3 Türken und ein Baby

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ziemlich gut im Witze versenken

Das grundsätzliche Problem dieser Komödie ist vielleicht schon in ihrem Titel angelegt: Auf den ersten Blick verheißt er Spaß, der sich aber rasch als assoziativer Irrtum entpuppt. Der Film des deutsch-türkischen Regisseurs Sinan Akkuş (Evet, ich will!) bekommt den Humor einfach nicht hin – Künstlerpech, könnte man sagen. Denn das Gelingen einer Komödie ist genauso schwierig vorauszusehen wie das eines Soufflés, das überraschend in sich zusammenfallen kann. Die drei Türken sind zunächst einmal drei Männer, und 3 Männer & ein Baby, das klingt seit der gleichnamigen Komödie von 1985 und ihrem Remake von 1987 wohl für immer und ewig nach Spaß. Dass Männer mit schreienden Babys im Arm aufgeschmissen sind, ist ein liebgewordenes Filmklischee, das dem gesellschaftlichen Wandel hartnäckig trotzt. Wobei drei türkische Männer mit einem Baby womöglich noch aufgeschmissener sein könnten, zumindest wenn sie ein traditionelles Rollenverständnis pflegen. Und drittens verkündet der Titel Spaß, weil Culture-Clash (Türkisch für Anfänger) und Stars mit Migrationshintergrund wie Elyas M’Barek im Komödienfach gerade auf einer Erfolgswelle schwimmen.
Aber M’Barek spielt hier nicht mit und die drei Hauptcharaktere Celal (Kostja Ullmann), Sami (Kida Khodr Ramadan) und Mesut (Ekrem Bora aka Eko Fresh) wirken lieblos und hölzern gezeichnet. Oft sagen sie witzig gemeinte Dialogzeilen auf, als wären sie nicht ihre eigenen. Und das arme Baby wird von ihnen wie eine Requisite behandelt. Celal, Sami und Mesut sind Brüder, die brav zum Grab ihrer Eltern gehen, um ihnen zu berichten, wie sie im Leben vorankommen. In Wirklichkeit aber klammern sie sich aneinander in der elterlichen Wohnung und dem geerbten Brautmodengeschäft in Frankfurt, das sie in den Ruin führen. Nun muss der Goldschmuck der Mutter verhökert werden. Celal trifft auf der Straße seine Exfreundin Anna (Jytte-Merle Böhrnsen), die sein Herz brach, als sie ihn verließ und nach München ging. Von dort hat sie ein Baby mitgebracht, um das sich ein paar Minuten später Celal kümmern muss: Anna ist gerade von einem Auto erfasst worden und kommt mit Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus.

Weil der Schmuck nicht so viel einbrachte wie erhofft, geht Celal mit dem Baby als Glücksbringer und Tippgeber ins Spielcasino – und verliert alles. Davon sagt er den Brüdern nichts, weil er hofft, die Summe doch noch irgendwie eintreiben zu können, zum Beispiel als Callboy oder Einbrecher. Sami, der älteste Bruder, wirkt wie ein naiver, tollpatschiger Teddybär, hat aber eine cholerische Ader, die ihn zum Anti-Aggressionstraining führt. Und Mesut ist Rapper, der in der falschen Band spielt und neuerdings Halt in der Religion sucht. Dem Baby schenkt er da schon mal ein Kopftuch, was den Brüdern Gelegenheit gibt, sich von seinem religiösen Übereifer zu distanzieren. Es geht also drunter und drüber im Alltag dieser weltfremd kindischen Figuren.

Realitätsfern sind nicht nur die gewollten Absurditäten, etwa wenn die Polizei das Baby wie die Verbrecher in amerikanischen Filmen von vorne und im Profil fotografiert. Auch fehlt an entscheidenden Stellen schlicht das Gefühl: Celal redet im Krankenhaus mal eben auf die im Koma liegende Anna ein, als führe er ein flüchtiges Handygespräch. Markante Darsteller wie Frederick Lau und Christoph Maria Herbst haben interessante Kurzauftritte, die aber kaum zur Haupthandlung passen. Das gilt auch für die dazwischengeschnittenen Bilder der Frankfurter Skyline. Denn das pulsierende urbane Leben, das solche Motive in anderen Filmen symbolisieren, fehlt in dieser altbackenen Geschichte.

3 Türken und ein Baby

Das grundsätzliche Problem dieser Komödie ist vielleicht schon in ihrem Titel angelegt: Auf den ersten Blick verheißt er Spaß, der sich aber rasch als assoziativer Irrtum entpuppt. Der Film des deutsch-türkischen Regisseurs Sinan Akkuş („Evet, ich will!“) bekommt den Humor einfach nicht hin – Künstlerpech, könnte man sagen. Denn das Gelingen einer Komödie ist genauso schwierig vorauszusehen wie das eines Soufflés, das überraschend in sich zusammenfallen kann.
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