Der wunderbare Garten der Bella Brown

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Leidenschaft für das Leben

Im Fokus der Kamera sind Blumen: große, kleine, knallbunte oder pastellfarbene – mal verschwommen, mal stechend scharf. Die Kamera ahmt den Blick von Bella Brown nach, als diese zum ersten Mal durch den Garten ihres Nachbarn streift und erkennt, wie schön und kunstvoll Gartenbau sein kann. Der Garten ist wunderbar und ebenso ist es die Geschichte des Films, der ein modernes Märchen mitten in England erzählt: Der wunderbare Garten der Bella Brown.
Die Geschichte führt zwei Menschen zueinander, die eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen: Bella Brown (Jessica Brown Findlay) ist in einem Waisenhaus aufgewachsen, sehr verträumt, freundlich und ausgesprochen ordentlich. Sie nimmt ihren ersten Job in einer Bibliothek an und bezieht ihre erste Wohnung in Primrose Gardens, stellt sich also zum ersten Mal auf die eigenen Beine. Ihr Nachbar Alfie Stephenson (Tom Wilkinson) ist alleinstehend, Rentner und ein alter Griesgram, der zwar seinen Garten liebt, aber zynisch auf die Welt blickt und alle Menschen um sich herum zu verprellen weiß. Mal haben diese einen Weg gefunden, damit zurechtzukommen, wie die Ärztin Milly Milton (Eileen Davies), mal kocht in ihnen eine Frustration hoch wie bei Alfies Koch, dem Witwer Vernon (Andrew Scott), der seine zwei Töchter nach dem Tod seiner Frau alleine durchbringen muss.

Die beiden Nachbarn Bella und Alfie leben zunächst nebeneinander her, beäugen sich zwar kritisch, wechseln aber kaum Worte miteinander. Bis Bella sich eines Nachts während eines Sturms im Garten verletzt und von Alfie gefunden wird. Die beiden lernen sich kennen, verstehen aber die jeweils andere Welt nicht. Und nach einigen Verwicklungen engagiert Bella den aufmüpfig gewordenen Vernon und verhilft ihm damit aus der alltäglichen Schikane des Alfie Stephenson. Es beginnt ein Kleinkrieg zwischen den Nachbarn, der die beiden aber auch einander näherbringt und voneinander lernen lässt.

Bella Brown erinnert stark an die Figur Amélie Poulin in Die fabelhafte Welt der Amélie aus dem Jahr 2001. Sie ist ebenso verträumt und verspielt, ein Sonderling der bezaubernden Art, der auf seine Mitmenschen eine Wirkung hinterlässt. Wohl auch deshalb hat der Verleih aus dem Originaltitel This beautiful fantastic für den deutschen Kinomarkt Der wunderbare Garten der Bella Brown gemacht, denn die Assoziationen zum Film, die man beim Titel im Kopf haben mag, stimmen. Auch musikalisch gleichen sich die beiden Filme stark: Das sind verträumte Klavierstücke, die einen mit in die Welt des Films ziehen und ein schönes Gefühl hinterlassen – so als wollten sie sagen: Dort ist die Welt noch in Ordnung, taucht ein!

Hauptfigur Bella will Schriftstellerin werden und schreibt am Feierabend an ihrem ersten Buch, das jedoch nicht so recht vom Fleck kommen mag. Eine Geschichte entsteht erst, als sie sich mit dem chaotischen Zustand ihres Gartens beschäftigt und andere Menschen an sich heranlässt: Das ist zum einen natürlich Alfie, der ihr helfen soll, ihren Garten herzurichten. In einem Monat soll der heruntergekommene Garten zum Blühen gebracht werden, heißt die Auflage des Hausverwalters, sonst müsse Bella wieder ausziehen. Ein Garten sei wie ein unbeschriebenes Blatt, erklärt ihr Alfie, und zieht schon im Dialog die Verbindung zwischen Gartenkultur und Literatur.

Zum anderen lernt Bella den etwas verschrobenen Billy (Jeremy Irvine) kennen. Er ist Erfinder und kommt jeden Tag in die Bibliothek, um zu recherchieren. Bella ist fasziniert von dem ziemlich unorganisierten und unordentlichen jungen Mann, der eigentlich so gar nicht in ihr gepflegtes Weltbild passen mag und vielleicht gerade deshalb so anziehend erscheint. Für ihn denkt sie sich eine Geschichte aus, die funktioniert und Flügel kriegt.

Was für den Arthousekino-Zuschauer leider nicht ganz so funktionieren mag, ist die Liebesgeschichte der beiden. Sie ist klischeehaft und so vorhersehbar, dass sie die ansonsten doch recht originell arrangierte Geschichte zu vermasseln droht. Die Schlusssequenz versöhnt einen wieder etwas, doch letztendlich bringt einen gerade der Plot um Bella und Billy ins Zweifeln, wie gut der Film wirklich ist: Vieles stimmt, versetzt ins Staunen, verzaubert, ist ideenreich, doch dann beinhaltet der Film eben auch viele Klischees, viel von dem, was man schon gesehen hat und was wie ein filmischer Abdruck wirkt. Die Zweifel beiseitegeschoben, kann man genießen, was wunderbar ist am Film: Das Märchenhafte und der Fokus auf das Schöne in der Welt. Und wenn es nur die Blumen in Großaufnahme und die Geschichte um das Gärtnern sein mögen.

Der wunderbare Garten der Bella Brown

Im Fokus der Kamera sind Blumen: große, kleine, knallbunte oder pastellfarbene – mal verschwommen, mal stechend scharf. Die Kamera ahmt den Blick von Bella Brown nach, als diese zum ersten Mal durch den Garten ihres Nachbarn streift und erkennt, wie schön und kunstvoll Gartenbau sein kann. Der Garten ist wunderbar und ebenso ist es die Geschichte des Films, der ein modernes Märchen mitten in England erzählt: „Der wunderbare Garten der Bella Brown“.
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