Plötzlich Gigolo

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Eine wohlgemeinte, aber wenig überzeugende Verbeugung vor Woody Allen

Man kann durchaus selbst ein Star (oder zumindest ein angesehener Schauspieler) sein und dennoch ein Idol verehren, dem man am liebsten ein Denkmal setzen würde. Im Fall von Plötzlich Gigolo ist es John Turturro, Hauptdarsteller, Autor und Regisseur in Personalunion, der mit seinem in New York angesiedelten Film dem Werk von Woody Allen huldigt. Das haben andere Filmemacher auch schon getan, aber Turturro konnte Allen sogar für eine der Hauptrollen gewinnen.
Allen ist Murray, ein alter Buchhändler, der seinen Laden mit Leidenschaft und aus Tradition heraus betreibt. Immerhin wurde er einst von seinem Urgroßvater gegründet. Aber nun steckt er in Finanznöten, weswegen ihm sein Freund Fioravante (John Turturro) helfen will. Aber wie, das weiß der Blumenhändler nicht. Das Schicksal zeigt aber schließlich einen Weg auf, denn Murrays Ärztin fühlt bei ihm vor ob er nicht jemanden kennt, der sich gegen Bezahlung für einen flotten Dreier zur Verfügung stellen würde. Murray kennt Fioravante und der ist auch recht schnell bereit, seinem Freund zu helfen. Murray ist fortan der Manager, Fioravante der Gigolo. Aber dann lernt der Blumenhändler eine Frau kennen, die seine Gefühlswelt ganz und gar durcheinanderbringt.

Was in Woody Allens Händen durchaus Potenzial gehabt hätte, erweist sich bei Turturro jedoch als zähes Drama, das vor allem darunter leidet, dass die Figuren schablonenhaft gestaltet sind. Nicht nur fehlt der Konflikt, den die Hauptfigur mit sich selbst austragen muss, als die Entscheidung ansteht, zum Gigolo zu werden, auch die Motivation aller Protagonisten ist nur das Ergebnis einer Funktionsübernahme. Sie sind, wie sie sind, weil sie so sein müssen, damit Turturros Geschichte funktioniert. Das reicht aber nicht, und schon gar nicht, wenn erwartet wird, dass der Zuschauer sich auf den Protagonisten einlässt. Dem steht jedoch im Weg, dass Fioravante seltsam ungreifbar bleibt. Er ist keine Figur, die zur Identifikation einlädt, alles an ihm wirkt artifiziell.

Selbes muss man dem Film unterstellen, der nur dann eine Form von Lebendigkeit erlangt, wenn Woody Allen spielt. Gut möglich, dass er seine Texte improvisiert hat. Falls nicht, war Turturro deutlich inspirierter, seinem Idol Worte in den Mund zu legen. Denn Allen ist der einzige in diesem Ensemble, dessen Dialoge pointiert sind. Das ist schön, aber letztlich zu wenig, um Plötzlich Gigolo noch zu retten. Was bleibt, ist eine Verbeugung vor Woody Allen, die den Geist von dessen Arbeiten atmen will, aber letzten Endes nicht wirklich an diese heranreicht. Dabei hat Turturro mit Sharon Stone, Sofie Vergara, Liev Schreiber und Vanessa Paradis ein Ensemble versammelt, das sich auch in einem Woody-Allen-Film wirklich gut machen würde…

Plötzlich Gigolo

Man kann durchaus selbst ein Star (oder zumindest ein angesehener Schauspieler) sein und dennoch ein Idol verehren, dem man am liebsten ein Denkmal setzen würde. Im Fall von „Fading Gigolo“ ist es John Turturro, Hauptdarsteller, Autor und Regisseur in Personalunion, der mit seinem in New York angesiedelten Film dem Werk von Woody Allen huldigt.
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Meinungen

Nono · 16.11.2014

Ich habe den Film in der Originalfassung gesehen; das macht sicherlich einiges des Charmes des Films aus.
In den letzten Monaten habe ich selten so gelacht wie bei diesem Film; es ist herrlich wie er mit Klischees spielt. Zugleich ist auch mutig, klagt die jüdische Gemeinde und ihre Perspektive auf Rechtsstaatlichkeit an, ja er wagt es sogar, Sharon Stone zur vulgären und vollkommen unsexyen Langweilerin zu degradieren; er klagt die heuchlerische Prüderie der USA an. Was da alles hinter verschlossener Tür passiert - und wie es um die Liebe in 2014 steht, das erfahren wie hier.

Spannend und unterhaltsam!

Gigolo · 13.11.2014

Ich musste öfters lachen da ich selbst als in diesem Bereich für Frauen arbeite.