Die junge Finnin Laura (Seidi Haarla) und der rüpelige junge Ljoha (Yuriy Borisov) teilen sich ein Abteil im Zug. Er ist Minenarbeiter. Sie eine Studentin der Archäologie, die in einer unglücklichen Beziehung zu einer Frau steckt. Dieses Abteil wird zu einer intensiven Raumkapsel, in der zwei Welten aufeinanderprallen und für kurze Momente eine Liebesbeziehung aufflackert. Zunächst ist da aber weiß Gott nicht viel Gemeinsamkeit: Er ignorant und betont männlich, stößt der klugen Frau ständig vor den Kopf. Laura ist mit ihrem Kopf ohnehin woanders, versucht eine Distanz einzuziehen, indem sie mit einer alten Videokamera alles filmt. 

Es gibt keine Handys in diesem Film. Nur die reine Gegenwart, die es gemeinsam zu verbringen gilt. Ohne sentimentalen Kitsch zeigt uns der Film, dass der andere oftmals Gesichter unter Masken versteckt und Verletzlichkeiten unter kühlen Oberflächen lauern. Man mag sich vielleicht fragen, warum diese beiden Menschen zusammenfinden, die wie zwei Planeten auf völlig anderen Umlaufbahnen ihre Kreise ziehen könnten: Ja, genau darum geht es. Der rätselhafte und mitunter magische Moment, wenn ein Abstand übersprungen wird, eine Annäherung stattfindet, die eigentlich keinen Ort haben dürfte. Mit Abteil Nr. 6 hat Regisseur Juho Kuosmanen einen warm-melancholischen Film in Eiseskälte geschaffen, der auf dem gleichnamigen Roman von Rosa Liksom basiert.

Der Film steht bei Arte in der Mediathek.