titelgebenden Stadt beigewohnt. Das Werk wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Großen Preis der Jury prämiert sowie mit zahlreichen weiteren Auszeichnungen und Nominierungen bedacht. Sehr sehenswert!

• Ab dem 22. September verfügbar.

Frau Stern

Die ruppige und doch sehr einnehmende Titelheldin (verkörpert von Ahuva Sommerfeld) in Anatol Schusters zweitem Langfilm ist 90 Jahre alt, Witwe, Mutter einer Tochter und Großmutter einer Enkelin. Sie lebt in Berlin und verbringt viel Zeit in ihrer Stammkneipe. In der Nazi-Zeit hat sie als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust überlebt. Als sie den Entschluss fasst, sterben zu wollen, wird ihr Plan immer wieder vereitelt. Die Realitätsnähe, mit der das Neuköllner Umfeld der Hauptfigur eingefangen wird, und die Absurdität der geschilderten Ereignisse bilden dabei einen interessanten Kontrast. Bei allem Sarkasmus wird das Werk im Umgang mit dem Alterungsprozess und dem Tod niemals zynisch, sondern erweist sich als lebensklug und einfühlsam.

• Ab dem 27. September verfügbar.

Empfehlung für Netflix

50/50 – Freunde fürs (Über)leben

Der 27-jährige Radioproduzent Adam (Joseph Gordon-Levitt) erfährt, dass er Krebs hat. Seine Überlebenschance beträgt 50 Prozent. Adams Mutter (Anjelica Huston) ist tief erschüttert, seine Freundin Rachael (Bryce Dallas Howard) völlig überfordert – und sein bester Kumpel Kyle (Seth Rogen) bemüht sich um Aufheiterung. Bei der Chemotherapie freundet sich der junge Mann mit seinen älteren Mitpatienten Mitch und Alan (Matt Frewer und Philip Baker Hall) an – und findet in der unerfahrenen Psychotherapeutin Katherine (Anna Kendrick) eine gute Zuhörerin. Der Drehbuchautor Will Reiser verarbeitete seine persönlichen Erfahrungen. Die tragikomische Umsetzung des Regisseurs Jonathan Levine ist – auch dank Gordon-Levitt – ein rundum geglücktes Werk.

• Ab dem 05. September im Programm.

Empfehlung für Amazon Prime

Das Schweigen der Lämmer

Der Film von Jonathan Demme aus dem Jahr 1991 ist ein Klassiker des Spannungskinos. Die Geschichte, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Harris (1988), wartet sowohl mit einer beeindruckenden Heldin als auch mit einem der faszinierendsten Schurken der Filmhistorie auf. Die FBI-Schülerin Clarice Starling (Jodie Foster) wird beauftragt, sich an der Jagd nach dem Serienmörder Buffalo Bill zu beteiligen. Ausgerechnet der kannibalistische Serientäter Hannibal Lecter (Anthony Hopkins), der sich im Hochsicherheitstrakt befindet, soll dem FBI bei den Ermittlungen helfen. Alsbald beginnt zwischen der jungen Frau und dem eigenartig kultivierten, manipulativen Killer ein perfides Psychospiel … Das oft kopierte (und parodierte) Werk gewann fünf Oscars.

• Ab dem 01. September verfügbar.

Empfehlungen für Filmfriend

Das schwarze Quadrat

Das Langfilmdebüt von Peter Meister ist eine schwarzhumorige Mischung aus Krimi- und Screwball-Komödie, in deren Zentrum ein chaotisches Gauner-Duo steht. Dass die Kunstdiebe Vincent Kowalski und Nils Forsberg (verkörpert von Bernhard Schütz und Jacob Matschenz) im Zuge ihrer Tarnung auf der Showbühne eines Kreuzfahrtschiffes enden, erinnert entfernt an die Verwicklungen in Billy Wilders zeitlosem Klassiker Manche mögen’s heiß (1959) mit Tony Curtis und Jack Lemmon.

Wenn sich die beiden Hauptfiguren mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen als Imitatoren von David Bowie und Elvis Presley versuchen, ist das ebenso amüsant wie das Bemühen der zwei Männer, mit ihrem Kunstdiebstahl einen Coup zu landen. Zum weiteren Personal zählen Sandra Hüller und Victoria Trauttmansdorff.

• Alle Filme neu auf www.filmfriend.de kostenlos mit dem Bibliotheksausweis streambar. Alle Infos gibt es hier: https://weristdabei.filmfriend.de/

Empfehlung für Sooner

Willkommen im Tollhaus

In Todd Solondz’ Wiener Dog (2016) ist Barbie-Regisseurin Greta Gerwig als Dawn Wiener zu sehen – eine Mitarbeiterin in einer Tierklinik in New Jersey. 1995 wurde die Rolle schon einmal gespielt – von Heather Matarazzo. In Willkommen im Tollhaus ist Dawn als gemobbte Schülerin zu sehen, die all die Traumata durchlebt, die ein Aufwachsen in der Vorstadt mit sich bringen können. Das Werk entstand mit einem Mini-Budget von 800.000 Dollar und gilt als einer der Schlüsselfilme der US-Indie-Welle Mitte der 1990er Jahre. Auf dem Sundance Film Festival gab es den Großen Preis der Jury; die zur Drehzeit 13-jährige Hauptdarstellerin wurde für ihr Leinwanddebüt mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet.

• Neu auf https://sooner.de/de im Monats- oder Jahresabo.