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Couchperle: Roy Andersson

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Filmstill zu Über die Unendlichkeit (2019) von Roy Andersson
Über die Unendlichkeit (2019) von Roy Andersson

Roy Andersson ist einer dieser Regisseure, wie auch zum Beispiel Aki Kaurismäki, die eigentlich immer wieder Variationen des selben Films machen, leicht unterschiedliche Versuchsanordnungen, die zu den selben Ergebnissen über die menschliche Existenz kommen wollen. So entsteht in seinem Fall ein vertrautes und doch immer schmerzhaft melancholisches, manchmal gar bitterböses Kino. Der Schwede fand seinen episodischen, tragikomischen Stil im Jahr 2000 mit Songs from the Second Floor. Der schleppende Walzer, der das musikalische Leitmotiv des Films ist, brennt sich ins Gedächtnis ein. Die Bildkompositionen sind wie zum Leben erwachende Gemälde. Der Film ist im Video-on-Demand-Angebot von La Cinetek zu sehen.

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Zuvor hatte Andersson schon 1970 mit seinem Debütfilm Eine schwedische Liebesgeschichte, der wie sein Titel simpel, aber bezaubernd ist, einen Überraschungserfolg gelandet. Den Film über eine sommerliche Teenieromanze hat La Cinetek ebenfalls im Programm. Nachdem sein zweiter Film ein Flop war, arbeitete Andersson allerdings dann jahrzehntelang in der Werbebranche statt als Spielfilmregisseur – bis er mit Songs from the Second Floor seinen idiosynkratischen Stil fand. Anderssons jüngsten Film Über die Unendlichkeit, seinen vierten in diesem Stil, gibt es neuerdings bei MUBI.

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Allein visuell ist ein Roy-Andersson-Film sofort unter tausenden erkennbar. Figuren mit bleichen Gesichtern schleichen beinah wie Zombies durch lange Einstellungen in entsättigten Farben, sodass jedes noch so kleine Alltagsmalheur sie noch einsamer und tieftrauriger erscheinen lässt. In Über die Unendlichkeit haben seine Episoden eine Off-Erzählerin, die an Scheherazade aus Tausenduneine Nacht erinnert. Auch die einzelnen Geschichten sind lose von der Märchensammlung inspiriert. Die Alltagsszenen treffen, das ist eine Entwicklung in seiner Filmografie, inzwischen vermehrt auf historisch verortete Szenen. Auf einen Priester beim Arzt folgen Soldaten in Kriegsgefangenschaft, und alles erhält durch den Roy-Andersson-Filter doch gleichermaßen eine Zeitlosigkeit, die Räume zum Nachdenken eröffnet.

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