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Mit „The Queen Mary“ schickt uns Gary Shore auf eine bluttriefende Schiffstour, die sich eher durch ihre gelungene Stimmung als durch ihr Storytelling über Wasser hält.

The Queen Mary (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Geister an Bord

Alte Gemäuer im Nirgendwo, einsame Hütten im Wald, moderne Hochhäuser oder vermeintlich idyllische Vorstadtsiedlungen: Das Grauen kann in Horrorfilmen an den unterschiedlichsten Orten lauern. Auch große Schiffe dienten schon häufiger als Gruselkulissen, etwa in „Ghost Ship“ (2002) und in „Die letzte Fahrt der Demeter“ (2023). In „The Queen Mary“ nutzt der Regisseur Gary Shore nun das titelgebende Ex-Passagierschiff, um zusammen mit seinen beiden Co-Autoren von den Geistern zu erzählen, die dort Legenden nach ihr Unwesen treiben.

Der Plot wird auf zwei Zeitebenen geschildert. Zum einen sehen wir, wie der Gauner David Ratch (Wil Coban) mit seiner wahrsagenden Ehefrau Gwen (Nell Hudson) und der gemeinsamen kleinen Tochter Jackie (Florrie Wilkinson) im Jahre 1938 durch eine Betrügerei versucht, an Bord der Queen Mary am üppigen Halloween-Dinner der Ersten Klasse teilzunehmen. Als Jackie den Filmproduzenten Victor (Angus Wright) und die Superstars Fred Astaire (Wesley Alfvin) und Ginger Rogers (Maddison Nixon) erspäht, will sie sich der prominenten Gruppe vorstellen, da sie von einer Karriere als Tänzerin träumt. Kurze Zeit später scheint David indes von einer bösen Macht besessen zu sein, was zu einem Blutbad führt.

Und zum anderen lernen wir in der Jetztzeit Anne Calder (Alice Eve) und deren (Ex-)Lebenspartner Patrick (Joel Fry) kennen. Die beiden wollen auf der Queen Mary, die inzwischen im kalifornischen Long Beach als schwimmendes Hotel und als Attraktion mit Tour-Guides ihren Zweck erfüllt, eine Buchidee über das (Spuk-)Schiff aus der Perspektive ihres Sohnes Lukas (Lenny Rush) pitchen. Wo sich Lukas aufhält beziehungsweise was mit ihm geschehen ist, gehört zu den Geheimnissen, die sich erst im Laufe der Handlung entbergen.

Shore, der bereits mit Dracula Untold (2014) Genre-Erfahrung sammelte, erzeugt hier vor allem eine schön-schaurige Atmosphäre. Die Passagen, die in den 1930er Jahren angesiedelt sind, bieten tolle Kostüme und Masken – und eine ausgiebige Stepptanzsequenz mit dem von Wesley Alfvin charismatisch verkörperten Fred Astaire und dem Nachwuchstalent Jackie. In der Montage werden diese Glitzer- und Glamour-Momente mit einem fatalen Notfall im Kesselraum und mit den blutigen Taten eines Besessenen verbunden.

Ebenso wild springt der Film zwischen seinen zwei Erzählebenen (und sogar auch noch mal durch Rückblenden innerhalb dieser Ebenen) hin und her. Er wirkt insgesamt etwas zu fahrig und konfus, um wirklich zu überzeugen. Die Hauptfiguren und deren Darsteller:innen bleiben blass; die Spannung wird durch die zahlreichen Sprünge nicht stimmig aufgebaut. Dennoch bringt The Queen Mary ein paar bemerkenswerte Schockbilder hervor – etwa eine Würgehand, die plötzlich aus einem Handy herausgeschossen kommt und damit an eine ikonische Szene aus Wes Cravens Nightmare – Mörderische Träume (1984) erinnert. Auch der schwarze (Meta-)Humor hat seinen Reiz, wenn mit dem berüchtigten Image des Ozeandampfers gespielt wird. „Das gehört alles zu unserer Show!“, heißt es an einer Stelle, als der tödliche Schrecken schon längst sehr real geworden ist.

An kreativen Einfällen und visuellen Details mangelt es nicht. Bis in den Abspann hinein arbeitet die Inszenierung gekonnt mit Spiegelmotiven. Hinzu kommt die Integration von historischen Aufnahmen und eine hübsche Animationssequenz. Gewiss ist The Queen Mary kein großes Werk des Horrorkinos, aber ein interessantes Konglomerat aus Grusel-Versatzstücken.

The Queen Mary (2023)

Immer wieder gab es Gerüchte, dass es an Bord der vor Long Beach in Kalifornien ankernden RMS Queen Mary spuken soll, die heute als schwimmendes Hotel fungiert. In seinem Horrorfilm verknüpft Gary Shore auf zwei Zeitebenen die Schicksale zweier Familien miteinander, die von diesem Spuk heimgesucht werden — eine im Jahre 1938, die andere in der Gegenwart.

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Meinungen

Osman · 21.01.2024

Der film war der langweiligste Film den ich bin jz gesehen hab nicht zum empfehlen