Willkommen im Club

Hartz-IV-Kino, die zweite

Ein tristes Mietshaus in Hamburg-Bahrenfeld: Hier wohnen der Maurer Joachim (Franz Joseph Dieken), die polnische Putzfrau Tonja (Kasia Naumow) und die angehende Ärztin im Praktikum Kerstin (Nicole Unger). Eigentlich haben die drei, von gelegentlichen Begegnungen im Treppenhaus einmal abgesehen, kaum etwas gemeinsam. Doch dann erfährt das gesamte Trio am eigenen Leib und zum gleichen Zeitpunkt, was es bedeutet, von einem Tag auf den anderen arbeitslos zu werden – Willkommen im Club! Joachim bekommt seine Entlassung per Post zugesandt und bemüht sich zuerst, die Schmach vor seiner Ex-Frau und der gemeinsamen Tochter zu verbergen. Dann aber begehrt er auf und geht dem netten Mann bei der Agentur für Arbeit an den Kragen. Tonja verliert ihre Stelle als Hauswirtschafterin aufgrund einer Affäre mit ihrem Chef und Kerstin wird aufgrund mangelnder Stressresistenz vor die Tür gesetzt. Drei Schicksale, wie sie typisch sind für die derzeitige Situation. Und ebenso kennzeichnend sind die verschiedenen Wege und Möglichkeiten, mit dieser Veränderung fertig zu werden.

Doch keine Angst: Willkommen im Club ist alles andere als Sozialarbeiter-Kino, sondern geht die Probleme durchaus mit Witz und Ironie an. Allerdings gelingt dieser Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Humor und Peinlichkeit nicht immer treffsicher, der ein oder andere Gag hat höchstens die Qualität eines „gespielten Witzes“ von Didi Hallervordens berüchtigter Fernsehserie Nonstop Nonsense und manche schauspielerische Leistung atmet den Duft von Laienspieltruppe und Selbsterfahrungstrip. Trotz aller Schwächen, die sicherlich auch dem verschwindend geringen Budget des Films geschuldet sind, finden sich aber auch immer wieder kleine Momentaufnahmen und Miniaturen aus dem ganz normalen Leben, die die Lindenstraße in punkto Wahrhaftigkeit und Wirklichkeitsnähe weit hinter sich lassen. Und die kleinbürgerlich-spießige Atmosphäre ist so greifbar, dass dies in manchen Momente an Der Wald vor lauter Bäumen heranreicht, ohne allerdings dessen schmerzliche Nähe durchzuhalten. Willkommen im Club ist auf einer Linie mit Filmen wie Weltverbesserungsmaßnahmen oder Netto, doch der Weg zu sozialkritischen UND unterhaltsamen Filmen nach englischem Vorbild ist – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – noch weit und steinig. Ein Film mit interessanten Ansätzen, aber ausbaufähig und mit hohem Trash-Faktor!

Willkommen im Club

Ein tristes Mietshaus in Hamburg-Bahrenfeld: Hier wohnen der Maurer Joachim (Franz Joseph Dieken), die polnische Putzfrau Tonja (Kasia Naumow) und die angehende Ärztin im Praktikum Kerstin (Nicole Unger).

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Meinungen

Thomas Hillenbrand · 19.12.2007

Sehr schwacher Film.
Viele Unwahrscheinlichkeiten und Unstimmigkeiten, auch das Verhalten der Protagonisten ist oftmals unglaubwürdig.
Habe das Ansehen als vertane Zeit empfunden