Amateurs in Space (2016)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Zwei Dänen träumen vom All

Wenn Max Kestners Dokumentarfilm in die deutschen Kinos kommt, ist einer seiner Protagonisten längst unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten. Der U-Boot-Bauer Peter Madsen wird des Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall verdächtigt. Amateurs in Space zeigt den Dänen, wie er an der Seite seines Landsmanns Kristian von Bengtson mit einer selbst gebauten Rakete ins Weltall will.

„Per aspera ad astra“ könnte das Motto dieses Films lauten. Die Wege, auf denen Kristian von Bengtson und Peter Madsen zu den Sternen streben, sind wahrlich rau. Das habe weniger an finanziellen oder technischen als an zwischenmenschlichen Grenzen gelegen, resümiert Bengtson nach dem Scheitern ihres (über)ambitionierten Projekts. Dabei glaubte der Architekt und Raumfahrtwissenschaftler Bengtson im Erfinder und Autodidakten Madsen einen Partner gefunden zu haben, mit dem er sich identifizieren könne. Ob er das nach den Entwicklungen im gegenwärtigen Kriminalfall immer noch so sieht?

Im Jahr 2009 haben Bengtson und Madsen Max Kestner von ihren Plänen erzählt. Seither hat der Regisseur die beiden begleitet und festgehalten, wie aus einem Zweckbündnis eine Freundschaft wird, die schließlich vor der Kamera zerbricht. Eine gesunde Portion Selbstüberschätzung, ohne die solch ein wahnwitziges Unterfangen nur schwer vorstellbar wäre, verbindet diese Männer, die in ihrem Kern unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier der Familienmensch und Teamplayer Bengtson, der sehr analytisch spricht, auf Kompromisse bedacht ist und in der Rückschau eigene Fehler einräumt. Dort der Einzelgänger Madsen, der ungern Kontrolle abgibt, enthusiastisch die Geschichte der Raumfahrt herunterbetet, anstatt etwas von seiner eigenen Persönlichkeit preiszugeben, und seiner ganz eigenen Logik folgend die Fehler stets bei anderen sucht.

Paul Leonard-Morgans mal nachdenkliche, mal forschende Musik macht neugierig auf dieses Projekt. Und zunächst ist man auch ganz gebannt und amüsiert bei der Sache, wenn die Protagonisten trickreiche Lösungen erdenken und ihre Materialien kostengünstig im Baumarkt kaufen, wenn ein erster Test auf der Ostsee scheitert und ein zweiter glückt. Mit einem Augenzwinkern schneidet Kestners Cutter Jacob Thuesen Archivmaterial großer Weltraummissionen der Russen und der Amerikaner unter die Bemühungen der kleinen Dänen. Mit ihrem Projekt wächst die Gruppe und Peter Madsens Missmut, dem er gern in perfiden E-Mails Luft macht. Schnell dreht sich der Film nun mit den Streitigkeiten im Kreis, weil er (zu) wenig von der eigentlichen Arbeit an der Rakete zeigt und die Konfliktlinien größtenteils entlang des E-Mail-Verkehrs nachzeichnet. Das „Amateur“ in seinem Titel begreift dieser Dokumentarfilm dabei stets im positiven Sinne eines Laien, der eine Tätigkeit aus Liebhaberei betreibt, egal wie stümperhaft die Kommunikation unter den Amateuren auch sein mag.
 

Amateurs in Space (2016)

Wenn Max Kestners Dokumentarfilm in die deutschen Kinos kommt, ist einer seiner Protagonisten längst unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten. Der U-Boot-Bauer Peter Madsen wird des Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall verdächtigt. „Amateurs in Space“ zeigt den Dänen, wie er an der Seite seines Landsmanns Kristian von Bengtson mit einer selbst gebauten Rakete ins Weltall will.

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