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Neun Hinterbliebene jenseits der 80 erzählen von ihren verstorbenen Partnern, dem gemeinsamen Leben, ihren Beziehungen mit Höhen und Tiefen — und vor allem ihrer Liebe, die den Tod überdauert hat. Ein sensibles, präzise eingefangenes und ehrliches filmisches Dokument.

Echo of You (2023)

Eine Filmkritik von Christian Klosz

Echo der Liebe

Die dänische Dokumentation „Echo of you“ von Zara Zerny begleitet und befragt neun Menschen an ihrem Lebensabend, die meisten von ihnen weit jenseits der 80, die ihren Partner oder ihre Partnerin verloren haben und sich nun in Gesprächen an sie und das gemeinsame Leben erinnern. Sie erzählen vom Kennenlernen, von ersten Gefühlen, Schwangerschaften und Hochzeiten, Konflikten, Untreue und Eifersucht — aber vor allem von Liebe, die die Zeit und den Tod überdauert hat.

Regisseurin Zerny inszeniert Echo of you in stimmigen, sanft vibrierenden, sensiblen Bildern, in ungewöhnlichem Bildformat und mit einer nicht oft gesehenen Empathie. Auf den ersten Blick wirkt das Sujet — der Tod des geliebten Partners — ja nicht unbedingt leicht und stimmungsvoll. Aber durch den ehrlichen, offenen Zugang und die authentische Art und Weise, wie die ProtagonistInnen ihre Geschichten erzählen, entwickelt der Film einen betörenden Sog, der das Publikum für 75 Minuten Teil dieser sehr persönlichen Reisen sein lässt.

Obwohl die konkrete Form, wie sie gelebt wurde, durchaus unterschiedlich aussehen kann, gelingt Echo of you auch ein interessantes Porträt der Liebe, dieses Gefühls, über das viel geschrieben, gesungen und gefilmt wurde. Trotz Auf und Abs in allen Beziehungen, die hier vorgestellt werden, bekommt man den Eindruck, dass alle Hinterbliebenen wirklich geliebt haben. Es ist berührend, zu sehen, wie sie von ihren PartnerInnen erzählen, umso mehr davon, wann und wie sie ihnen fehlen und wie sie sich an sie erinnen. Trotzdem gleitet der Film nie in depressive Gefilde ab, im Gegenteil: Die Erzählungen sind vielmehr Beispiele dafür, wie geglückte und langlebige Beziehungen aussehen können.

Es sind vor allem der emotionale Kern und die unbedinge Ehrlichkeit, die Echo of you ausmachen. Aber auch die formale Gestaltung ist beachtlich: Ein zurückhaltender, präziser Einsatz von Musik verstärkt und begleitet die Bilder. Montagen aus alten Fotos und Videos und aktuellen Aufnahmen der ProtagonistInnen, die übereinander gelegt werden, symbolisieren die Kontinuität, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, das Fortleben der Vergangenheit in der Gegenwart, das Fortleben der geliebten, verlorenen Person im Partner. 

„Liebe überdauert alle Zeit“ könnte man den Sukkus dieses Films etwas pathetisch zusammenfassen. Doch angesichts der offenen und unsentimentalen Gespräche und der Art und Weise, wie sie dargestellt werden, ist Pathos das falsche Wort. Denn die Liebe, von der hier erzählt wird, ist keine überhöhte romantische Vorstellung, sondern echt.

Echo of You (2023)

Neun Menschen über achtzig sprechen in Interviews über die geliebten Menschen, die sie verloren haben. In sorgfältig komponierten Tableaus (die Gespräche fanden in den Häusern und Wohnungen der Interviewten statt) erzählen sie von Liebe und Trauer, Geborgenheit und Schmerz, von schönen Zeiten und Krisen (darunter außereheliche Affären). (Quelle: Crossing Europe)

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