How It Ends (2021)

Bemüht leichtfüßig in den Untergang

Eine Filmkritik von Dobrila Kontić

Das allzeit beliebte Motiv des drohenden Weltuntergangs hat in den letzten Jahren nicht nur Katastrophenfilme à la "Armageddon" (1998) hervorgebracht, in denen das Ruder in letzter Minute noch einmal herumgerissen wurde. Hin und wieder gab es auch Komödien, deren Protagonist*innen die Auslöschung allen Lebens auf Erden als sicher bevorstehend akzeptieren und zuvor noch schnell ihren inneren Frieden finden mussten. So gelang es Seth Rogen und Jay Baruchel in "Das ist das Ende" (2013), im Angesicht des zivilisatorischen Zusammenbruchs ihre langjährige Freundschaft zu kitten. Und in "Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt" (2012) fand Steve Carell unverhofft noch die Frau fürs kurze Leben, das ihm und dem Rest der Menschheit verblieb.

Solch eine Hoffnung hat Liza (Zoe Lister-Jones, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Daryl Wein auch Regie führte), die Heldin in How It Ends, schon aufgegeben. Der Asteroid, der auf die Erde zurast und ihr endgültig den Garaus machen soll, gilt als unabwendbar. Und so schlurft Liza, eine alleinstehende Mittdreißigerin in Los Angeles, am letzten Tag der Welt durch ihr Apartment und stellt beinahe belustigt fest, dass unmittelbar bevorsteht, wovor sie ihr ganzes Leben lang Angst hatte: Sie wird wohl allein sterben. Es erscheint etwas unhöflich von Liza, dies im Beisein ihrer Mitbewohnerin (Cailee Spaeny) auszusprechen, bis offenbart wird, dass diese lediglich ihr Teenager-Ich darstellt – eine eigentümliche, nicht nur Liza betreffende Begleiterscheinung zur Endzeit.

Der jüngeren Liza ist dann aber auch das bisschen Handlung zu verdanken, das sich in How It Ends so betont gelassen entwickelt: Sie lockt ihr älteres Pendant mit dem Hinweis aus dem Haus, dass ihre Marihuana-Vorräte aufgebraucht seien, und überzeugt sie, dass der bevorstehende Abend doch besser bei der Party einer Bekannten verbracht sei als allein. Nachdem Liza draußen aber Nate (Logan Marshall-Green), ihrer großen verpassten Liebe, begegnet, fasst sie mit ihrer Teenie-Version den Plan, vorm Ende noch die verkorksten oder verschütt gegangenen Beziehungen zu ihren Mitmenschen aufzuarbeiten – darunter ihr Vater Kenny (Bradley Whitford), ihr Ex-Freund Larry (Lamorne Morris), ihre ehemals beste Freundin Alay (Olivia Wilde) und ihre Mutter Lucinda (Helen Hunt).

How It Ends hangelt sich im weiteren Verlauf an diesen Begegnungen etwas repetitiv voran, zu denen Liza und ihr jüngeres Selbst zu Fuß durch die sonnenbeschienen, sehr verlassen erscheinenden Wohngebiete von Los Angeles wandern. Zwischendurch laufen ihnen gesprächige Fremde und deren jüngere Versionen über den Weg. Diese sind – ebenso wie die Menschen, die Liza gezielt aufsucht – allesamt recht neurotische Großstädter*innen, bemerkenswert selbstversunken und drogengestützter Esoterik zugewandt, haben aber selbst im Angesicht des drohenden Endes wenig Bemerkenswertes zu erzählen.

Die etwas eigentümlich, aber niemals absurd genug geratenen Wortwechsel scheinen, zumindest teilweise, improvisiert zu sein, was den Eindruck verstärkt, dass Zoe Lister-Jones und Daryl Wein (die auch das Drehbuch verfassten) sich auf einer Reihe von Gastauftritten aus dem Comedy-Bereich ausgeruht haben. So geben sich hier nicht nur Glenn Howerton, Charlie Day und Mary Elizabeth Ellis aus der Sitcom It’s Always Sunny in Philadelphia die Ehre, sondern auch Stand Up-Comedians wie Bobby Lee und Whitney Cummings und andere in den USA recht bekannte Komödianten wie Pauly Shore, Nick Kroll und Fred Armisen. Obwohl hin und wieder ein Gag gelingt und auch keiner dieser Gastauftritte wirklich stört, kommt man nicht vom Eindruck los, dass diese über die klaffende Einfallslosigkeit in der Plot- und Dialoggestaltung hinwegtäuschen sollen.

Dadurch wirkt Lizas langer Spaziergang in How It Ends etwas angestrengt um eine gewisse Leichtigkeit bemüht. Dies ist bedauerlich angesichts des durchaus interessanten emotionalen Kerns dieser Erzählung: Lizas Auseinandersetzung mit ihrer jüngeren Version, die letztlich auf eine Aussöhnung mit ihrem gegenwärtigen Selbst hinausläuft. Immerhin besinnt sich die Komödie zumindest im Showdown auf diesen Kern zurück, zu dem Zoe Lister-Jones und Cailee Spaeny mit einer berührenden Performance vordringen. Dies versöhnt kurz vorm Schluss mit einem Film, der, wie es im Abspann heißt, zwar mit „viel Liebe“ während des Corona-Lockdowns in Los Angeles entstand, aber von dem gerade vor diesem Hintergrund etwas mehr Originalität zu erwarten gewesen wäre.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/how-it-ends-2021