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Darling der Woche

Love is a Crime: Ein wahr gewordener Film noir

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Cover von "Love is a Crime"
Cover von "Love is a Crime"

Am Abend des 13. Dezember 1951 stehen zwei Eheleute einander auf einem Parkplatz in Beverly Hills gegenüber, für einen Moment scheint die Zeit eingefroren. Sie: Joan Bennett, Hollywoodschauspielerin, berühmt für ihre Femme-Fatale-Rollen. Er: Walter Wanger, erfolgreicher Produzent. Zwischen ihnen: Eine Mann am Boden, blutend, Schusswunden im Oberschenkel und der Leiste. Ein wahr gewordener Film noir.

Die Schüsse in Beverly Hills wurden zu einem der größten Hollywood-Skandale aller Zeiten. Der Auslöser: eine lächerliche Nichtigkeit. Bennett hatte sich mit ihrem langjährigen Agenten Jennings Lang getroffen, um über eine künftige Fernsehshow zu sprechen. Wanger beobachtete die beiden zufällig und vermutete eine Affäre (die Bennett im Nachhinein nie bestätigte). Von plötzlicher Wut überkommen, lief er los und feuerte zwei Schüsse auf den unvorbereiteten Agenten, warf die Pistole ins Auto seiner Frau und fuhr davon.

Die entscheidende Frage blieb all die Jahre danach die Gleiche: Warum? Joan Bennett hatte sich in den 1930er Jahren eine erfolgreiche Karriere aufgebaut. Ihre Rolle neben Katherine Hepburn in Little Women brachte ihr 1933 die Aufmerksamkeit des unabhängigen Produzenten Wanger ein, der fortan begann ihre Karriere zu managen. 1938 ließ sich Bennett von Wanger überzeugen ihr von Natur aus blondes Haar für eine Rolle im Kriminalfilm Trade Winds brünett zu färben. Der Imagewechsel brachte ihr viel Publicity und machte sie zur Königin des Film noir. Sie spielte in The Woman in the Window und in Straße der Versuchung von Fritz Lang, in The Reckless Moment von Max Ophüls oder Jean Renoirs Die Frau am Strand.

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Inzwischen hatten Wanger und Bennett geheiratet, zwei Kinder waren aus der Ehe hervorgegangen und Ende der 1940er Jahre begann die Schauspielerin ihr Image erneut zu wandeln. Für die Vincente-Minnelli-Komödien Vater der Braut und Ein Geschenk des Himmels mit Spencer Tracy und Elizabeth Taylor wurde sie zur eleganten, fürsorglichen, schlagfertigen Mutter. Ein neues Kapitel schien vor Bennetts Karriere zu liegen. Doch dann der 13. Dezember 1951, der alles verändern sollte — und zwar nicht für Walter Wanger.

Nach nur vier Monaten im Gefängnis (sein Anwalt plädierte auf vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit, ein Verbrechen aus Leidenschaft), kehrte er nach Hollywood zurück, nahm seine Arbeit wieder auf und produzierte eine Reihe erfolgreicher Filme, darunter den Science-Fiction-Klassiker Invasion of the Body Snatchers oder den 1963er Monumentalfilm Kleopatra. Joan Bennett hingegen spielte in den 1950er Jahre nur noch in fünf Filmen mit. Ihre Karriere und auch ihr soziales Leben in Hollywood erholten sich nicht wieder von dem Skandal — es war, als sei sie auf einer unsichtbaren Blacklist gelandet. Einmal soll sie gesagt haben:

„Ich hätte genauso gut selbst abdrücken können.“

Eine Geschichte, die uns aus heutiger Sicht vielleicht absurd erscheint — und die dennoch Schatten wirft. Love is a Crime heißt der Podcast des Magazins Vanity Fair und des Podcast-Studios Cadence13, der seit dem vergangenen Wochenende in 10 Episoden die Geschichte von damals neu aufrollt. Als Host mit dabei ist keine Geringere als Karina Longworth, die mit You Must Remember This den Lieblingspodcast aller Filmgeschichtsbuffs verantwortet. Außerdem kommt Vanessa Hope zu Wort, ihres Zeichen Enkelin von Joan Bennett und Walter Wanger. Und nicht zuletzt hat Love is a Crime narrative Anteile: Zooey Deschanel und Jon Hamm schlüpfen in die Rollen des Ehepaars.

Die erste Folge von Love is a Crime ist seit dem 17. August überall wo es Podcasts gibt verfügbar. Und wer noch weitere Tipps für Filmpodcasts gebrauchen kann, dürfte hier oder hier fündig werden.

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