A Nightmare on Elm Street (2010)

Eine Filmkritik von Lida Bach

Der Mann mit der Todeskralle

„Eins, zwei, Freddy kommt vorbei…“ — Freddy Krueger, der Kindermörder mit dem Messerhandschuh, der in A Nightmare on Elm Street Jugendliche in ihren Träumen heimsucht. 1984 markierte Wes Cravens Horrorfilm, der einen damals unbekannten Johnny Depp in einer Nebenrolle zeigt, die Geburt einer der längsten Filmreihen des Genres und einer modernen Ikonen des Horrors, wie Leatherface aus Texas Chainsaw Massacre oder Michael Myers aus Halloween. Nachdem er beide Horrorklassiker erfolgreich neu verfilmte, holt Produzent Michael Bay nun unter der Regie des Video-Regisseurs Samuel Bayer den Stoff, aus dem die Alpträume sind, zurück ins Kino.

Der Mann ihrer Träume ist für Nancy (Rooney Mara) eine Schreckgestalt. Im Schlaf verfolgt ein Mann mit verbranntem Gesicht und einem mit Messern besetzten Handschuh die Jugendliche. Nachdem ihre Freunde Dean (Kellan Lutz) und Kris (Katie Cassidy), die an den gleichen Alpträumen litten, im Schlaf gestorben sind, ahnt Nancy, dass ihre Träume lebensgefährlich sind. Mit ihrem Schulkameraden Quentin (Kyle Gallner) sucht sie nach einem Ausweg, bevor sie einschlafen und ihr schlimmster Alptraum wahr wird: Freddy Krueger (Jackie Earle Haley).

In den Anfangs- und Endszenen seines Originalfilms verzerrte Craven die Vorstadtwelt Nancys und ihrer Gefährten in ein Heile-Welt-Ideal von alptraumhafter Perfektion. Der surreal schimmernde, in Weichzeichner getränkte Mikrokosmos schien nur auf ein Monster zu warten. Freddy Krueger erfüllt diese uneingestandene Sehnsucht. Die Gewalt bricht aus dem Inneren der Elm Street hervor, die im Filmtitel unmittelbar mit dem Schrecken assoziiert wird. Instinktiv wissen die spielenden Kinder darum, wenn sie Freddy Krueger wie den schwarzen Mann besingen: „…drei, vier, verriegle deine Tür“. Regisseur Samuel Bayer beruft sich in seinem Remake auf diesen unterschwelligen Horror, wenn er Freddys Vorgeschichte neu erzählt. Als die adretten Vorstädter, die in der Elm Street leben, den Kindergartengärtner Freddy Krueger des Kindesmissbrauchs verdächtigen, besinnen die sich auf die amerikanische Tradition des Lynchens und verbrennen Krueger in einem alten Fabrikgebäude. Den Mord motiviert nicht nur Wut, sondern Scham darüber, dass die eigenen Kinder zu Opfern wurden. „Unsere Kinder werden vor Gericht stehen und bis ins Detail erzählen, was er mit ihnen angestellt hat“, droht Quentins Vater den anderen Eltern, bevor die moderne Hexenjagd in eine Verbrennung mündet. Ihr Verbrechen verleugnen die Eltern vor den Kindern ebenso wie Freddys Taten und verhindern somit deren Verarbeitung.

Der Schlaf der Vernunft gebiert Monster. Freddy ist ein solches. Darauf verweist das Caprichio Goyas, welches Quentin bei einer Online-Recherche über Schlaflosigkeit entdeckt; daneben Goyas „Saturn verspeist seine Kinder“ — die Sünden der Eltern werden an den Kindern heimgesucht. Das Erlebte dringt in Gestalt Freddys aus dem kollektiven Unterbewusstsein hervor. Mit einem Besuch beim Psychologen begannen die Alpträume, berichtet Kruegers erstes Opfer. Freddys verkohltes Gesicht ist die Narbe, welche auf der ausgebrannten Vergangenheit zurückgeblieben ist. „Ich werde von deinen Erinnerungen angetrieben“, sagt er einem Opfer. Diesen Subplot unterminiert jedoch Bayers paradoxe Schlusswendung. Das Verbrechend der Eltern wird gerechtfertigt und mit seiner Wiederholung durch die Kinder sanktioniert. Wie in seinen vorangegangenen Horror-Remakes schwächt Produzent Bay Gesellschaftskritik und Sexualität in der Neuverfilmung ab. Der Nightmare on Elm Street ist der einer jungen Generation, welche reaktionärer ist als ihre Eltern: „…fünf, sechs, nimm ein Kruzifix“. „Jetzt holt er die Hex´“, geht der Kinderreim in der übersetzten Originalversion weiter. Ein Verweis auf Kruegers Verwurzelung in der Märchen- und Nachtwelt, die in Kinderträumen ersteht: „…sieben, acht, schlaf´ nicht ein bei Nacht.“ Bayer assoziiert Krueger hingegen mit dem Kinderfänger im „Pied Piper of Hamelin“. Krügers gestreifter Pullover wird zum Pendant des bunt gestreiften (engl.: pied) Gewandes, welches der Gestalt ihren Namen gibt.

Erwartungsgemäß ist die Neuverfilmung nicht besser als Cravens Werk, jedoch auf eigene Weise gelungene Unterhaltung. Mehr als von den ausgefeilteren Spezialeffekten profitiert sie von der bedrohlichen Präsenz Jackie Earl Haleys. Der Rohrschach aus The Watchmen erweist sich als würdiger Nachfolger des klassischen Freddy-Krueger-Mimen Robert Englund. Bayer taucht Haley und seine Bilder in das trübe Zwielicht, in das er einst einen anderen toten Streifenpullover-Träger hüllte: Kurt Cobain in dem Musikvideo zu „Smells like Teen Spirit“, Bayers bisher bekanntester Arbeit. Letzte ist nun A Nightmare On Elm Street, der einer neuen Generation Alpträume bereitet: „…neun, zehn, wir wollen nicht schlafen geh´n.“
 

A Nightmare on Elm Street (2010)

„Eins, zwei, Freddy kommt vorbei…“ — Freddy Krueger, der Kindermörder mit dem Messerhandschuh, der in „A Nightmare on Elm Street“ Jugendliche in ihren Träumen heimsucht. 1984 markierte Wes Cravens Horrorfilm, der einen damals unbekannten Johnny Depp in einer Nebenrolle zeigt, die Geburt einer der längsten Filmreihen des Genres und einer modernen Ikonen des Horrors, wie Leatherface aus „Texas Chainsaw Massacre“ oder Michael Myers aus „Halloween“.

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Meinungen

@Nicole · 12.07.2010

Klick mal oben aud "In welchem Kino läuft dieser Film?" Grüsse, Mike

Nicole · 11.07.2010

Ich finde nicht die zeiten wann der film läuft?

ssddee234 · 01.07.2010

Gibt es hier auch ein paar mehr infos über denn film? Oder nur gequatsche über alte Kammellen.

Ich. · 21.06.2010

Gibts hier auch Kommentare zum Film oder wird hier nur die Rechtschreibung kritisiert?

@Friedrich · 06.06.2010

Danke für den Hinweis. Übrigens schreibt mal "dilettantisch" mit 2 "tt" ... wer im Glashaus sitzt ... usw.

Friedrich Obringer · 05.06.2010

Massacer schreibt man Massacre, bitte um Änderung dieses diletantischen Fehlers.