Die Häschenschule - Der große Eierklau (2022)

Boah, fett, ein Osterei!

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Wer nicht mit einem ausgezeichneten Gedächtnis für mediokre Animationsfilme gesegnet ist, wird schon ziemlich mit den Ohren, pardon: Löffeln schlackern, denn Ute von Münchow-Pohl und ihre Autorinnen Katja Grübel und Dagmar Rehbinder halten sich zu Beginn von "Die Häschenschule 2 – Der große Eierklau" nicht lange damit auf, irgendetwas zu erklären, was sie fünf Jahre zuvor im Vorgängerfilm "Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei" eingeführt hatten.

Schon der hatte nur noch sehr vage etwas mit dem mittlerweile fast 100 Jahre alten Kinderbuch Die Häschenschule zu tun, aber Stadthase Max und Waldhäsin Emmi und all die anderen Figuren werden auch nicht mehr groß vorgestellt. So bleibt den Zuschauer_innen einerseits mühsame Exposition, andererseits wertvolle Orientierung erspart. Wie man’s macht, ist es natürlich verkehrt.

Mitten hinein also: Max ist wieder in der Stadt und legt sich gerade mit ein paar sich supercool gebärdenden Streaming-Hasen an (mit Smartphones und Kameradrohne) und klaut ihnen ihr Moped, aber der Einladung zurück in die Schule kommt er schon gerne nach. Nur kommt Leo, der Anführer der "Wahnsinnshasen", hinterher: Er will sein Moped zurück, Ruhm und Follower ("Hasen, die mir online hinterherhoppeln") natürlich außerdem.

Also tut er sich mit der Fuchsfamilie im Wald zusammen, die den Osterhasen die Eier klauen möchten, um sie selbst zu verteilen und so endlich auch einmal die Guten sein zu können. "Ihr wollt doch Osterfüchse sein." Dass dafür Diebstahl und List notwendig werden, stört sie nicht besonders; allerdings ahnen sie nicht, dass Leo noch eigene, weitaus gemeinere Pläne hat. Max derweil hat eigene Probleme, denn sein egoistisches Gehabe stößt bei den anderen Meisterschüler_innen nicht auf große Gegenliebe, nur die weise Lehrerin Madame Hermine glaubt an ihn.

Man verrät keine besonders geheimen Plotpoints, wenn man sagt, dass bis zum Ende des Films alle Beteiligten (außer Leo) über sich und ihre Vorurteile hinauswachsen müssen, auch über Speziesgrenzen hinaus, und dass am Ende das Hohelied der Gemeinschaft gesungen wird. "Boah, fett!", kommentieren das dann die Stadthasen, so redet man anscheinend in dichter besiedelten Gegenden, nun ja: Subtil zeichnet dieser Film eben auch die Differenz zwischen Stadt und Land nicht nach.

Entsprechend ist alles: Die CGI-Grafik ist solide und gut gemacht, aber am letzten Schliff, an den Feinheiten fehlt es. Die Hintergründe wirken starr, das Hasenfell ist eher flächig als flauschig, der Animation mangelt es insgesamt an Lebendigkeit. Trotzdem kann man sich das Spektakel für 75 Minuten durchaus ansehen, wenn man die auch sehr grob gezeichneten Charaktere, die doch sehr bemüht zusammengestöpselte Handlung und den etwas schlichten Stadt-Land-Konflikt ertragen mag.

Hier noch ein Twist und da noch eine Veränderung, hier noch eine nicht sehr ominöse Andeutung, entweder in Reimen ("Verdunkelt sich das gold’ne Ei, / ist es mit Ostern bald vorbei") oder überdeutlichen Wandmalereien, und spätestens ab Mitte des Films ist wirklich nur den medial unerfahrensten Zuschauer_innen noch unklar, wohin die Hasen (und in diesem Fall: auch noch der sich anfreundende Fuchs Ferdinand) laufen.

Gewiss also, das bietet ein paar hübsche Wortspiele ("Das könnte fuchsionieren") und Quatsch, aber man würde sich eben doch wünschen, dass Unterhaltung für die ganz Kleinen etwas weniger vorherseh- und erwartbar stereotyp sein könnte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/die-haeschenschule-der-grosse-eierklau-2022