Becks letzter Sommer

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Lebe Deinen Traum

Irgendwann hatten wir doch alle mal diese Träume von einem aufregenden Leben als Astronautin, Schauspielerin oder Ärztin — und doch machen die meisten von uns nun etwas ganz anderes. Auch Robert Beck (Christian Ulmen) hatte einen Traum: Er wollte Musik machen. Jetzt ist er Ende 30 und Lehrer an dem Gymnasium, an dem er selbst Abitur machte und an dem schon sein Vater einst lehrte. Er ist gelangweilt in dem sicheren Leben, für das er sich einst entschieden hat, seine Unterrichtsvorbereitung besteht aus der Anpassung des Datums auf Folien, die er einst im Referendariat geschrieben hat, jede Fernsehsendung ist interessanter als sein Alltag. Beständig weicht er dabei der eigentlichen Frage aus: Soll es das nun gewesen sein in seinem Leben, eine kurze Zeit mit einer Band, danach jahrzehntelange Routine im öffentlichen Dienst? Dann greift sich eines Tages sein stiller litauischer Schüler Rauli (Nahuel Pérez Biscayart) seinen Fender Stratocaster und entpuppt sich als großes musikalisches Talent. Plötzlich ist sie wieder da, die Leidenschaft, die Robert Beck einst angetrieben hat – und er wittert eine zweite Chance. Er will mit Rauli Musik machen, sein Manager sein und wieder Songs schreiben. Und ehe er sich versieht, befindet er sich auf einem Roadtrip in die Türkei.
Basierend auf Benedict Wells gleichnamigen Bestseller erzählt Regisseur Frieder Wittich eine im Großen und Ganzen vorhersehbare Geschichte über einen Lehrer, der die Mut finden muss, seinen Träumen weiterhin hinterherzujagen. Dabei folgt der Film strukturell dem Roman, indem es eine A- und B-Seite gibt: die A-Seite verspricht Erfolg, auf ihr gelingt Beck alles: Rauli singt seine Songs, Musikproduzenten sind interessiert, ein erstes Konzert ist ein großer Erfolg und mit der hübsche Lara (Friederike Becht) findet er eine neue Freundin. Auf der B-Seite gibt es ernsthaftere, aber leider auch schwächere Töne: Beck droht Rauli und seine Freundin zu verlieren und begibt sich schließlich auf einen Roadtrip, auf dem der Film an Tempo und Schwung verliert.

Abgesehen von dieser Zweiteilung fehlen weitere erzählerische Besonderheiten des Romans. Sind bei Welles die Kapitel nach Bob-Dylan-Songs benannt und hat der Sänger sogar eine Art Gastauftritt, spielt er im Film keine Rolle, auch gibt es keine Auftritte des Erzählers. Dadurch fehlt dem der musikalische Subtext, außerdem sind die Figuren weitaus stärker auf ihre Funktion beschränkt: Rauli führt Beck zurück zur Musik, Lara ermuntert ihn, an seinen Träumen festzuhalten, Freund Charlie (Eugene Boateng) verdeutlicht die Folgen von Einsamkeit und Verzweiflung.

Durch die konventionelle Erzählweise konzentriert sich Frieder Wittich vollends auf seine Hauptfigur, die mit Christian Ulmen außerordentlich gut besetzt ist. Nach eigener Aussage hatte Benedict Wells an ihn schon beim Schreiben des Buches gedacht – und tatsächlich verschwindet er durch seine zurückhaltende Spielweise zunehmend in der Rolle. Außerdem harmoniert er sehr gut mit dem restlichen Cast. Und da der Film im Gegensatz zum Buch die romantisierende Auffassung nicht unterläuft, man müsse nur fest genug an seine Träume glauben und hartnäckig sein, damit sie wahr werden, ist Becks letzter Sommer eine unterhaltsame Erinnerung daran, dass man nie zu alt ist, um seine Träume zu verfolgen.

Becks letzter Sommer

Irgendwann hatten wir doch alle mal diese Träume von einem aufregenden Leben als Astronautin, Schauspielerin oder Ärztin — und doch machen die meisten von uns nun etwas ganz anderes. Auch Robert Beck (Christian Ulmen) hatte einen Traum: Er wollte Musik machen. Jetzt ist er Ende 30 und Lehrer an dem Gymnasium, an dem er selbst Abitur machte und an dem schon sein Vater einst lehrte.
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