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In seinem Remake des gleichnamigen Mystery-Thrillers von Joel Schumacher schickt der Däne Niels Arden Oplev fünf ehrgeizige Medizinstudenten in den Grenzbereich zwischen Leben und Tod – mit fatalen Folgen.

Flatliners (2017)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Dem Tod auf der Spur

Was genau die Gründe waren für eine – das Wortspiel sei erlaubt! – Wiederbelebung von Joel Schumachers Nahtod-Thriller Flatliners, ist dem Autor dieser Zeilen nicht bekannt. Sicher sagen lässt sich nach der Remake-Erfahrung allerdings, dass es den von Niels Arden Oplev (Dead Man Down, Verblendung) inszenierten Neuaufguss nicht gebraucht hätte, zumal das Original von 1990 kein visionärer Mystery-Streifen war, sondern durchschnittliche, betont stilisierte Genrekost. Oplev und Drehbuchautor Ben Ripley (Source Code) wagen dennoch eine Auffrischung, vergessen dabei aber, trotz einiger Abwandlungen, der von Peter Filardi erdachten Geschichte spannende neue Impulse zu verleihen.

Wie in Schumachers Version dreht sich die Handlung um fünf Medizinstudenten, die die Grenze zwischen Leben und Tod vermessen wollen. Federführend bei diesem ärztlichen Drahtseilakt ist die ehrgeizige Courtney (komplett unterfordert: Ellen Page), deren Interesse sich vor allem auf die Vorgänge im Gehirn an der Schwelle zum Jenseits konzentriert. Um ihren Wissensdurst zu stillen, bestellt sie ihre Kommilitonen Jamie (James Norton) und Sophia (Kiersey Clemons) eines Abends in die ungenutzten Kellerräume ihrer Ausbildungsklinik und fordert die beiden auf, sie nach einem bei sich selbst hervorgerufenen, einminütigen Herzstillstand wiederzubeleben. Anfängliche Zweifel weichen schon bald handfester Panik, da es Jamie und Sophia nicht gelingt, ihre Freundin, wie geplant, zurückzuholen. Erst durch das Eingreifen des Vorzeigestudenten Ray (Diego Luna), in dessen Schlepptau auch Marlo (Nina Dobrev) im Krankenhauskeller auftaucht, fängt Courtneys Herz wieder an zu schlagen. Schon am nächsten Tag bemerkt die angehende Ärztin eine erstaunliche Verbesserung ihrer Gedächtnisleistung, was die anderen umgehend dazu verleitet, ebenfalls künstlich herbeigeführte Nahtoderfahrungen zu suchen. Dummerweise haben die Experimente des Quintetts allerdings gravierende Nebenwirkungen, die in Form unheimlicher Visionen und geisterhafter Erscheinungen über die jungen Mediziner hereinbrechen.

Schon der erste Flatliners warf reizvolle ethische Fragen und Gedanken auf, zeigte sich aber wenig interessiert an einer ernsthaften Vertiefung. Auch Oplevs Neuinterpretation macht die gottgleichen Spiele der Protagonisten, ihr höchst verantwortungsloses Handeln explizit zum Thema, schwenkt jedoch mehr und mehr in Richtung einer konventionell-ermüdenden Geisterbahnfahrt um. Eine bedauerliche Entscheidung, da das heute immer aggressivere Einreißen wissenschaftlicher Grenzen und die im Film beschworene, als rauschhaft empfundene Ausweitung der Gedächtniskapazitäten eigentlich nach einer ausführlichen Betrachtung schreien. Abgespeist wird der Zuschauer mit einigen halbherzigen Warnungen, die der Überflieger Ray, die Stimme des Gewissens, zum Besten geben darf, wobei es schon ein wenig lustig ist, dass seine Haltung enormen Schwankungen unterliegt.

Von einer aufregenden Figurenzeichnung kann insgesamt keine Rede sein, auch wenn Ben Ripley, genau wie Ursprungsautor Filardi, den fünf Studenten spezielle Traumata und Backstorys auf den Leib schreibt. Courtney und ihre Mitstreiter bleiben langweilige, eher unsympathische Abziehbilder, die nicht selten einfältige Sätze von sich geben. Oplev tut sich und seinem Film keinen Gefallen damit, dass er die schlichte Moral und die schematischen emotionalen Mechanismen des Originals reproduziert. Obwohl einzelne Passagen Anflüge von Intensität entwickeln, lässt die Sogwirkung unter dem Strich stark zu wünschen übrig. Allein mit routinemäßigen Buh-Effekten kann man einfach keinen Blumentopf gewinnen.

Einen durchwachsenen Eindruck hinterlassen leider auch die optischen Kabinettstückchen, mit denen Oplev die für visuelle Experimente prädestinierten Nahtoderlebnisse illustriert. Zwar greift der Däne auf unterschiedliche Vermittlungsstrategien – etwa eine fliegende Kamera und grelle Lichter – zurück, spektakulär oder gar erinnerungswürdig ist die Gestaltung des zwischenweltlichen Bereichs allerdings nicht. Vielmehr wird man das Gefühl nicht los, das Meiste so oder ähnlich schon einmal gesehen zu haben. Reparieren kann da auch Kiefer Sutherland nur wenig, der im Original die treibende Kraft hinter den fragwürdigen Versuchen spielte und im neuen Flatliners nun in einer augenscheinlich anderen Rolle zu sehen ist. Sein Auftreten hätten die Macher nutzen können, um Bezüge zwischen beiden Werken herzustellen. Einmal mehr verpassen sie es aber, ihrer Neuauflage einen gewitzten Dreh zu geben.
 

Flatliners (2017)

Was genau die Gründe waren für eine – das Wortspiel sei erlaubt! – Wiederbelebung von Joel Schumachers Nahtod-Thriller „Flatliners“, ist dem Autor dieser Zeilen nicht bekannt. Sicher sagen lässt sich nach der Remake-Erfahrung allerdings, dass es den von Niels Arden Oplev („Dead Man Down“, „Verblendung“) inszenierten Neuaufguss nicht gebraucht hätte, zumal das Original von 1990 kein visionärer Mystery-Streifen war, sondern durchschnittliche, betont stilisierte Genrekost.

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