Mit Neurodivergenz im Film ist es so eine Sache. Allzu oft ist die andere Wahrnehmung der Welt nur eine Folie, um dann letztlich doch über die „Normalen“ zu erzählen. Dass ein Film konsequent aus der Perspektive einer neurodivergenten Person erzählt, sich in Form und Inhalt ausliefert, ist doch einigermaßen selten. Indie-Regisseurin Ashley McKenzie komponiert Queens of the Qing Dynasty aus ihrer Hauptfigur Star (Sarah Walker) heraus: Die suizidale Jugendliche ist mal wieder im Krankenhaus und in einer besonders miserablen Verfassung. Ihre Reaktionen sind verzögert. Ohnehin spricht die 18-Jährige in einer sedierten Monotonie, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, was für ein wacher und sensibler Geist dort spricht. Dann wird ihr An (Zheng Ziyin) als Betreuer zugeteilt. Zwischen den beiden Außenseitern entwickelt sich eine intensive Freundschaft voller queerer Wundersamkeit. Wird Star lernen, auf eigene Beinen zu stehen?

Queens of the Qing Dynasty ist ein Film ohne Weite. Ganz oft ruht die Kamera auf dem einzigartigen und ausdrucksstarken Gesicht von Star, deren zögerliche Sätze von ungeheurer Präzision sind. Sicherlich — man muss sich in diesen Film hineinarbeiten. Hat man sich auf den Rhythmus eingelassen, wird man von einer Weltsicht umarmt, von der Kraft des Kinos berührt. Wer wäre nicht gerne wieder ein Baby? 

Den Film gibt es exklusiv bei MUBI.