Role Play (2024)

Meine Frau, die Profi-Killerin

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Mit der Titelrolle in der tragikomischen Serie „The Flight Attendant“ konnte sich die 1985 geborene Kalifornierin Kaley Cuoco erfolgreich von ihrem Sitcom-Image emanzipieren, das ihr der langlebige TV-Hit „The Big Bang Theory beschert hatte. In der Actionkomödie „Role Play“, die sie mitproduziert hat, tritt sie nun als Auftragskillerin in Erscheinung, kann dabei aber deutlich weniger überzeugen.

Das liegt in erster Linie am schwachen Drehbuch von Seth W. Owen. Während der Plot wie eine recht einfallslose Kopie (mit vertauschten Geschlechterrollen) von James Camerons Nineties-Blockbuster True Lies beziehungsweise dessen Vorbild The Jackpot! von Claude Zidi wirkt, fällt die Figurenzeichnung ziemlich oberflächlich aus.

Als Genre-Mischung aus Comedy, Liebesfilm, Krimi und Action handelt das Skript alle Elemente weitgehend formelhaft ab – und gibt seinem Personal damit kaum Möglichkeiten, interessante Züge zu entwickeln. Weder sind die Pro- und Antagonist:innen hier so überdreht, dass sich daraus besonders witzige Szenen ergeben könnten, noch wird den meisten von ihnen auf gelungene Weise Tiefe verliehen, die dem Ganzen eine gewisse Fallhöhe und Spannung garantieren würde. So bleibt Role Play passable Unterhaltung, die keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen vermag.

Erzählt wird von Emma Brackett (Cuoco), die mit ihrem Gatten Dave (David Oyelowo) und den gemeinsamen zwei Kindern im suburbanen Raum von New Jersey lebt. Dass sie auf ihren Geschäftsreisen als Profi-Mörderin aktiv ist, ahnt ihre Familie nicht. Angeblich zählt sie zu den besten Leuten ihres Fachs; doch schon dieser Punkt ist eine klare Schwachstelle des Films, da er eher als Behauptung daherkommt.

So legt Emmas Verhalten in diversen Situationen nahe, dass sich ihr das Konzept „Überwachungskameras“ (etwa in Hotelbars und -fluren oder in U-Bahn-Stationen) trotz ihrer wiederholt gerühmten Professionalität nicht gänzlich zu erschließen scheint. Auch ihre zur Tarnung dienenden Verkleidungen, die in erster Linie aus sehr offensichtlichen Perücken bestehen, tragen nicht zu ihrer Glaubwürdigkeit bei. Werke wie David Finchers Der Killer und Richard Linklaters Hit Man haben sich jüngst wesentlich cleverer mit dem Metier befasst.

Um ihre Ehe aufzupeppen, lassen sich Emma und Dave zu Beginn auf ein Rollenspiel ein: Sie wollen sich in einer Luxus-Hotelbar treffen und so tun, als seien sie zwei Fremde, die miteinander flirten. Dort wird Emma allerdings von dem älteren Bob Kellerman (Bill Nighy) als Kollegin erkannt. Als sie Bob nachts mit einem Trick aus dem Weg räumt, gehört das Ehepaar am nächsten Tag zu den Hauptverdächtigen, da sie die letzten Personen waren, die in der Bar mit Bob gesehen wurden. Bald muss Dave von der zwielichtigen CIA-Agentin Gwen Carver (Connie Nielsen) erfahren, welchen Beruf seine Frau ausübt. Emma ist derweil nach Berlin geflüchtet, um die Sache mit ihrem Auftraggeber Raj (Rudi Dharmalingam) zu klären und nach einer Lösung zu suchen.

Dass Berlin als klischeehafter Moloch in Szene gesetzt wird, in dem Emma nach einer Hetzjagd durch einen dreckigen Club eine Verfolgerin an der Haltestelle Kottbusser Tor mit Einkaufstüten fast erwürgen kann, ohne dass sich dort irgendjemand im Geringsten daran stört, mag noch absurd-amüsant sein. Dass der aus Frankreich stammende Regisseur Thomas Vincent indes fast durchweg ohne originelle Ideen jede Sequenz vorüberziehen lässt, führt im Endeffekt dazu, dass sich die vielen Defizite der unausgegorenen Handlung sehr aufdrängen.

Der wunderbare Bill Nighy ist in seinem Nebenpart sträflich verschwendet. Lediglich David Oyelowo hat als überrumpelter Gatte und besorgter Vater tatsächlich ein paar humorvolle und sogar berührende Momente, die Lust darauf machen, ihn noch häufiger in komödiantischen Stoffen zu sehen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/role-play-2024