Berlin Kaplani

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Tausche Panikattacken gegen türkische Verwandtschaft

Der „Tiger von Berlin“, Ayhan Kaplan (Ata Demirer), hat einen Panikanfall mit Folgen: Er schlägt seinen Gegner im Boxring k.o., statt wie vom Management befohlen, selbst zu Boden zu gehen. Nun kann er seine Schulden nicht begleichen und sucht blitzartig das Weite. Die Einladung von Nurettin (Necati Bilgiç), der sich ihm als Verwandter aus der Türkei vorstellt, kommt da wie gerufen. Ayhan fliegt mit dem Mann zu seinem Onkel, der ein Hotel in einer türkischen Touristengegend betreibt, um sich dort zu verstecken. Was Ayhan nicht weiß: Ihm gehört das wertvolle Grundstück zur Hälfte, und Nurettin und seine Frau Pakize (Özlem Türkad), die Erben der anderen Hälfte, wollen ihm eine Unterschrift abluchsen, um das Hotel zu verkaufen und nach Istanbul zu ziehen. Die unbeschwerte türkische Komödie Berlin Kaplani spielt beiläufig mit dem interkulturellen Spagat, dem sich die Hauptperson mit Migrationshintergrund sowohl in Berlin als auch in der Türkei ausgesetzt sieht.
Das Drehbuch, das der Hauptdarsteller verfasst hat, verleiht dem für einen Sportler ziemlich korpulenten Ayhan tollpatschige Züge. Der Boxer, der allmählich auf die Midlife-Crisis zusteuert, macht seinen Sponsoren im Ring keine Freude. Er jobbt in Berlin als Türsteher und Hundesitter, einmal sogar als Securitymann für einen berühmten türkischen Sänger. Mit ihm bleibt er im Fahrstuhl stecken und bekommt prompt eine Panikattacke. Dann schlägt der sonst so gutmütige Mann wild um sich. Später, in der Türkei, wird er feststellen, dass ihm einfach die Familie gefehlt hat. Die wiederum besteht aus weiteren possenhaften Charakteren, so dass sich eine geräumige Bühne für Situations- und Dialogkomik auftut.

Den in Berlin spielenden Anfangsteil der Komödie schmückt Regisseur Hakan Algül mit schnell geschnittenen Impressionen der pulsierenden Großstadt aus. Auf dem Land in der Türkei entfaltet sich im Kontrast dazu eine ruhige und sonnige Idylle. Dort darf Ayhan noch einmal Kind sein, mit seinem kleinen Neffen Fatih (Mert Aran) Fußball spielen und dessen Eltern nachts mit einer Piratenmaske erschrecken. In dieser lockeren Atmosphäre wirken die Verwicklungen und Missverständnisse lustig, obwohl die Naivität der Charaktere zumeist doch stark übertrieben wird. Wenn aus dem Munde dieser wie aus einem Laientheater entsprungenen Figuren gelegentlich bissige Sprüche kommen, entsteht ein frischer, spannender Kontrast, der über so manche Schwäche der Inszenierung hinwegschauen lässt.

Die Wohlfühlkomödie überrascht zwischendurch immer wieder mit pointierten Reflexionen über deutsche Eigenarten. Ein herrlich schräger Dialog mit einer sturen Hundebesitzerin in Berlin spiegelt in konzentrierter Form Ayhans Fremdheitsgefühl. Bei den Verwandten in der Türkei findet der Berliner wiederum Anlass, sich als fortschrittlich zu präsentieren, die Sportlichkeit deutscher Rentner zu preisen oder seine türkischen Worte ab und zu mit einem deutschen Ausdruck zu bekräftigen: „Verstehst du!“.

Berlin Kaplani

Der „Tiger von Berlin“, Ayhan Kaplan (Ata Demirer), hat einen Panikanfall mit Folgen: Er schlägt seinen Gegner im Boxring k.o., statt wie vom Management befohlen, selbst zu Boden zu gehen. Nun kann er seine Schulden nicht begleichen und sucht blitzartig das Weite.
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Meinungen

Ceren · 29.01.2012

meine mutter und ich gehen heute in diesen Film

M. Canli · 04.01.2012

Humorvoller Film!

Auf you.tube häufen sich auch schon gerüchte zum soundtrack, der angeblich von killa hakan, zusammen mit Berlin gemacht wurde...