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Streaming-Tipp des Tages: Cemetery of Splendour

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Cemetery of Spledour
Cemetery of Splendour

Die Filme von Apichatpong Weerasethakul sind von einer betörenden Langsamkeit, die sich wie eine spirituelle Erfahrung ausnimmt. Die thailändischen Vorstellungen von Seele und Zwischenreich, von Geistern und Ahnenreihen fließen unaufdringlich in die einfühlsamen Geschichten ein, die formal-ästhetisch immer unter Spannung stehen. Einerseits stehen die Filme durch die langen Einstellungen in einer Tradition des Realismus. Andererseits ist alles von einer fantastischen Stimmung durchzogen.

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In Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben  (2010) erinnert sich ein sterbender Mann im Dschungel eben das, und die Vergangenheit nimmt eine geisterhafte Präsenz an. Momente des Horrorfilms werden hier ihres Schreckens beraubt, um den existenziellen Kern freizulegen. In seinem letzten Film Memoria (2021) lotete er das Gedächnis in Bezug auf die kolumbianische Kolonialgeschichte aus, spürt den Erinnerungsspuren nach, die alles und jeden durchziehen. Gegenstände, Natur und Töne sind die Speicher von Erzählungen und der Mensch eine Echokammer. Es braucht allerdings eine Stille, aus der heraus das Gedächtnis der Zeit treten kann.

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In Cemetery of Splendour (2015) ist es der Schlaf, der ein Tor zu einer tieferen Ebene öffnet. Mehrere Soldaten leiden an einer seltsamen Schlafkrankheit. Nur ganz selten erwachen sie. In einem Krankenhaus, das auf einem ehemaligen Friedhof gebaut wurde, kümmert man sich um sie. Schnell wird klar, dass irgendetwas an die Oberfläche will: Mythen von König*Innen und Kriegern, ein Kampf in der Ewigkeit. All das deutet sich an, wird in poetisch-schöne Bilder übersetzt. Dinge scheinen lebendig, es wird in fremden Zungen gesprochen und in den kleinen Momenten lauert das große Glück.

Cemetery of Splendour kann nicht so einfach begriffen werden. Es ist ein Film, den man spüren muss. Doch muss man sich dem Rhythmus der Bilder angleichen: Selten ist man bei einem Film näher an der Meditation.

Kino ist ein Traum, ist das Leben, ist der Schlaf.

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