The Snapper

Eine Filmkritik von Mike Swain

Deftig, deftig

Barrytown ist ein fiktiver Vorort der irischen Hauptstadt Dublin. Ein Ort, der trotz des anhaltenden Wirtschaftsbooms der gälischen Insel auch heute noch nicht in den Touristenführern zu finden wäre. Anfang der 90er Jahre jedoch ist Barrytown heruntergekommen und Arbeitslosigkeit und Armut sind für seine Bewohner traurige Realität oder zumindest eine konstante Bedrohung. In einem der typischen kleinen Reihenhäuschen lebt beengt der Clan der Curleys, bestehend aus Vater Desmond (Colm Meaney), Mutter Kay (Ruth McCabe) und ihren sechs Kindern. Im Curley-Haushalt geht es manchmal zwar drunter und drüber, aber man kommt eigentlich gut miteinander aus, bis die 20-jährige Tochter Sharon (Tina Kellegher) ihren Eltern eines Abends beichtet, dass sie schwanger ist. Den Namen des Vaters verschweigt sie allerdings hartnäckig.
Im erzkatholischen Irland ist Sharons ungewollte Schwangerschaft ein kleiner Skandal und so blüht schon bald der Klatsch und Tratsch in ganz Barrytown, was besonders Vater Desmond mächtig wurmt. Denn im Nu verbeitet sich das Gerücht, dass der Vater von Sharons Sprössling niemand anders sei als Mr. Burgess (Pat Laffan), ein unscheinbarer verheirateter Mann um die 50, Vater einer engen Freundin von Sharon, der gegenüber der Familie Curley wohnt. Desmond holt sich einige blaue Flecken und eine blutige Nase, als er mit handfesten Argumenten versucht, den Klatsch im örtlichen Pub zu bekämpfen und die Familienehre zu retten. Hinzu kommt, dass der Haussegen bei den Curleys mittlerweile richtig schief hängt: Obwohl Sharon insistiert, der Vater sei ein spanischer Matrose, was zumindest in Desmonds Augen ein akzeptablerer Vater wäre als der schnauzbärtige Nachbar, der in der Zwischenzeit Frau und Kind verlassen hat. Als Sharon jedoch droht, ihrem Elternhaus den Rücken zu kehren, besinnt sich Desmond und offenbart plötzlich ganz ungewohnte Züge, die nicht nur seinem Eheleben neue Impulse geben werden.

The Snapper ist der zweite Teil der Barrytown-Trilogie des Schriftstellers Roddy Doyle. Der erste Teil Die Commitments wurde 1991 von Alan Parker verfilmt, der dritte Teil The Van wurde 1996 von Stephen Frears für die Leinwand adaptiert, der 1993 auch The Snapper inszenierte. Gewürzt mit einem deftigen und teilweise wirklich derbem Humor, garniert mit einer ganzen Heerschar skurriler Charaktere, ist The Snapper ein Film, der Spaß macht ohne dabei belanglos zu werden. Denn Frears versteht es geschickt, die sozialen Probleme seiner Protagonisten quasi nebenbei zu thematisieren, ohne dabei ins Pathetische zu verfallen. Im Mittelpunkt des Films steht allein die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Desmond und Sharon, die von den hervorragend agierenden Colm Meaney und Tina Kellegher glaubhaft dargestellt wird. Die Liebe lässt uns alle Probleme bewältigen, so könnte man die Kernaussage von The Snapper formulieren. Das mag zwar ein wenig blauäugig erscheinen – schön ist es trotzdem.

The Snapper

Barrytown ist ein fiktiver Vorort der irischen Hauptstadt Dublin. Ein Ort, der trotz des anhaltenden Wirtschaftsbooms der gälischen Insel auch heute noch nicht in den Touristenführern zu finden wäre.
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