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Trailer des Tages

Do Not Expect Too Much from the End of the World

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Do Not Expect Too Much from the End of the World (2023) - Trailer 2 (OmeU)
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Angela (Ilinca Manolache) ist erschöpft. Und sie ist wütend. Auf diese von Männern dominierte Welt, den Sexismus und die schrecklichen Arbeitsbedingungen. Für eine rumänische Filmproduktion ist sie das Mädchen für alles. Mit ihrem Auto fährt sie durch die vollen Straßen von Bukarest, um Protagonisten für einen Imagefilm zur Arbeitssicherheit eines weltweit operierenden Unternehmens zu casten. Der Firma geht es nicht um die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse. Unter dem Deckmantel der Aufklärung soll weiter ausgebeutet werden. Angela ist sich dieser Sache bewusst. Doch irgendwie muss man sein Geld ja verdienen. Um Druck abzulassen, hat schlüpft sie in den Sozialen Medien in die Rolle eines sexistischen Dummkopfes, legt einen Filter auf ihr Gesicht und wütet, zetert und prollt. Diese Überaffirmation ist von köstlicher Komik – ein Mario Barth auf Steroiden. 

In diese Erzählung webt Radu Jude allerhand essayistische Elemente ein. Die Wege, die Angela zurücklegt, gleichen sich mit den Fahrten einer Taxifahrerin aus einem alten rumänischen Film, dessen Bilder einen historischen Raum eröffnen: Bukarest hat sich verändert, durch all die Investitionen, das Kapital und die Globalisierung. Schließlich bricht der Film gar ab, um in einer langen Bilderstrecke von Gräbern am Rande einer viel befahrenen Straße den Wert von Menschenleben zu reflektieren – alles ist in Bewegung und ebendiese wird dir den Kopf kosten.

 Do Not Expect Too Much from the End of the World ist ein Geniestreich, mit dem der rumänische Filmemacher erneut beweist, dass er zu den außergewöhnlichsten und wahrlich politischen Autoren unserer Zeit gehört. Neue Medien werden selbstverständlich in die Form eingewoben, gebrochen und dem Publikum in angeschärften Splittern entgegengeschleudert. Doch niemals ist Judes Kino anstrengend. Es hat Witz und einen enormen Unterhaltungswert, indem es auf jede Belehrung verzichtet.    

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