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Nachdem Kirsten Boies „Kinder aus dem Möwenweg“ als TV-Serie Erfolge feierte, hat es ihre Buchreihe um einen Jungen im Swasiland, der entweder Gentleman oder Privatdetektiv werden will, nun ins Kino geschafft. Thabo ermittelt in seinem ersten Fall und sucht nach Nashorn-Wilderern.

Thabo - Das Nashornabenteuer (2023)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Kinderkrimi in Swasiland

Bestimmt auch weil es so eine große Anzahl an Kinderkrimis zu lesen, zu hören und zu sehen gibt, wollen viele Kinder Detektive werden: Fälle lösen, Dieben auf die Spur kommen, Einbrecher schnappen. Das klingt immer alles so einfach und selbstverständlich. Dumm nur, wenn in der Gegend so gar nichts los ist und man sein Talent gar nicht recht unter Beweis stellen kann. Das zumindest denkt sich Thabo, der junge Held in „Thabo – Das Nashornabenteuer“.

Wenn er einmal groß ist, will Thabo (Litlhonolofatso Litlhakanyane) entweder Gentleman oder Privatdetektiv werden. Im Moment aber arbeitet er quasi noch in der Tourismus-Branche. Er lebt in Hlatikulu, einem kleinen Dorf in Swasiland in der Nähe eines Naturreservats, hilft Mrs. Agatha (Andrea Sawatzki) beim Betreiben einer Lodge und begleitet zusammen mit seinem Onkel Vusi (Nhlakanipho Lindokuhle), einem Ranger, Touristen auf Safari ins Reservat. Dort zeigt er ihnen Löwen, Giraffen, Elefanten und Nashörner und bewahrt sie immer wieder auch vor kleinen Gefahren, wenn sich zum Beispiel eine Python auf den Jeep verirrt hat und zurück ins Gras gebracht werden muss.

Schon Kinderbuchautorin Kirsten Boie liegt es am Herzen, in ihrer Reihe Thabo. Detektiv & Gentleman von Kindern in Afrika und insbesondere den Aids-Waisen in Swasiland zu erzählen, die sie selbst mit Hilfe einer Stiftung unterstützt. In Eswatini wachsen viele Kinder ohne Eltern auf, weil sie diese wegen der Immunschwächekrankheit verloren haben, leben entweder wie Thabo bei Verwandten oder schlagen sich eben alleine durch. 

Das zeigt dann auch der Film von Mara Eibl-Eibesfeldt immer wieder am Beispiel von Thabos Freund Sifiso (Kumkani Pilonti), der sich um seine kleineren Geschwister kümmert, ihnen Essen kocht, auch wenn nicht viel da ist, und sie schimpft, wenn sie wieder Unfug gemacht haben. Als der kleine Pilot (Nissi Bodibe) seine Schuhe verliert, ist das ein echtes Problem für Sifiso. Thabo – Das Nashornabenteuer führt also fort, was Boie in der Buchvorlage angefangen hat: Dem jungen Publikum das Leben dieser Kinder näherzubringen. Und doch muss man genau hinsehen, wenn man die Herausforderungen im Hintergrund der Geschichte wahrnehmen will – aber genau das können Kinder im Kinosessel gut.

Neu an der Drehbuchversion von Ursula Gruber und Martin Gypkens ist, dass Thabos Freundin Emma (gespielt von Ava Skuratowski) nicht in Eswatini wohnt, sondern als Nichte von Mrs. Agatha zu Besuch aus Deutschland anreist. Ihre Figur hilft dabei, mehr über Land, Leute und das Leben vor Ort zu erfahren. Emma verbringt die Tage zusammen mit Thabo, stellt ihm viele Fragen, er antwortet gerne, führt sie herum, zeigt und erklärt. Dass aus den beiden dann ein eifriges Ermittlerduo wird, dem sich auch Sifiso anschließt, ist Logik der Geschichte und funktioniert gut. 

Bei der schon genannten Safari stoßen Kinder und Erwachsene auf eine tote Nashornkuh. Wilderer haben ihr das Horn abgeschnitten und sie verblutend und ihr Nashornbaby an der Seite zurückgelassen. Und weil die Erwachsenen so langsam in der Verfolgung des Verbrechens sind und dann auch noch Thabos Onkel Vusi beschuldigt und in Haft gesteckt wird, hat Thabo endlich seinen ersten Fall.

Das Schauspielensemble überzeugt, allen voran der Kindercast und der junge Hauptdarsteller. In seiner Heimat ist Litlhonolofatso Litlhakanyane ein bekannter TV-Star, die Erfahrung merkt man ihm an. Besonders an ihm aber ist die große Lebensfreude, die er vermittelt, egal ob er seinem Onkel bei den Touristentouren hilft, einen Dietrich ausprobiert oder, eingesperrt in ein Zimmer, nach einer Lösung sucht.

Mit der Thematik der Wilderei hat der Film dann noch ein weiteres Thema, das er – aufgebrochen für das Kinderpublikum – verhandelt und auch nicht beschönigt. Man sieht das tote Nashorn, erfährt allerlei über die Machenschaften der Wilderer und das Bedürfnis eines Nashornkalbs und lernt ganz nebenbei, dass freundliche und vertrauensweckende Menschen auch ganz schön fies sein können. 

Vor großartigen Landschaftskulissen und Originalschauplätzen machen sich Thabo, Emma und Sifiso also auf, den Wildtierjägern das Handwerk zu legen. Dabei suchen sie sich mit Miss Marple und Astrid Lindgrens Kalle Blomquist große Vorbilder und zeigen den jungen Zuschauer:innen, wie’s geht. Und nach dem Kinobesuch gibt es bestimmt wieder einige Kinder mehr, die einmal Detektiv werden wollen.

Thabo - Das Nashornabenteuer (2023)

In Hlatikulu ist einfach nichts los, meint Thabo (Litlhonolofatso Litlhakanyane). Und das ist für einen Nachwuchs-Detektiv natürlich blöd, denn so gibt es gar keine Fälle zu lösen. Aber was heißt eigentlich: nichts los? Um sein Heimatdorf im südlichen Afrika herum tobt das Leben, denn im Naturreservat streifen Löwen, Giraffen, Elefanten, Antilopen und auch ganze Nashornherden umher. Das lockt Touristen aus aller Welt nach Hlatikulu, die mit Thabos Onkel, dem Ranger Vusi (Nhlakanipho Lindokuhle) und mit Mrs. Agatha (Andrea Sawatzki), welche die Liebe nach Swasiland brachte, auf Safari gehen. Doch die Wildtiere ziehen auch Wilderer an. Und so kommt Thabo zu seinem ersten richtigen Fall – und muss auch noch gleichzeitig ein Nashorn-Waisenkind versorgen… Gut, dass er Mrs. Agathas Nichte Emma (Ava Skuratowski) dabei hat, die gerade in Eswatini zu Besuch ist, und seinen Kumpel Sifiso (Kumkani Pilonti), den besten Fährtenleser der Welt. Gemeinsam kommen sie skrupellosen Nashornjägern auf die Spur, doch bringen sie sich dabei selbst in ziemliche Gefahr…

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