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Im Wasser lauert der Tod – nicht zum ersten Mal auf der Leinwand! Regisseur Bryce McGuire, der hier einen eigenen Kurzfilm auf abendfüllende Länge aufpumpt, tut sich schwer, aus seiner Geschichte um eine von einem Swimmingpool bedrohte Familie nachwirkenden Schrecken zu ziehen.

Night Swim (2024)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Trübe Brühe

Schon lange hat das Element Wasser im Horrorkino seinen festen Platz. Seit Steven Spielbergs Überklassiker „Der weiße Hai“ versuchen sich etliche Filme daran, die menschliche Urangst vor etwas Bösem in den unergründlichen Tiefen zu kitzeln – oft mit eher bescheidenem Erfolg. Das Grauen bleibt freilich nicht nur auf das Meer beschränkt. Hideo Nakatas Schauerarbeit Dark Water und ihr Hollywood-Remake etwa trugen den nassen Schrecken in das Setting einer heruntergekommenen Mietskaserne. In Bryce McGuires „Night Swim“, einer Koproduktion der beiden Genregrößen Jason Blum und James Wan, lauert die Gefahr nun in einem Swimmingpool, der im Garten eines Einfamilienhauses liegt.

Das betreffende Objekt steht zu Beginn leer, findet in den Wallers aber begeisterte Interessenten: Ray (Wyatt Russell), der seine Baseballkarriere aufgrund einer MS-Erkrankung aufgeben musste, und seine Ehefrau Eve (Kerry Condon) suchen nach einem neuen Domizil, an dem sie mit ihren Kindern Izzy (Amélie Hoeferle) und Elliot (Gavin Warren) nach Jahren des berufsbedingten Umherziehens Wurzeln schlagen können. Dass im und rund um das Gebäude einiges gemacht werden muss, schreckt die Vier nicht ab. Und so halten sie schon bald die Schlüssel in Händen.

Besonders angetan hat es ihnen der offenbar lange ungenutzte Pool, den die Familie mit vereinten Kräften auf Vordermann bringt. Rays Wassertherapie im eigenen Schwimmbecken zeigt nur wenig später erstaunliche Erfolge. Sein Zustand verbessert sich in Windeseile, was seine Ärztin (Rahnuma Panthaky) stutzig macht. Dass mit dem aus einer natürlichen Quelle kommenden Wasser etwas ganz und gar nicht stimmt, merken die Wallers erst, als es fast zu spät ist.

Night Swim – der Titel führt ein wenig in die Irre, da der Swimmingpool auch tagsüber zu einer Bedrohung wird – basiert auf Bryce McGuires gleichnamigem Kurzfilm aus dem Jahr 2014 und läuft ganz ordentlich an. Ohne die im Genre heute häufig um sich greifende Eile führt uns der Regisseur in die Welt, die Sorgen und die Sehnsüchte der Protagonisten ein. Als Ex-Spitzensportler will sich Ray nicht mit dem Gedanken an ein Leben ohne Baseball abfinden und hofft insgeheim, seine Laufbahn fortzusetzen. Eve wünscht sich für ihre Familie endlich etwas Beständigkeit. Und Elliot setzt der Schatten seines Vaters zu, dessen Talent er nicht geerbt zu haben glaubt. Am wenigsten weiß das Drehbuch mit Izzy anfangen, die eine aufkeimende Romanze verpasst bekommt. Ihr Schwarm Ronin (Elijah J. Roberts) ist jedoch bloß ein Lückenfüller und verlässt die Handlung irgendwann still und leise durch die Hintertür.

Bedauerlich: Obwohl der Film seine Figuren nicht wie billiges Kanonenfutter verheizt und schrille Geisterbahneffekte nur sporadisch bemüht, breitet sich im Mittelteil rasch ein Gefühl der Monotonie aus. Das Geschehen plätschert vor sich hin, die familiären Konflikte entwickeln nicht die beabsichtige Zugkraft, und die oft von tiefem Dröhnen begleiteten Bilder aus dem Wasser erreichen viel zu selten verstörende Qualität.

Bryce McGuire scheint dieses Problem selbst erkannt zu haben und steuert anschließend mit konventionellem Genregeklapper dagegen. Immer öfter tauchen im Schwimmbecken Gruselfratzen auf, denen jeglicher Bezug zur Geschichte fehlt. Die unvermeidliche Recherche zu der schon im Prolog angedeuteten mörderischen Vorgeschichte des Pools wird schließlich schnell und arg klischeehaft abgewickelt und fördert eine 08/15-Mythologie zu Tage. 

Das Finale möchte uns emotional durchschütteln, verfällt aber in Gleichgültigkeit hervorrufende Hysterie und wandelt auf den Pfaden anderer Ein-Fluch-verfolgt-eine-Familie-Schockern. Einen bitteren Beigeschmack hat die letzte Wendung, die Night Swim als einen heroischen Akt eines Familienmitglieds zu verkaufen versucht. Lässt man die Volte auf sich wirken, fühlt sie sich allerdings maximal unsensibel an. Irgendwie passend für einen Horrorfilm, der seine soliden Ansätze verspielt und im völligen Genreeinerlei versinkt.

Night Swim (2024)

Als Profisportler Ray Waller seine Karriere aufgeben muss, zieht er mit seiner Frau und seinen Kindern in ein neues Haus mit Pool. Doch im Wasser lauert etwas Böses, das nur darauf wartet, die Familienmitglieder in die Untiefen eines unvorstellbaren Albtraums zu ziehen.

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