Black Gold

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Versöhnliches Wüstenepos

Seit dem unvergesslichen Lawrence von Arabien aus dem Jahr 1962 weiß man, wie es das westliche Kinopublikum fasziniert, wenn Männer in wallenden Gewändern durch die Wüste reiten, um Freiheit und Ehre mit der Waffe zu verteidigen. In den 1930er Jahren, gar nicht so lange nach dem zur Zeit des Ersten Weltkriegs spielenden Filmklassikers von David Lean, ist Black Gold von Regisseur Jean-Jacques Annaud angesiedelt. Auf der Arabischen Halbinsel wurde das Erdöl entdeckt, aber es gibt sie noch, die archaische Welt der kriegerischen Stämme.
Der junge Held, Prinz Auda (Tahar Rahim), wächst im Fürstentum Hobeika auf, als Ziehsohn des Herrschers Nesib (Antonio Banderas). Sein richtiger Vater, Sultan Amar von Salmaah (Mark Strong), musste seine beiden Söhne hergeben, als er den Krieg gegen Nesib verlor. Damals wurde vereinbart, dass keiner der beiden Stämme den Gelben Gürtel, das Gebiet zwischen ihren Ländern, beanspruchen darf. Als aber eine texanische Erdölgesellschaft im Gelben Gürtel das schwarze Gold entdeckt und König Nesib ein lukratives Angebot macht, will dieser sein Land zu ungeahntem Reichtum und Fortschritt führen. Um Amar friedlich zu stimmen, vermählt Nesib Prinz Auda mit seiner eigenen Tochter Leyla (Freida Pinto). Dann schickt er Auda nach Salmaah, damit er seinen Vater von Nesibs Plänen überzeugt.

Aber Amar ist ein konservativer Mann des Glaubens, der sich allen Neuerungen und vor allem den westlichen Einflüssen widersetzt. Er möchte keine Ungläubigen ins Land lassen. Amar befiehlt seinem Sohn, mit ihm in den Krieg gegen Hobeika zu ziehen. Auda, der seine Tage bisher in der Bibliothek verbrachte, soll mit einer Scheinarmee, die hauptsächlich aus Strafgefangenen besteht, in die gefürchtete Wüste ziehen, um Nesibs Truppen abzulenken. Dann will Amar mit seinen Soldaten Hobeika stürmen. Als gehorsamer Sohn willigt Auda ein. An seiner Seite reitet sein Halbbruder Ali (Riz Ahmed), ein weltlich eingestellter Arzt mit Vorliebe für bissigen Humor.

Der Film basiert auf dem 1957 erschienenen Roman Der schwarze Durst des Schweizer Schriftstellers und Rennfahrers Hans Ruesch. Darin reift Prinz Auda vom unerfahrenen Jüngling zum verhandlungsstarken Truppenführer, entwickelt aber wegen der Entbehrungen und Schlachten auch barbarische Züge. Weil Rueschs Ich-Erzähler Auda einem heutigen Publikum kaum mehr zumutbar wäre, hat das Drehbuch die Geschichte erheblich geglättet und modernisiert. Aber insbesondere die Entbehrungen in der Wüste schrumpfen zu stark, als es der Atmosphäre des Films gut tut. Obwohl in Tunesien und Katar gedreht, fehlt den Aufnahmen mit den Kamelen, Pferden und Zelten das Imposante aus Lawrence von Arabien. Sie sind dafür oft zu nahe an den Personen und zu unruhig. Letztlich hetzt der Film Auda durch die dramatischen Stationen seines Abenteuers, ohne sich groß um kulturelle Authentizität zu kümmern. Dabei hätte das Buch als Vorbild dienen können, um ausführlicher auf die Frömmigkeit der Personen einzugehen und auf die oft exotisch anmutenden Sitten, die ihr Handeln bestimmen.

Black Gold will hingegen unterhalten, ohne jemanden zu verprellen: Prinzessin Leyla ist unter ihrem Schleier eine zeitlos unbeschwerte Figur, wie sie auch westlichen Frauen gefallen könnte. Prinz Auda wird zum Helden der Mäßigung und der Vernunft, der zwischen den Extrempositionen seiner beiden Väter einen zukunftsträchtigen Mittelweg findet. So werden mehr Brücken geschlagen in diesem Film, als er dann Zeit hat, sie zu beschreiten.

Black Gold

Seit dem unvergesslichen „Lawrence von Arabien“ aus dem Jahr 1962 weiß man, wie es das westliche Kinopublikum fasziniert, wenn Männer in wallenden Gewändern durch die Wüste reiten, um Freiheit und Ehre mit der Waffe zu verteidigen.
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