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Couchperle: Vampir-Quintett bei Mubi

Ein Beitrag von Mathis Raabe, Christian Neffe

Spitzt die Zähne und dunkelt die Fenster ab: MUBI stimmt uns mit fünf Vampirfilmen auf den „Schocktober“ ein. Die alten und neuen, mehr und weniger ernsten Genrevertreter ergeben dabei eine ziemlich vielseitige Blutsauger-Gang.

Meinungen
A Girl Walks Home Alone At Night / Only Lovers Left Alive / Nosferatu

A Girls Walks Home Alone At Night (2014) von Ana Lily Amirpour

Ana Lily Amirpour bewies mit ihrem Langfilmdebüt, dass der Vampirmythos noch lange nicht auserzählt ist. Allein der Titel, die Idee, dass ein Mädchen nachts allein unterwegs ist, fordert die Sittenordnung des Iran heraus, ebenso aber das Bild, das westliche Menschen oft von der iranischen Gesellschaft haben. Die junge Vampirin trägt Tschador, fährt aber auch Skateboard und bewegt sich durch eine nächtliche Stadt, die zunehmend ortlos wirkt, ein Amalgam der Schauplätze zahlloser Comics und Noir-Filme.

Überhaupt ist A Girl Walks Home Alone At Night voller Referenzen, spielt mit Schatten wie Nosferatu, hat eine Antiheldin wie aus dem Italowestern und einen männlichen Gegenpart, der aussieht wie James Dean. Die Mischung daraus wirkt aber sehr eigenständig und besticht vor allem durch Look und Atmosphäre.

Mathis Raabe

Only Lovers Left Alive (2013) von Jim Jarmusch

Wo wir schon bei Look und Atmosphäre sind: Ana Lily Amirpour wird nicht zu Unrecht mit Jarmusch verglichen. Auch dessen Filme fühlen sich manchmal an wie Musikvideos. In Only Lovers Left Alive sind es dann auch ein Musiker (Tom Hiddleston) und eine Literatin (Tilda Swinton), klassische Dandys eigentlich, die jedoch reichlich melancholisch durch nächtliche Großstadtstraßen schleichen.

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Denn der Vampir ist hier eine zeit- und wurzellose Figur, die noch Schallplatten hört und alte Bücher liest, sich zwar Gedanken um die Moral des Bluttrinkens macht, aber eh nicht so richtig Teil einer Gesellschaft ist. Ein Gefühl, das im entfremdeten Großstadtleben auch manch Normalsterbliche betrifft. Was bleibt, ist die Liebe. Jarmuschs Inszenierung – gewohnt schläfrig, mit trockenem Humor – passt dazu perfekt.

Mathis Raabe

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau

Nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit — Murnaus Nosferatu ist eine doch sehr deutliche Adaption von Brom Stokers Roman Dracula, allerdings keine autorisierte, weshalb der Graf hier auch Orlok heißt — hätten wir diesen Film beinahe verloren. Doch zum Glück überlebten ein paar Kopien, und heute gilt Nosferatu völlig zu Recht als einer der großen Klassiker, ja sogar Wegbereiter des Horrorfilms. Und das nicht nur im Kontext des Deutschen Expressionismus, sondern weltweit.

Wir bei Kino-Zeit sind ja generell kritisch, was das Aufstellen eines sogenannten Filmkanons betrifft (siehe unsere Reihe „Mut zur Lücke“), aber Nosferatu ist dann doch ein Film, den man als filmhistorisch und -ästhetisch interessierter Mensch gesehen haben sollte. Wer diese Lücke jetzt füllen möchte, kann das bei MUBI (mit einer hoffentlich ordentlichen Fassung) tun.

Christian Neffe

Durst (2009) von Park Chan-wook

Nein, Park Chan-wooks Durst ist kein einfacher Film. Zugegeben, keiner der Filme des südkoreanischen Regisseurs ist das. Oldboy, Stoker, Joint Security Area, Die Taschendiebin – sie alle spielen exzessiv und experimentell mit Form und Struktur, mit Erwartungen und Konventionen. Durst ist jedoch ein Film, dem man sich besonders schwer annähern kann, gerät er doch umso düsterer, sperriger, abstoßender. Dennoch ist da eine interessante Prämisse: Ein Priester kommt bei einem medizinischem Experiment, für das er sich freiwillig gemeldet hat, ums Leben und dann als Vampir zurück.

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Fortan ist er hin- und hergerissen zwischen seiner alten Moral und dem neuen Drang nach Blut. Park-typisch ist das alles andere als zimperlich und verliert sich im Mittelteil ein wenig zu sehr in angestaubten Klischees. Insgesamt jedoch eine eindrückliche Vampir-Charakterstudie – und sowas gibt’s ja auch nicht alle Tage.

Christian Neffe

5 Zimmer Küche Sarg (2014) von Taika Waititi und Co.

Einer dieser Filme, bei denen schon die Idee ausreicht, um gehookt zu sein: eine Mockumentary, die das Leben in einer Vampir-WG zeigt. Die stammen aus allen möglichen Epochen, darunter ein klassischer Dandy, ein ehemaliger Nazi-Vampir und ein jahrtausendealter stummer Geselle. Stress und Streit sind vorprogrammiert, nicht nur intern, sondern natürlich auch mit der verfeindeten Werwolf-Clique.

Ich ging damals voller Vorfreude ins Kino – und wurde dezent enttäuscht. Was der deutschen Synchro zu verdanken war, bei der sehr viel des absurden Wortwitzes verloren geht. Und das, obwohl der deutsche Titel so viel kreativer als das Original What we do in the Shadows… Seitdem wollte ich den Streifen schon ewig im O-Ton nachholen – jetzt ist die perfekte Gelegenheit dafür. Zumal 5 Zimmer Küche Sarg quasi ein Best-of all der anderen Vampire bildet, die sich in den übrigen Streifen dieses Mubi-Specials finden.

Christian Neffe

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