Das Wissen vom Heilen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein kleiner Einblick in die Welt der tibetischen Medizin

Im Zeitalter einer immer höher technisierten Medizin suchen dennoch oder gerade deshalb immer mehr Menschen nach alternativen Heilmethoden, um ihre Krankheiten in den Griff zu bekommen oder ihre Gesundheit zu erhalten. Dabei stoßen vor allem traditionelle Ausrichtungen aus dem asiatischen Raum auf reges Interesse, und die tibetische Medizin genießt in diesem Zusammenhang bei Patienten wie Ärzten und Wissenschaftlern ein wachsendes Ansehen. Der schweizerische Filmemacher Franz Reichle widmet sich in seiner Dokumentation Das Wissen vom Heilen diesem ganzheitlichen Ansatz, der auf dem Jahrtausende alten, indischen Ayurveda-Prinzip beruht, der Wissenschaft vom Leben, das in Tibet seit Jahrhunderten eine ganz eigene Ausprägung entwickelt hat, die sich längst auch jenseits des kleinen, politisch geplagten Landes verbreitet hat. In der Mission, Einblicke in diese Heilkunst mit ihren Hintergründen und Zusammenhängen einem westlichen Publikum verständlich darzustellen, hat Reichle einige Interviews mit praktizierenden Ärzten und auch Wissenschaftlern geführt, die diesen für die westliche Welt noch überwiegend außergewöhnlichen Ansatz zum Forschungsgegenstand erhoben haben.
Regisseur Reichle enthält sich auf seiner geographischen wie thematischen Reise in die Welt der tibetischen Medizin jeglichen Kommentars, sondern lässt die Darstellungen und Erklärungen der Experten für sich selbst sprechen. Der Filmemacher hat Krankenhäuser und Institute in Tibet, Indien, Israel und Wien besucht und anhand konkreter Patienten, die über einen längeren Zeitraum begleitet werden, und Krankheiten die Behandlungsmethoden dokumentiert, die von der klassischen Pulsdiagnose, dem Aufspüren von Funktionskanälen im Körper und der Ursachenforschung bis hin zu Schröpfungen, dem Rezitieren von Gebeten und selbstverständlich der Medikation mit den aus zahlreichen Komponenten bestehenden, sorgfältig gewonnenen Heilkräuter reichen.

Die Stimmen der kritischen Wissenschaftler bestätigen die Effektivität der Heilmethoden, die sich teilweise auch nach gängigem schuldmedizinischem Verständnis nachvollziehen lassen, und doch verbleiben einige Aspekte (noch) im Bereich des mystisch-religiösen, und es ist Tenzin Gyatso, Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, der die buddhistische Dimension der tibetischen Heilkunst gewohnt kenntnisreich und eingängig erläutert sowie philosophische und spirituelle Hintergründe erhellt, was dem manchmal ein wenig zusammenhanglos erscheinenden Film einen roten Faden verleiht, der sich sicherlich nur als kleiner Ausschnitt einer äußerst komplexen und komplizierten Thematik begreifen lässt, dessen umfangreiche Extras einen guten und notwendigen Beitrag zum Verständnis derselben leisten.

Das Wissen vom Heilen

Im Zeitalter einer immer höher technisierten Medizin suchen dennoch oder gerade deshalb immer mehr Menschen nach alternativen Heilmethoden, um ihre Krankheiten in den Griff zu bekommen oder ihre Gesundheit zu erhalten.
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