Die Legende der Prinzessin Kaguya

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Die Bambussprossen-Prinzessin

Manchmal ist es schade, wenn Filme, die einander ähneln, zeitlich mit großem Abstand in den Kinos starten. Das gilt auch für den neuen Film der Anime-Ikone Isao Takahata, denn deren neues Werk Die Legende der Prinzessin Kaguya sollte man am besten in Kombination mit Wie der Wind sich hebt sehen. Und das nicht nur deshalb, weil beide Filme die wahrscheinlich letzten der Gründer der berühmten japanischen Ghibli Animationsstudios sind. Für sein mutmaßlich letztes Werk haben Isao Takahata und sein Team acht Jahre lang in detailreicher Kleinstarbeit jedes einzelne Bild handgemalt.
Das Ergebnis dieser Mühen ist erstaunlich. Einerseits sieht man deutlich den Ghibli-Einfluss, andererseits haben sich die Animatoren bemüht, die Zeichnung vor allem nach alten japanischen Tuschezeichnungen zu gestalten. Und dieses Unternehmen ist wahrlich gelungen, Die Legende der Prinzession Kaguya überragt visuell wirklich jede Animation, die ich je gesehen habe.

Die schon im Titel benannte Prinzessin ist die japanische Version des deutschen Märchens Däumelinchen. Geboren wird sie als Bambussprössling und wächst bei einem liebevollen Bambussammler und seiner Frau auf. Diese wundern sich darüber, wie schnell das Kind größer wird und was für ein wunderschönes Mädchen es ist. Im Wald findet der Bambussammler auch eine Menge Stoffe und pures Gold, woraus er schließt, dass die Götter sich wünschen, dass das Mädchen in herrschaftlichen Verhältnissen aufwächst. Doch der kleine Bambussprössling erfreut sich eher an der wunderschönen Flora und Fauna und an den Bauernkindern, mit denen er durch die Felder streift und Quatsch macht. Das Glück währt freilich nicht lange, bald zieht das Mädchen mit seinen Eltern in die Stadt und wird zur Prinzessin ausgebildet. Das bedeutet steifes Sitzen, viel Lernen, Kalligraphie üben und die Laute spielen. Ihre Schönheit spricht sich schnell herum, viele Männer von Rang und Bedeutung kommen, um sie zu heiraten. Doch Bambussprossen-Prinzessinnen gibt es nicht einfach umsonst.

Dies klingt alles nach einer netten Märchenerzählung, doch dieser Film hat viel mehr als nur das zu bieten. Die Legende der Prinzessin Kaguya nutzt die Grundgeschichte nicht nur für seine visuelle Abundanz, er erzählt auch die Geschichte einer jungen Frau, die hin und her gerissen ist zwischen den Aufgaben und Regeln, die ihr die repressive japanische Gesellschaft setzt und dem Wunsch, ihre Eltern glücklich zu machen sowie dem Streben nach ihrem eigenen Glück, das leider außerhalb der sozialen Regulierung liegt. Hier arbeitet Takahata ganz wunderbar eines der großen Probleme Japans auf. Zwar spielt der Film in der Vergangenheit, die Grundprobleme aber, vor allem die Gehorsamkeit gegenüber Staat und Eltern, sind auch heute noch vorhanden. Gleichzeitig nutzt der Film sein Märchen-Setup aber auch dafür, sich noch einmal ausführlich mit den philosophischen Wurzeln Japans auseinanderzusetzen und viele kleine Anekdoten, Lieder und andere folkloristische Details aufleben zu lassen. Diese Details mögen an einem westlichen Publikum etwas vorbeigehen bzw. nicht komplett zugänglich sein, das tut aber nichts zur Sache. Takahata behandelt diese eher spielerisch und bindet sie ganz natürlich und beiläufig ein. So kann man ganz nebenbei noch eine ganze Menge dazulernen.

Für Kinder eignet sich der Film ebenfalls, kleine Kinozuschauer ab sechs Jahren dürften ihr Vergnügen an dem Werk haben und damit einen Film erleben dürfen, wie man ihn nur selten zu Gesicht bekommt.

Die Legende der Prinzessin Kaguya

Manchmal ist es schade, wenn Filme, die einander ähneln, zeitlich mit großem Abstand in den Kinos starten. Das gilt auch für den neuen Film der Anime-Ikone Isao Takahata, denn deren neues Werk „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ sollte man am besten in Kombination mit „Wie der Wind sich hebt“ sehen.
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Meinungen

Ann-katrin Burr · 04.11.2014

Der Trailer hat mir sehr gefallen, aber ich muss mich noch ein wenig an den zeichenstil gewöhnen. Ich freue mich schon sehr diesen Film sehen zu dürfen :D