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In „Das Zen Tagebuch“ erzählt Yûji Nakae auf bedächtige Weise von einem Mann, der zurückgezogen in den Bergen lebt.

Das Zen-Tagebuch (2022)

Eine Filmkritik von Johannes Witt

Innere Ruhe

Alles zu seiner Zeit. Eins nach dem anderen. Nach diesem Motto lebt Tsutomu (Kenji Sawada) mit seinem Hund abgeschieden in den Bergen. Fernab vom Lärm der Großstädte, der Reizüberflutung und dem Zeitalter der ständigen Hektik. Besuch kriegt er nur selten und wenn, dann meist von seiner Lektorin. Er selbst besucht ab und zu seine als Einsiedlerin lebende Schwiegermutter, verbringt aber seine Zeit sonst mit dem Schreiben und vor allem dem Kochen. Dem Kochen nach spezieller traditioneller Art, wie er es in seiner Jugend im Zen-Kloster gelernt hat.

Er baut seine Zutaten selbst an oder sammelt sie in Wiesen und Wäldern. Auch die Zubereitung erfolgt ausschließlich mit natürlichen Hilfsmitteln. Der Film räumt dem kochenden Protagonisten einen Großteil der Laufzeit ein und inszeniert dabei die jeweiligen Vorgänge derart minutiös, die Zutaten und fertigen Gerichte derart schön, dass beim bloßen Zuschauen das Wasser im Mund zusammenläuft.

So vergeht Monat für Monat. Jahreszeiten kommen und gehen, und mit ihnen kommen und gehen die jeweiligen Ernten, die richtigen Saisons für Pilze oder Wurzeln und die Bergkräuter an den glasklaren Gebirgsbächen.

Von außen betrachtet tritt Tsutomu vielleicht auf der Stelle, und doch entfaltet sich im Laufe des Films das Bild eines Mannes, der völlig mit der Welt um sich im Reinen ist. Dennoch lastet eine schwere Melancholie auf dem Protagonisten: Seine Frau ist früh verstorben, noch konnte er sich nicht von ihrer Asche trennen. Sein Blick auf das Leben und das ewige Weitermachen wird durch einen Todesfall und die Konfrontation mit seiner eigenen Sterblichkeit umgekrempelt, doch seine tief verwurzelte innere Ruhe verliert er auch dadurch nicht.

Das Zen Tagebuch verlässt sich auf seine Schauwerte und die einfühlsame Leistung seines Hauptdarstellers, kommt ohne viel Musik aus, Schnitte setzt er sehr bedacht, alles ist einer meditativen Seherfahrung unterordnet. Zuweilen wirkt das fast dokumentarisch. Darauf muss man sich einlassen und sich für knapp zwei Stunden in eine japanische Berglandschaft entführen lassen. Dann aber kann sich die Magie des Films voll entfalten. Die macht Das Zen Tagebuch nicht nur für Fans der traditionellen japanischen Küche zu einem Muss, sondern eignet sich auch bestens, um einfach mal für ein paar Stunden dem Alltagsstress zu entkommen.

Das Zen-Tagebuch (2022)

Tsutomu lebt allein in den Bergen, schreibt Essays und Erzählungen und kocht mit selbst angebautem Gemüse und Pilzen, die er in der freien Natur sammelt. Seine Routine wird zu seiner großen Freude bereichert, wenn Machiko, seine Lektorin, ihn gelegentlich besucht. Sie liebt es zu essen, und er liebt es, für sie zu kochen. Tsutomu scheint mit seinem ruhigen Leben zufrieden zu sein. Andererseits hat er die Asche seiner Frau noch immer nicht losgelassen, obwohl sie schon vor 13 Jahren gestorben ist…
Alles zu seiner Zeit.

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Meinungen

Doris · 31.08.2023

Es ist ein wunderbarer Film! , wiewohl er an einigen wenigen Stellen „hing“