Veve (DVD)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

In der Schattenwirtschaft Kenias

Veve, der mittlerweile vierte Film aus der Kooperation von Marie Steinmann und Tom Tykwer mit One Fine Day Films, der DW Akademie und der kenianischen Produktionsfirma Ginger Ink, entführt den Zuschauer in die Schattenwirtschaft Kenias, deren Hauptproduktionsgut die Blätter des Kathstrauchs (Cata edulis) sind. Diese halblegale Droge, die in vielen Ländern Afrikas und Arabiens zum alltäglichen Straßenbild gehört, wird im Slang auch Veve genannt. Und so ist es nur folgerichtig, dass der Anbau und Handel mit den Blättern, die beim Kauen die Wirkstoffe Cathin, Norephedrin und Cathion abgeben, das Zentrum des Films von Simon Mukali bildet. Aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven nähert sich sein Thriller-Drama dem Thema an und besticht dabei vor allem durch seine oft dokumentarisch anmutenden Blicke auf die verschiedenen Aspekte und die Exotik des Schauplatzes.
Im Mittelpunkt stehen verschiedene Akteure. Da ist beispielsweise der aufstrebende Provinzpolitiker Amos (Lowry Odhiambo), der es vom kleinen Kath-Bauern zu einem mächtigen Player in Politik und Schattenwirtschaft gebracht hat und der nun als Kandidat für den Posten des Gouverneurs antritt. Doch seine Ambitionen beschränken sich nicht allein auf politische Macht, auch im lukrativen Handel mit den berauschenden Blättern der Pflanze strebt er die Vorherrschaft in der Region Maua an und will zu diesem Zweck seinen Konkurrenten Wadu ausstechen. Seine Frau Esther (Lizz Njagah), eine Lehrerin, ahnt nichts von den dunklen Machenschaften ihres Mannes, der sich gerne als kenianisches Ebenbild von Barack Obama geriert, bald schon kann aber auch sie die Augen nicht mehr verschließen vor seinen Geschäften und seinen Affären mit anderen Frauen.

Zudem gibt es da noch den geheimnisvollen Kenzo (Emo Rugene), der mit Amos noch eine alte Rechnung offen hat und der sich ausgerechnet in dessen Frau verliebt. Dann ist da noch Sammy (Conrad Makeni), Amos‘ rechte Hand, der nach dem Tod seiner Frau nicht mehr mit seinem Sohn zurecht kommt, den er mehr und mehr an die Drogen zu verlieren scheint. Außerdem gibt es noch die Bauern der Gegend, die sich Amos‘ Dumpingpreise nicht mehr bieten lassen wollen und die deshalb über die Gründung einer Gewerkschaft nachdenken. Und zuletzt ist da noch der weiße Videojournalist Clint, der mit dem Sohn eines der Bauern befreundet ist und der sich in gefährliche Gefilde begibt.

Viele Geschichten hat Simon Mukali hier zusammengeflochten, möglicherweise zu viele. Obgleich geschickte Parallelmontagen die einzelnen Erzählstränge gut miteinander verbinden, erscheint der Film insgesamt recht gedrängt und vollgestopft mit kleinen und großen Dramen, die allesamt nur angedeutet werden, die aber niemals ihr ganzes Potenzial entfalten können. Zudem agieren die Darsteller nicht immer glücklich, etliche Dialogszenen wirken steif aufgesagt, mit nahezu unbewegter oder unpassender Mimik und Gestik unterlegt, so dass es dem Zuschauer manchmal schwer fällt, sich in die Situationen und Akteure hineinzudenken. So stellt Veve zwar eine beachtliche Talentprobe des jungen kenianischen Regisseurs dar und bietet gleichzeitig interessante Einblicke in ein halbkriminelles Alltagsphänomen des Landes, als Thriller aber bleibt der Film unter seinen Möglichkeiten.

Veve (DVD)

„Veve“, der mittlerweile vierte Film aus der Kooperation von Marie Steinmann und Tom Tykwer mit One Fine Day Films, der DW Akademie und der kenianischen Produktionsfirma Ginger Ink, entführt den Zuschauer in die Schattenwirtschaft Kenias, deren Hauptproduktionsgut die Blätter des Kathstrauchs (Cata edulis) sind. Diese halblegale Droge, die in vielen Ländern Afrikas und Arabiens zum alltäglichen Straßenbild gehört, wird im Slang auch Veve genannt.
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