The Queen of Spain (2016)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Komödiantische Erinnerungsarbeit

Zuletzt war Fernando Trueba mit Das Mädchen deiner Träume auf der Berlinale zu sehen, an den sein neuester Film, The Queen of Spain, direkt anknüpft. Wieder präsentiert Trueba einen Film im Film, wieder hat er dieselben Figuren und dasselbe Ensemble um sich herum versammelt, aber dieses Mal erzählt er eine lockere und unterhaltsame Komödie, die politische Seitenhiebe aber natürlich nicht sein lassen kann.

Wir schauen ins Spanien in den 1950er Jahren. Der Bürgerkrieg dort hat 1939 ein jähes Ende gefunden und Europa einen weiteren Führer; der Zweite Weltkrieg ist auch geschafft, aber während Deutschland und Italien zur Demokratie zurückkehren, herrscht in Spanien nach 1945 noch tiefste Diktatur unter Francisco Franco. Eine Öffnung nach außen wird proklamiert, aber erst Jahre später realisiert werden. The Queen of Spain erzählt eine Wegbereitergeschichte dorthin.

Amerika bzw. Hollywood bzw. ein großer Regisseur mit 191 Filmen und unzählbaren Oscar-Gewinnen (hier wird die Lust des Films an der Übertreibung deutlich) namens John Scott (Clive Refill) dreht auf seine alten Tage noch einmal einen Film in Spanien, und zwar über Königin Isabella von Kastilien. Ein Historienfilm also, und zwar mit allem drum und dran. Für das Skript wurde ein US-amerikanischer Drehbuchautor engagiert, der sich aber den spanischen Behörden und allen voran Franco beugen und eine pathetische Heldinnengeschichte erzählen muss.

Die Hauptrolle soll die in den USA gefeierte Schauspielerin Macarena Granada (Penelope Cruz) spielen, die jedoch mit gemischten Gefühlen in ihr Heimatland zurückkehrt. Ihr Vater ist im Gefängnis unter Franco gestorben, sie nicht ohne Gründe in die USA ausgewandert, deren Staatsbürgerschaft sie angenommen hat. Trotzdem fühlt sie sich wohl unter den früheren Künstlerfreunden, allen voran Blas Fontiveros (Antonio Resines), der ebenfalls nach langer Abwesenheit nach Spanien zurückkehrt.

Fontiveros war lange in Mauthausen gewesen und hat sich danach in Frankreich aufgehalten, bevor er sich traute, nach Madrid zurückzukehren. Seine ehemaligen Kollegen und Freunde können es nicht glauben und empfangen ihn unter Tränen der Rührung, nur seine Ehefrau weist ihn – aufgrund einer alten Affäre mit eben besagter Macarena – mit kalter Schulter ab. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Während der Film gedreht wird, wird Fontiveros in ein Arbeitslager verschleppt und dann heroenhaft befreit; Macarena verliebt sich in einen Techniker, der sich als Untergrundkämpfer gegen das Regime entpuppt; und dann besucht auch noch Franco persönlich die Dreharbeiten.

Der Film ist ein Kaleidoskop an spanischen Augenblicken – im Vorspann schon, als in der Form der spanischen ‚Wochenschau‘, dem Noticiero Español, alle wichtigen Informationen zur Kulturgeschichte Spaniens am Fließband geliefert werden, aber auch später im Verlauf des Films. Der Film ist voller Zitate, die natürlich Spaß machen, wenn man das Wissen darüber hat, aber eben auch nur dann. Dadurch ebenso wie durch seine Klamaukhaftigkeit erinnert The Queen of Spain ein wenig an Hail, Caesar der Coen-Brüder, reflektiert die Filmindustrie zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte und vor allem das Leben unter Franco.

The Queen of Spain ist eine leichte Komödie, voller witziger Dialoge und schöner Bilder, und so manch eine Figur könnte auch einem frühen Almodóvar-Film entsprungen sein. Trueba will mit The Queen of Spain unterhalten und das gelingt ihm gut. Und doch ist da immer wieder auch das Politische, das mal zwischen den Zeilen, mal ganz direkt durchkommt. Es geht um die Kunst während der Diktatur, um die Rolle, die sie im politischen Leben spielen kann, aber nicht muss. Jede Handlung kann auch politischer Akt sein, jede Geste muss bisweilen gerechtfertigt, immer muss Position bezogen werden. Das macht der Film bewusst: Dass das Politische auch im Kleinen ist – und natürlich auch in großen Heldenaktionen. Es geht um Opfer, Mitläufer und Kontrahenten des Regimes, die mehr oder minder versuchen, in der Gesellschaft zurechtzukommen und sich entweder abfinden mit dem, was sie vorfinden, und das Beste daraus machen oder eben nicht.

Spanien hat immer noch mit Vergangenheitsaufarbeitung zu tun, nehmen wir zuletzt den Dokumentarfilm Los colonos del Caudillo von Dietmar Post und Lucía Palacios, der die Auswirkungen der politischen Lage auf ein einzelnes Dorf analysiert. Und auch Trueba leistet mit The Queen of Spain seinen Beitrag zur Erinnerungsarbeit, aber eben in Form einer Komödie, die Spaß machen soll.

The Queen of Spain (2016)

Zuletzt war Fernando Trueba mit „Das Mädchen deiner Träume“ auf der Berlinale zu sehen, an den sein neuester Film, „The Queen of Spain“, direkt anknüpft. Wieder präsentiert Trueba einen Film im Film, wieder hat er dieselben Figuren und dasselbe Ensemble um sich herum versammelt, aber dieses Mal erzählt er eine lockere und unterhaltsame Komödie, die politische Seitenhiebe natürlich nicht sein lassen kann.

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