Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel (2022)

Abenteuer für Anfänger

Eine Filmkritik von Florian Koch

Mit 80 fängt das Abenteuer-Leben erst an. Jedenfalls für Harrison Ford, der auch im hohen Alter in seine Paraderolle des (über)mutigen Archäologen Indiana Jones schlüpft. Vor dem Kinostart im nächsten Jahr macht aber erstmal seine europäische Parodie die Filmtheater unsicher. Einen Namen hat sich dieser Tad Jones seit seiner filmischen Geburt vor 18 Jahren in dem gleichnamigen Kurzfilm von Enrique Gato gemacht. Ein Kurzfilm, eine Miniserie und zwei Langfilme später dürfte die Figur dennoch den wenigsten Kinobesuchern geläufig sein, denn der Erfolg der Reihe blieb bis auf Achtungserfolge in Lateinamerika und China auf sein Entstehungsland Spanien begrenzt. Das soll sich nun mit dem bisher aufwendigsten dritten Teil „Tad Jones und die Suche nach der Smaragdtafel“, erneut inszeniert von Gato, ändern.

Der sichtlich auf einen größeren Markt schielende Film ist schnell erzählt und technisch in den Details der Animationen beachtlich auf Hollywood-Niveau produziert. Auch wurde darauf geachtet, dass der Plot auch ohne Vorkenntnisse zu verstehen ist – wobei sich Kinogänger*innen anfangs an das arg breit aufgefächerte Figurenpersonal gewöhnen müssen. Eine erfrischende Identifikationsfigur gibt nach wie vor der Held der Reihe, Tad Jones, ab. Anders als das filmische Vorbild Indiana Jones kein studierter Archäologe mit empirischem Forscherdrang, sondern ein einfacher Bauarbeiter, dem die Abenteuerlust, der Entdeckergeist, bereits von Kindheitsbeinen an in den Knochen steckt.

Sein Problem ist nur, dass er von der Wissenschaftsszene trotz erstaunlicher Entdeckungen wie eine lebende Inka-Mumie, die Jones aus nachvollziehbaren Gründen aber besser geheim hält, einfach nicht anerkannt wird. Der Drang sich endlich einen Namen zu machen ist es auch, der ihn antreibt und zwangsläufig immer wieder in brenzlige Situationen bringt. So wie in Mexiko, in dem sich der als Putzgehilfe getarnte Jones auch dank der Hilfe seiner patenten Forscher-Freundin Sara selbständig macht und unter einem Tempel einen ägyptischen Sarkophag entdeckt. Der sympathisch neugierige Möchtegern-Archäologe mit der Knubbelnase, dem ikonischen Schlapphut und dem Pfadfinderrucksack ist leider auch ein tollpatschiger Chaot. Folglich beschädigt Jones seinen Sensationsfund bei aller Hektik unglücklich, was wenig überraschend auf einen Fluch hinausläuft, bei dem sich seine Gefährten, die besagte Mumie mit dem Redefluss und seine Kumpels Jeff und Belzoni langsam in Tierwesen verwandeln.

Die Jagd nach der im Titel erwähnten allmächtigen Smaragdtafel ist dagegen vor allem ein filmisches Mittel zum Zweck für eine gewaltige Verfolgungsjagd über die halbe Welt, die sich glücklicherweise nicht allzu ernst nimmt. Bei einer Bootshatz auf der Pariser Seine beeinflusst Tad Jones nämlich auch den Ausgang der Tour de France. Und ja, auch die Mona Lisa kommt im Louvre nicht ungeschoren davon. Eine Szene, die Kunsthistoriker sicher schmerzen, Kinder, wie so vieles mehr, aber amüsieren dürfte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/tad-stones-und-die-suche-nach-der-smaragdtafel-2022