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Die queere Romcom aus Österreich weiß, welche Hebel sie bedienen muss, um ein größtmögliches Publikum zufrieden aus dem Kino zu entlassen: Feel-Good-Kino mit vielen Klischees, Kitsch und Küssen. Die Lovestory überzeugt dabei mehr als die Comedy-Ebene.

What a Feeling (2024)

Eine Filmkritik von Julian Stockinger

Eine queere Romcom aus Österreich

Das in Wien angesiedelte Langspielfilmdebüt der österreichischen Regisseurin Kat Rohrer ist eine queere Romcom über die Diskrepanz aus gesellschaftlich erwarteten und tatsächlich gelebten Lebensentwürfen. Eine mit vielen Klischees, Kitsch und Küssen angereicherte Feel-Good-Experience, die auf der Diagonale in Graz ihre Österreichpremiere feierte.

Wenn zufällige Begegnungen das Leben überdurchschnittlich prägen, wird gern von Schicksal gesprochen. Die erste Begegnung von Fa (Proschat Madani) und Marie Theres (Caroline Peters) wirkt hingegen gar nicht schicksalsträchtig. Fa überfährt Marie Theres irgendwo im 16. Wiener Gemeindebezirk fast mit ihrem Auto und macht sich hinterher auch noch über ihre erschrockene Reaktion lustig. Die zweite Begegnung der sich in der Mitte ihres Lebens befindenden Frauen findet in Fas Stammlesbenbar statt, wo Marie Theres sturzbetrunken hereinstolpert, nachdem sie am Hochzeitstag von ihrem Mann verlassen wurde. Das „Straight Girl voll fett“, wie sie von Fa und der Barkeeperin bezeichnet wird, beginnt, zum titelgebenden Song zu tanzen und die anfängliche, eh immer schon liebevolle Häme Fas entwickelt sich rasch zu einem wachsenden Interesse an der fremden Frau. Noch in der gleichen Nacht stellt sich die Frage, wie straight dieses Girl eigentlich ist. Und just am nächsten Tag findet die dritte zufällige Begegnung statt, als Fa mit ihrer Mutter das Krankenhaus aufsucht, in dem Marie Theres arbeitet.

What a Feeling ist nicht nur ein Film über zufällige Begegnungen, die das Leben prägen, sondern auch über unfreiwilliges Doppelleben in einer Zeit, in der dies längst nicht mehr nötig zu sein scheint. Die selbstbewusste Lesbe Fa hat iranische Wurzeln und verheimlicht ihrer Familie, mit Ausnahme des Bruders Djamshid (Anton Noori), ihre Sexualität. Das steht in starkem Kontrast zu ihrem anderen, dem emanzipierten und queeren Leben. Auch im Rahmen ihrer beruflichen Hausbesuche kümmert sie sich nicht nur um die defekten Küchen ihrer weiblichen Kundinnen. Ebenso kommt mit voranschreitender Spieldauer auch Marie Theres zunehmend mehr in die Situation, ihre Beziehung zu Fa vor ihrer pubertierenden Tochter, ihrem Ex und ihren reaktionären Freundinnen verstecken zu müssen. Wobei, muss sie das wirklich, hier und jetzt, im Wien des Jahres 2024?

Kat Rohrers Romcom ist ein Feel-Good-Film durch und durch, der niemanden irritieren, verärgern oder mit offenen Fragen aus dem Kinosaal entlassen wird. In What a Feeling lösen sich alle Konflikte in Wohlgefallen auf und es scheint, als wäre nun selbst die letzte Bastion gegen sexuelle Selbstbestimmung in Mitteleuropa erfolgreich verblasen worden. Dass dieser Schein trügt, ist so klar wie wurscht, denn der Film ist als zeitgemäße Gute-Laune-Unterhaltung für ein großes Publikum konzipiert und funktioniert als solche über weite Strecken gut. Leider verläuft er sich aber zu sehr in Nebensträngen, wo die immens klischeehaften und nicht immer gut gespielten Nebenfiguren die Schmähdichte aufrechterhalten und dem „com“ in Romcom Berechtigung geben sollen. Der Film ist genau da am schlechtesten, wo er am witzigsten sein will. Als lesbische Romanze inklusive an den Tränendrüsen arbeitenden Coming-outs, funktioniert What a Feeling aber wunderbar. 

What a Feeling (2024)

Ihren Hochzeitstag hat sich die erfolgreiche Ärztin Marie Theres anders vorgestellt. Musste es wirklich gleich Trennung sein, womit sie ihr Ehemann Alexander konfrontiert? Ja, es musste, denn er hat sich nicht nur den Abend anders vorgestellt, sondern gleich sein gesamtes zukünftiges Leben: Mehr Glück und Freiraum, dafür weniger Marie Theres.   Infolge dieser so unerfreulichen Wendung macht Marie Theres, was jede vernünftige Frau in einer solchen Situation tun würde: Sie greift zum Glas. Der letzte Absacker führt sie in die Bar von Bigi — dort sind vornehmlich Frauen, die Frauen lieben. Und dort ist Fa.
 

Fa ist lebenslustig, spontan, ungebunden und lebt ihr Liebesleben freizügig. Passt doch die überaus korrekte Ärztin so gar nicht in Fas Beuteschema, bringt sie Marie Theres nach dem feuchtfröhlichen Abend trotzdem nach Hause. Diese ist allerdings zu betrunken um sich daran erinnern zu können — haben wir, oder haben wir nicht? Und dürfen wir das überhaupt? Theoretisch ja, aber praktisch ist alles nicht ganz so einfach. Denn straight läuft bei Marie Theres und Fa gar nichts! (Quelle: Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion)

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