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Streaming-Tipps

Open Culture: Diese Filme sind derzeit frei auf YouTube und Vimeo

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Meinungen
Still aus Lizzie Bordens "Working Girls"
Still aus Lizzie Bordens "Working Girls"

Immer mehr Filmemacher stellen aktuell ihre Filme kostenfrei auf Plattformen wie YouTube und Vimeo zur Verfügung. Wer nur weiß, wo er suchen muss, findet dort ein breites Spektrum an aktuellen ebenso wie bestens gealterten Dokumentar-, Animations- und Spielfilmen. Nicht leicht, da den Überblick zu behalten. Hier daher ein paar handverlesene Open-Culture-Empfehlungen.

 

Genau hinsehen

Isiah Medina feierte seinen Durchbruch, als er 2015 seinen Film 88:88 auf dem Filmfestival von Locarno präsentierte: Einen poetischen Experimentalfilm über junge Leute mit finanziellen Problemen im kanadischen Winnipeg. Parallel zur Corona-Pandemie hat Medina kürzlich auch sein jüngstes Werk auf YouTube sowie zum Download verfügbar gemacht: Inventing the Future setzt sich basierend auf dem Buch Inventing the Future: Postcapitalism and a World Without Work von Nick Srnicek und Alex Williams angstfrei und optimistisch mit dem Leben nach dem Kapitalismus auseinander. Nicht erst aktuell, seitdem im Zuge von Corona erneut über die Sinnhaftigkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens debattiert wird.

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Auch die Dokumentarfilmemacherin Penny Lane (Hail Satan?) macht derzeit einen Teil ihres Schaffens frei verfügbar. Auf ihrem Vimeo-Kanal findet sich unter anderem NUTS!, ein Dokumentarfilm, der 2016 auf dem Sundance Film Festival mit einem Jurypreis für den besten Schnitt ausgezeichnet wurde. Darin erzählt sie mithilfe lebhafter Illustrationen die Geschichte eines Arztes aus Kansas, der 1917 darauf kam Impotenz zu behandeln, indem er betroffenen Männern Ziegenhoden implantierte. Von da an wird die Geschichte allerdings immer nur noch verrückter.

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NUTS! from Penny Lane on Vimeo.

 

Sabine Herpichs Dokumentarfilme sind ruhiger, zurückhaltender — aber dennoch nicht weniger wirkungsvoll. Als aufmerksame Beobachterin begleitet sie in ihrem Film Zuwandern über neun Monate hinweg eine gerade in Berlin eingetroffene Familie aus Rumänien, die aus ihrer Heimat vor der desolaten wirtschaftlichen Situation geflohen ist. Eine Langzeitbeobachtung im Direct Cinema Style, der den Aufbau einer neuen Existenz als kräftezehrenden Prozess zeigt, als vielschichtiges Zusammenspiel von Individuen und Institutionen. Derzeit steht Zuwandern kostenlos und in Versionen mit deutschen sowie englischen Untertiteln auf Sabine Herpichs Vimeokanal.

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ZUWANDERN (mit deutschen Untertiteln) from Sabine Herpich on Vimeo.

 

Female Power 

Eine weiteres kürzlich auf YouTube gehobenes Juwel ist Lizzie Bordens 1986er Film Working Girls, den diese mit dem Hinweis „Please stay safe, especially sex workers,“ via Twitter verbreitete. Das Drama mit beinahe dokumentarischer Anmutung begleitet Sexarbeiterinnen, die gemeinsam in einer WG in Manhattan wohnen, durch ihren manchmal aufregenden und oft erstaunlich langweiligen Alltag und erinnert darin an Chantal Akermans feministischen Klassiker Jeanne Dielman.

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Ein deutscher Regisseur wiederum, der Frauen zu inszenieren vermag wie kein Zweiter, ist Klaus Lemke. Das beste Argument dafür: Sylvie, den der Regisseur gemeinsam mit einigen seiner frühen Werke auf YouTube hochgeladen hat. Im Film spielt Lemkes damaligen Muse und Freundin Sylvie Winter ein gefragtes Fotomodell mit vollem Terminkalender, das von der Liebe träumt. Unglaublich: die Szene, in der Lemke ein Fotoshooting mit Sylvie auf dem Dach der Baustelle der Twin Towers in New York aus der Luft filmt und man sich unentwegt fragt, wie zum Teufel er es hingebogen hat, dort drehen zu dürfen.

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Eine Filmemacherin, die uns allen schon seit Jahren zeigt, wie das mit der Open Culture funktioniert, ist Nina Paley. Die Künstlerin und Aktivistin stellt ihre Werke, ob Filme oder Cartoons, grundsätzlich mit einer Creative-Commons-Lizenz ins Netz. So auch ihren jüngsten Festivalerfolg: das Animationsmusical Seder-Masochism, das ausgehend vom jüdischen Pessach-Fest Ereignisse aus dem Buch Exodus neu aus feministischer Perspektive erzählt. Da gehen einem die Augen über.

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Welten erschließen

Vielen von uns sind kürzlich lang geplante und ersehnte Reisen ins Wasser gefallen. Immerhin einen kleinen Trost und Vorgeschmack auf Entdeckungstouren in der Zukunft kann Home spenden, für den der französische Fotojournalist Yann Arthus-Bertrand mit einer hochauflösenden Cineflex-Kamera über 50 Länder auf sämtlichen Kontinenten der Erde überflog. Ein von Glenn Close (in der englischen Fassung) eingesprochener Off-Kommentar thematisiert parallel zu den atemberaubenden Bildern die Verletzlichkeit des ökonomischen Gleichgewichts auf der Erde. Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, steht auch Home mit einer Creative-Commons-Lizenz frei verfügbar auf YouTube.

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Einen humanistischen Ansatz verfolgt auch Kevin Macdonalds Life in a Day, ein globales Crowdsourcing-Projekt. Für den Film wurden nämlich ausschließlich Aufnahmen von einem einzigen Tag verwendet (dem 24. Juli 2010, um genau zu sein), die YouTube-Nutzer dafür auf die Videoplattform hochgeladen hatten. 80.000 Einreichungen aus 192 Nationen hatte es gegeben. Der Regisseur hatte ‚nur noch‘ die Aufgabe, das Material zu sortieren. Das Ergebnis ist ein faszinierender Einblick in die vielfältigen Lebensrealitäten auf unserem Planeten.

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Wesentlich subtiler geht da schon Brett Story in ihrem Dokumentarfilm The Prison in Twelve Landscapes vor, der frisch for free auf Vimeo steht und in zwölf Vignetten Orte in den USA porträtiert, die auf die ein oder andere Weise durch ein Gefängnis in ihrer Nähe beeinflusst werden. Das Besondere daran: Bis zum Schluss gibt es gar kein Gefängnis zu sehen. Stattdessen spricht Story etwa mit Gefangenen, die im Stadtbild arbeiten oder geht in ein armutsgebeuteltes Dorf, das alle seine Hoffnungen darauf setzt, dass im neu errichteten Gefängnis Arbeitsplätze entstehen.

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Meinungen

Sirkka Möller · 16.04.2020

Danke für die Zusammenstellung, es gibt anscheinend viel zu sehen. Eine kleine Korrektur möchte ich anbringen: Brett Story ist eine Frau, trotz des ungewöhnlichen Vornamens. Vielleicht könnt Ihr das ja noch ändern?