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Ein weiterer Rückschlag für das Superheldengenre: „Madame Web“ ist generisch, dramaturgisch schwach und schlecht besetzt.

Madame Web (2024)

Eine Filmkritik von Christian Klosz

Gefangen im Franchise-Netz

Mit „Madame Web“ veröffentlicht Sony den vierten Film des aktuellen Spider-Man Universe – und den bisher eindeutig schwächsten. Von KritikerInnen wird der Film zerrissen und als absoluter Tiefpunkt der Superheldenfilms tituliert. Dabei macht er nicht viel anders als die zahlreichen letztjährigen Flops dieses Genres, von „The Marvels“ bis „Aquaman 2“.

Als Regisseurin wurde S.J. Clarkson engagiert, die davor noch nie einen Spielfilm realisiert hatte. Die Britin hatte allerdings letztes Jahr ansehnlichen Erfolg mit der Serie Anatomie eines Skandals. Dass sie sich für ein Machwerk wie Madame Web hergab, kann nur mit üppigen Honoraren erklärt werden. Sony setzt damit auch den Trend fort, den große Franchise-Studios bei ihren Prestige-Projekten der letzten Jahre immer wieder verfolgten: Junge, bisher eher unerfahrene Regisseure und vor allem Regisseurinnen, auch aus dem Arthouse-Bereich, zu engagieren in der Hoffnung, damit die Qualität ihrer Produkte aufzuwerten. Gelungen ist das selten bis nie, stattdessen wurde eine Menge Talent verheizt. Selbiges trifft auch hier zu.

Denn bei allen netten Ansätzen und dem Versuch, Nostalgie-Feeling aufkommen zu lassen (der Film spielt 2003), scheitert Madame Web gleich an mehreren Baustellen. Das Hauptproblem ist ein enorm schwaches, außerordentlich generisches Drehbuch und eine gerade zu Beginn verwirrende Dramaturgie: Man startet im Dschungel, wo Webbs Mutter in den 1970ern als Spinnenforscherin unterwegs ist – schwanger mit Cassandra. Dann ein Zeitsprung in die (Film-)Gegenwart: Cassandra Webb (Dakota Johnson) ist Sanitäterin in Manhattan. Nach einem missglückten Rettungsversuch und einem Nahtoderlebnis scheint sie hellseherische Fähigkeiten entwickelt zu haben. Schließlich springt der Film plötzlich zum Bösewicht Ezekiel Sims (Tahar Rahim), den Visionen von seinem eigenen Tod plagen, den er abwenden will. Dieser Versuch wird ihn später zu Cassandra und den drei Teenager-Mädchen Julia Cornwall (Sydney Sweeney), Mattie Franklin (Celeste O’Connor) und Anya Corazon (Isabela Merced) bringen, die ihrerseits wiederum eine schicksalhafte Verbindung eingehen werden.

Diese einzelnen Handlungsstränge ergeben irgendwann zwar Sinn, werden aber recht unbeholfen miteinander verwoben. So etwas wie erzählerischer „Flow“ entsteht in Madame Web dadurch nie. Die Protagonistin bringt das dramaturgische Dilemma unfreiwillig selbst auf den Punkt: „Verrückte Dinge passieren und ich hab keine Ahnung, warum“, darf sie irgendwann im Mittelteil sagen. Und fasst damit die Handlung des Films recht gut zusammen.

Es hapert aber nicht nur am Drehbuch, sondern auch an technischen Aspekten: Völlig unerklärlich ist der Einsatz von wackeliger Pseudo-Found Footage-Kamera mit unpassenden Zoom-Effekten, insbesondere in den Action-Szenen. Und auch ein für einen Superheldenfilm nicht unerheblicher Faktor – die Präsentation eines interessanten Bösewichts – geht in die Hose: Ezekiel Sims ist eindimensional geschrieben und noch dazu hölzern dargestellt.

Selbst die Besetzung der Hauptfigur mit Dakota Johnson ist misslungen. Während man zwischen den drei Teens noch im Ansatz so etwas wie Chemie oder Spielfreude erkennen kann, liefert Johnson eine sehr eigenartige Performance ab: Ihre Cassandra Webb ist eine Superheldin ohne jeglichen Charme oder Charisma. Sie wirkt wahlweise desinteressiert oder abwesend und kann die Rolle zu keinem Zeitpunkt ausfüllen. Und ein Superheldinnen-Film ohne überzeugende Superheldin ist am Schluss vor allem eines: ein Flop.

Madame Web (2024)

„In der Zwischenzeit in einem anderen Universum…“ Cassandra Webb ist eine ganz normale Rettungssanitäterin in Manhattan, bis sie entdeckt, dass sie möglicherweise über hellseherische Fähigkeiten verfügt – was ihre lebensrettenden Fähigkeiten auf eine harte Probe stellt. Als sie plötzlich mit Enthüllungen über ihre Vergangenheit konfrontiert wird, knüpft sie eine Beziehung zu drei jungen Frauen, die für eine mächtige Zukunft bestimmt sind … wenn sie alle eine tödliche Gegenwart überleben. 

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