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Mit „Der Name der Rose“ verfilmte Jean-Jacques Annaud den berühmten Umberto-Eco-Roman, unterstützt von Stars in eindrücklichen Kulissen.

Der Name der Rose (1986)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Ermittlung im Spätmittelalter

Mit der Produktion von Werken wie „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1981) und „Die unendliche Geschichte“ (1984) bewies der aus Neuburg an der Donau stammende Bernd Eichinger (1949-2011) wiederholt sein hervorragendes Gespür für international erfolgreiches Kino. Dies gelang ihm auch bei „Der Name der Rose“ (1986), der Leinwand-Adaption des gleichnamigen Romans von Umberto Eco aus dem Jahre 1980 unter der Regie des Franzosen Jean-Jacques Annaud („Sieben Jahre in Tibet“).

Der weltweite Bestseller des italienischen Wissenschaftlers und Schriftstellers Eco vereint in seinem postmodernen Stil philosophische Gedanken sowie politische, soziale und religiöse Themen mit massenkompatibler Unterhaltung, indem er seinen Plot in Form eines Kriminal- und Schauerromans in der Tradition von Edgar Allan Poe, Arthur Conan Doyle und Agatha Christie schildert und zugleich das Setting einer norditalienischen Benediktiner-Abtei historisch sehr akkurat erfasst.

Das rund 800-seitige Buch wurde für die knapp 130-minütige Verfilmung zwangsläufig in seiner Komplexität reduziert – dennoch schaffen es das Skript von Andrew Birkin, Gérard Brach, Howard Franklin und Alain Godard und vor allem Annauds souveräne Inszenierung, die Mischung aus Tiefgang und Spannung ins Audiovisuelle zu übertragen. So war bereits die Besetzung der Hauptrollen gewiss ein kluger Schachzug, um ein Mainstream-Publikum zu erreichen.

Für den Part des Franziskaners William von Baskerville konnte der Schotte Sean Connery gewonnen werden, der durch die Verkörperung des Geheimagenten James Bond seit den 1960er Jahren als Popkultur-Ikone gefeiert wurde und nur wenige Jahre vor seinem Auftritt in Der Name der Rose noch ein letztes Mal in Sag niemals nie (1983) in ebendieser Rolle zu sehen war.

An Connerys Seite als Novize Adson von Melk agiert der damalige Newcomer Christian Slater, dem gerade der Durchbruch als Teen-Star in Hollywood bevorstand. Darüber hinaus wirken etwa der Oscar-Preisträger F. Murray Abraham (Amadeus) und der österreichische Kabarettist Helmut Qualtinger mit.

Die Handlung entspricht einer klassischen Detective-Story, in der ein komplizierter Fall von einem Duo in mühsamer Spürarbeit aufgeklärt werden muss. Die Leiche eines jungen Mönchs und Illustrators wurde grausam entstellt außerhalb der Klostermauer unterhalb eines Turms entdeckt; bald wird zudem ein griechischer Übersetzer ermordet. Dies sorgt für „spirituelle Unruhe“ in der Abtei – und führt unter den gläubigen Männern rasch zur Überzeugung, dass die Apokalypse bevorstehe. Nach einem erneuten erschreckenden Vorfall erkennt William, dass der Diebstahl eines griechischen Buches aus der Bibliothek Hinweise auf die Lösung bietet. Die Suche nach dem Täter geht jedoch noch mit weiteren Opfern und diversen gefährlichen Situationen einher.

Der Film lebt zum einen von den Wortwechseln, die der bedachte William und der lernwillige Gehilfe Adson führen. Die Spurensuche und die Überlegungen, die die beiden dazu anstellen, nehmen ebenso viel Raum ein wie das Reden über persönliche Dinge. Zum anderen liefert das Werk Schauwerte, etwa durch die aufwendige, detailreiche Ausstattung und durch Thriller- und Grusel-Elemente wie ein Labyrinth innerhalb des Klosters mit Falltüren und Spiegeln, dem die zwei Protagonisten entkommen müssen. Der Name der Rose ist ein Musterbeispiel für eine Art von Event-Kino mit Anspruch, wie es heute kaum noch denkbar ist.

Der Name der Rose (1986)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Verfilmung eines kuriosen Bestsellers

Als der italienische Semiotiker Umberto Eco 1980 seinen Roman Der Name der Rose / Il nome della rosa veröffentlichte, breitete sich die Faszination dieser umfangreichen mittelalterlichen Erzählung rasch innerhalb der internationalen Literaturszene aus. Dass dieser packende, intellektuell anspruchsvolle sowie gleichermaßen außerordentlich unterhaltsame Stoff, der eine erstaunliche Popularität genoss, verfilmt werden würde, war nur eine Frage der Zeit: 1986 inszenierte der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud (Der Liebhaber / L’amant, 1992, Sieben Jahre in Tibet / Seven Years in Tibet, 1997) diesen spannenden Krimi mit Sean Connery und Christian Slater in den Hauptrollen. Der Name der Rose wurde mit zahlreichen renommierten Auszeichnungen prämiert und zeigte sich auch an den Kinokassen weltweit als Erfolg, auch wenn nicht wenige Kritiker den gewaltigen Verlust der Vielschichtigkeit der literarischen Vorlage innerhalb der Verfilmung beklagen – betrachtet man die ungeheure Komplexität des Romans, besteht hierin ein sicherlich kaum zu vermeidendes Defizit.

Rätselhafte, grausame Morde ereignen sich in der Benediktiner-Abtei in den Apenninen, die der Franziskaner William von Baskerville (Sean Connery) gemeinsam mit seinem Schüler, dem Novizen Adson von Melk (Christian Slater) im Jahre 1327 besucht, um hier an einer Diskussion über strittige theologische Fragen teilzunehmen. Weithin als überaus kluger Kopf bekannt wird William vom Abt des Klosters (Michael Lonsdale) um Unterstützung bei der Aufklärung der unheimlichen Umtriebe unter den Mönchen gebeten. Im Zuge der Nachforschungen ist es immer wieder die nur für wenige Mönche zugängliche Bibliothek der Abtei mit ihren teilweise verborgenen Schätzen, die in den Fokus rückt, zumal ein geheimnisvolles griechisches Buch offensichtlich eine bedeutsame Rolle bei den Mordfällen spielt …

Angefangen vom Mythos des aristotelischen Werkes über die Komödie im Zusammenhang mit der Frage, ob Jesus jemals lachte, über die brisante Armutsthematik innerhalb des mittelalterlichen Klerus bis hin zum Komplex um Ketzerei, Inquisition und die Deutungsmacht über Wissen und den rechten Weg gelingt es dem Film in ansprechender Weise, die theologischen Hintergründe der Geschichte in allgemein verständlicher Form anzureißen. Skurrile Mönche, die durchweg von ganz hervorragenden Akteuren besetzt sind, prägen eine dichte Atmosphäre des gruseligen Erschauerns, und wenn der blinde, gestrenge Jorge von Burgos (Fjodor Schaljapin) mit seinen apokalyptischen Horror-Visionen erscheint, versetzt er nicht nur seine Mitbrüder in Angst und Schrecken. Auf diese Weise wird die Rolle der Furcht innerhalb der christlich-religiösen Welten thematisiert, die auch in Umberto Ecos Roman einen zentralen Aspekt darstellt.

Der Name der Rose ist ein in sich stimmiges, spannendes Kriminalstück in wohl dosiertem philosophisch-theologischem Ambiente, das mit seiner sorgfältigen Ausstattung und Inszenierung durchaus eine das Originalwerk angemessen repräsentierende Literaturverfilmung abgibt, auch wenn die knapp 800 Seiten des kuriosen Romans sich kaum in guten zwei Stunden Film abbilden lassen können. Dass sich die Verfilmung von Jean-Jacques Annaud, die unter anderen von Bernd Eichinger (Letzte Ausfahrt Brooklyn / Last Exit to Brooklyn, 1989, Das Geisterhaus / The House of the Spirits, 1993, Fräulein Smillas Gespür für Schnee / Smilla’s Sense of Snow, 1997) produziert wurde, an ein weitläufiges Publikum richtet, ist zwar innerhalb der effektvoll ausgerichteten Dramaturgie spürbar, mindert jedoch nur punktuell die insgesamt gelungene Inszenierung, die auch unter dem Aspekt der großen Popularität gedeutet werden muss, die dieser grandiose Stoff erreicht hat.

Der Name der Rose (1986)

Als der italienische Semiotiker Umberto Eco 1980 seinen Roman „Der Name der Rose / Il nome della rosa“ veröffentlichte, breitete sich die Faszination dieser umfangreichen mittelalterlichen Erzählung rasch innerhalb der internationalen Literaturszene aus. Dass dieser packende, intellektuell anspruchsvolle sowie gleichermaßen außerordentlich unterhaltsame Stoff, der eine erstaunliche Popularität genoss, verfilmt werden würde, war nur eine Frage der Zeit.

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Meinungen

Thomas · 13.07.2022

Einer der größten Filme mit Sean Connery. Einer der besten historischen Kriminalfilme.