Public Enemy No. 1 - Todestrieb

Eine Filmkritik von Florian Koch

Abgesang eines Ausbrecherkönigs

Robert de Niro hat es getan, Sylvester Stallone auch. Am Ende der Nahrungskette steht nun Vincent Cassel, der wie zuvor die beiden Hollywood-Stars für eine Rolle 20 Kilos zulegte. Um den aufgedunsenen Gangster Jacques Mesrine in Public Enemy Nr. 1 – Todestrieb glaubwürdig zu verkörpern stellte der französische Method Actor seinen Speiseplan radikal um. Cassel aß vier Monate lang fünfmal am Tag, kombinierte Bier mit Sirup und gönnte sich 1300 Kalorien starke Milchshakes. Medizinisch fragwürdig, lohnte sich der Aufwand für den charismatischen Schauspieler. Cassel erhielt für seine Rolle unlängst den César als bester Darsteller.
Konzentrierte sich Regisseur Jean-François Richet in auf den Aufstieg Mesrines vom Kleinganoven zum Profigangster zeigt ihn die Fortsetzung Todestrieb als einen selbstverliebten Medienhelden, der verzweifelt an der eigenen Legende strickt. Nach seinem spektakulären Ausbruch aus einem kanadischen Gefängnis zieht es Mesrine 1973 wieder nach Frankreich, wo er schon bald vom gnadenlosen Kommissar Boussard (Olivier Gourmet) gefasst wird. Doch Mesrine wäre nicht Mesrine, wenn er nicht noch einen Fluchtplan in petto hätte. Mitten im Gerichtsgebäude nimmt er den Richter gefangen und kann abermals türmen. Als er bei einem Banküberfall erneut in die Fänge der Polizei gerät, landet Mesrine in einem Pariser Hochsicherheitstrakt. Dort verfasst er seine Memoiren, und lernt den kühlen Ausbrecherkönig Besse (Mathieu Amalric) kennen. Die beiden Schwerverbrecher belauern sich zuerst wie ausgehungerte Tiger im Käfig, bevor sie die Lust am Nervenkitzel zusammenschweißt. Gemeinsam gelingt ihnen die scheinbar unmögliche Flucht aus dem Knast. Trotz einer Großfahndung kann die Polizei Besse und Mesrine nicht mehr einfangen. Wenige Tage in Freiheit packt die beiden bereits wieder das kriminelle Jagdfieber. Sie wollen das schwer bewachte Kasino von Deauville ausrauben – ohne jedoch die Risiken ihres wagemutigen Plans zu bedenken.

Richet hält auch im zweiten Teil der französischen Gangstersaga die Spannung hoch, setzt inhaltlich und formal aber andere Schwerpunkte als in Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt. Todestrieb bettet stärker die politischen Hintergründe in die Handlung ein. Ausländische, radikale Terrororganisationen wie die Roten Brigaden und die RAF inspirieren Mesrine zu seinen anarchischen Gewalttaten. Von einem linksradikalen Antrieb will der selbstgefällige Eigenbrötler aber nichts wissen. Ihn interessiert vielmehr das Spiel mit den Medien, die ihn zum „Staatsfeind Nr. 1“ verklären. Cassel gelingt es dabei vorzüglich, die Eitelkeit und zunehmende Isolation Mesrines darzustellen. An seiner Seite brillieren Bond-Bösewicht Mathieu Amalric (Schmetterling und Taucherglocke) und die umwerfende Ludivine Sagnier (Swimming Pool) als Mesrines hörige Freundin Sylvie.

Trotz der komplexeren Figuren-Charakterzeichnung gelingt es Regisseur Richet auch im zweiten Teil, zahlreiche spektakuläre Actionszenen zu platzieren. Seine Verfolgungsjagden inszeniert der junge Filmemacher offensichtlich als Hommage an William Friedkins (French Connection) und John Frankenheimers (Ronin) Arbeiten.

Schwelgte Richet in Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt noch in Blau- und Rottönen entwirft er für Todestrieb ein anders Farbkonzept, das mit seiner Braun- und Orangebetonung der veränderten zeitlichen- und inhaltlichen Ausrichtung des zweiten Teils entspricht.

Auch wenn hier mancher Handlungsstrang etwas zerfaserter und weniger konzentriert entwickelt wirkt als in Teil 1, und Richet eine Folterszene an einem Journalisten übertrieben selbstzweckhaft stilisiert, bringt Public Enemy No. 1 — Todestrieb den Jacques Mesrine-Abgesang nach vier Stunden zu einem insgesamt überzeugenden Ende.

Public Enemy No. 1 - Todestrieb

Robert de Niro hat es getan, Sylvester Stallone auch. Am Ende der Nahrungskette steht nun Vincent Cassel, der wie zuvor die beiden Hollywood-Stars für eine Rolle 20 Kilos zulegte. Um den aufgedunsenen Gangster Jacques Mesrine in Public Enemy Nr. 1 – Todestrieb glaubwürdig zu verkörpern stellte der französische Method Actor seinen Speiseplan radikal um. Cassel aß vier Monate lang fünfmal am Tag, kombinierte Bier mit Sirup und gönnte sich 1300 Kalorien starke Milchshakes.
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