Mike Mills hat die Begabung, feinsinnige Porträts von Figuren mit seinen Filmen zu zeichnen. Jahrhunderfrauen ist aber mehr als eine Geschichte über drei Frauen, die im Leben eines Jungen eine unschätzbare Bedeutung spielen. Durch die Lebensgeschichten und die Unterschiede zwischen der älteren Dorothea (Annette Bening), der anarchischen Abbie (Greta Gerwig) und der pubertierenden Julie (Elle Fanning) spannt sich in der Tat ein ganzes Jahrhundert an Kulturgeschichte auf. Es geht um Feminismus, Punkrock vs. Artrock, Männlichkeit und Fortschritt. In einer der besten Szenen konfrontiert Abbie die anwesenden Partygäste mit der Tatsache, dass sie gerade menstruieren würden. Daraufhin folgt ein Loblied auf die Aufklärung: Auch Männer sollten sich damit auseinandersetzen, dass eine Vagina eben einmal im Monat blutet.

Überhaupt ist es grandios, wie es Mills gelingt, Literatur und Theorie einzuweben, dem Film aber nichts von seiner Leichtigkeit und seiner lebensbejahenden Stimmung zu rauben. Man will einfach hineinspringen und mittanzen. Immer noch wird die Geschichte entlang der Leben großer Männer erzählt. Jahrhunderfrauen zeigt, dass es definitiv anders geht. Außerdem gibt es keinen besseren Film, um den Differenzfeminismus, der sich lediglich um die Rolle der Frau kümmern will, in die Ecke zu drängen: Männer, Frauen und alle Geschlechter im Dazwischen beeinflussen einander. Ohne explizit auf LGBTQ+ anzuspielen, öffnet der Film Räume, in denen man atmen kann. Und wenn man ihn gesehen hat, kann man hinterher gleich Come On, Come On genießen – den nächsten großartigen Film dieses fantastischen Regisseurs. 

Jahrhunderfrauen gibt es derzeit bei MUBI.