Henri Cartier-Bresson – Biographie eines Blicks

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das Auge des Jahrhunderts

„Das Auge des Jahrhunderts“, so wird Henri Cartier-Bresson immer wieder genannt. Und tatsächlich haben die Bilder des 1908 in Chanteloup geborenen Photographen unseren Blick auf das zurückliegende 20. Jahrhundert entscheidend geprägt. Cartier-Bresson, aus bestem Hause stammend, studierte zunächst Malerei, bevor er sich ab 1930 beinahe ausschließlich der Photographie widmete – allerdings arbeitete er auch beim Film, und zwar als Regieassistent des großen Jean Renoir. Fünfzig Jahre lange bereiste er die ganze Welt und hielt seine Eindrücke zumeist in Schwarzweiß-Bildern fest, die längst zum kulturellen Gedächtnis der Menschheit gehören. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete er 1947 gemeinsam mit Robert Capa, David Seymour und George Rodger die Photoagentur Magnum mit Sitz in Paris, deren Ziel es zunächst war, die Photographen als Urheber der Bilder stärker an den Erlösen aus den Abdrucken zu beteiligen. Es folgten abermals ausgedehnte Reisen, unter anderem nach Mexiko, in die USA, nach Indien, Pakistan, Kuba und schließlich sogar als erster ausländischer Photograph in die Sowjetunion – zu Zeiten des Kalten Krieges eine absolute Ausnahme. Bereits 1955 widmete der Louvre Cartier-Bresson eine Einzelausstellung, die erste, die jemals für einen Photographen in den altehrwürdigen Hallen des Museums zu sehen war. 1972 beendete der Photograph seine aktive Karriere und widmete sich fortan vor allem wieder der Passion seiner Jugendjahre, der Malerei. Im Jahre 2003 gründete Cartier-Bresson gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Martine Franck –ebenfalls eine berühmte Photographin – die Fondation Henri Cartier-Bresson, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Werk des Gründers zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Darüber hinaus werden aber auch andere Photographen von der Fondation gefördert und unterstützt. Der Photograph verstarb am 3. August 2004, im Alter von 95 Jahre in L’Isle-sur-la-Sorgue in der Nähe von Marseille.
Heinz Bütlers Film, kurz vor dem Tode des Meisters des entscheidenden Augenblicks im Jahre 2003 entstanden, lässt die großen Stationen in der einzigartigen Karriere Henri Cartier-Bressons Revue passieren. Neben dem Porträtierten selbst sind es vor allem Wegbegleiter wie Isabelle Huppert, der Dramatiker Arthur Miller, der Verleger Robert Delpire und die Magnum-Photographen Elliott Erwitt, Josef Koudelka und Ferdinando Scianna, die neben den Bildern Cartier-Bressons Einsichten in ein Bilderwerk geben, das immer wieder zu genauem Hinsehen auffordert und das durch die Verbindung von Ethik und Ästhetik, durch die Magie des richtigen Moments für immer im kollektiven Gedächtnis der Menschheit verbleiben wird. Eine ebenso leidenschaftliche wie wehmütige und humorvolle Hommage an einen großen Humanisten hinter der Kamera.

Henri Cartier-Bresson – Biographie eines Blicks

„Das Auge des Jahrhunderts“, so wird Henri Cartier-Bresson immer wieder genannt. Und tatsächlich haben die Bilder des 1908 in Chanteloup geborenen Photographen unseren Blick auf das zurückliegende 20. Jahrhundert entscheidend geprägt.
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Meinungen

Stabla, Andreas · 25.07.2007

Ein sehr yarter, einf[hlsammer und sachkundiger Film

· 10.07.2007

Eine außergewöhnliche begegnung

mag · 30.06.2007

Ein Film bei dem man zusehen koennen muss.
Die Biographie die grossen Reportage Reisen erschliessen sich fast nur aus der Reihenfolge wie er die Bilder dieser Reisen vorstellt. Vielleicht fehlt hier ein Off Kommentar vielleicht aber sitzt mann auch nur ohne einen solchen distanzierenden Kommentar mit der Legende an einem Tisch.