Moonlight Mile

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein intensiver Einblick in die Welt des Verlusts

Eine schwermütige Ballade von einer der berühmtesten und ungebrochen präsenten Bands der Rock-Geschichte borgt diesem atmosphärisch dichten Drama von Brad Silberling ihren Titel: Moonlight Mile von den Rolling Stones ist einer der eingängigen Songs des Soundtracks dieses gemächlichen, gehaltvollen Films, auf dem unter Anderen auch Bob Dylan, Van Morrison, Elton John und Jefferson Airplane zu hören sind. Es sei auch diese Musik gewesen, die ihn beim Schreiben des Drehbuchs inspiriert habe, erzählt Brad Silberling in einem Interview, der in Moonlight Mile ganz persönliche Trauererfahrungen verarbeitet hat, denn seine einstige Freundin, die Schauspielerin Rebecca Schaeffer, wurde 1989 von einem Stalker erschossen.
Als der junge Joe Nast (Jake Gyllenhaal) im Elternhaus seiner Verlobten aus einem Alptraum erwacht, steht keine Hochzeit, sondern eine Beerdigung an, denn die unglückselige Diana wurde kürzlich in einem Café das Opfer eines Mannes, der eigentlich seine Ehefrau eliminieren wollte, die jedoch schwer verletzt überlebte. Nun sehen sich die Brauteltern Jojo (Susan Sarandon) und Ben Floss (Dustin Hoffman) mit dem tragischen Tod ihrer einzigen Tochter konfrontiert und nehmen Joe in Dianas Zimmer bei sich auf, der offensichtlich entschlossen ist, ihnen auf unbestimmte Zeit zur Seite zu stehen. Noch herrscht die Dumpfheit der Unfassbarkeit in der verwaisten Familie, werden die Erfordernisse des Todes und der Absage der geplanten Hochzeit besprochen und erledigt, während sich der verunsicherte Ex-Schwiegersohn in spe mit der quälenden Frage herumschlägt, ob er Jojo und Ben beichten soll, dass er ohnehin noch nicht zur Heirat mit ihrer Tochter bereit war und sich kurz vor ihrem Tod von Diana getrennt hatte. Erst durch die Begegnung mit Bertie (Ellen Pompeo), Postfrau und Kneipenwirtin in dem kleinen Ort in Massachusetts, deren Liebster seit Jahren als vermisst in Vietnam gilt, ist Joe letztlich fähig, sein Schweigen und auch die entstandenen Verpflichtungen zu lösen, was sich befreiend auf alle Beteiligten auswirkt.

Es ist erstaunlich, auf welch sensible und gleichermaßen mitunter spaßig-sanfte Weise es Brad Silberling versteht, die ambivalenten Befindlichkeiten seiner trauernden, ungeheuer authentisch aufspielenden Protagonisten zu visualisieren, die jeder für sich um ihre Fassung ringen, zwar augenscheinlich auf ein möglichst schmerzfreies Weiterleben konzentriert, aber innerlich noch zutiefst in ihre anhaltende Ohnmacht verstrickt. Dabei wird innerhalb der sich durch Langsamkeit und Verweilen auszeichnenden Dramaturgie deutlich, wie widersprüchlich sich die allzu menschlichen Emotionen, Haltungen und Strategien angesichts des Szenarios von Tod, Trauer, Verzweiflung und Verdrängung gestalten können, und vor allem, dass in derartig extremen Situationen ein temporärer Trost auch durch Banalitäten oder gar Lächerlichkeiten entstehen kann. Ein kleiner, feiner Film und seinerzeit kommerzieller Flop, der mit seinen großartigen, manchmal passend unstimmig erscheinenden Darstellern die Tür zu einem Einblick in die unwegsame Welt des Verlusts öffnet, der sich irgendwann im Dasein eines jeden Sterblichen einnistet.

Moonlight Mile

Eine schwermütige Ballade von einer der berühmtesten und ungebrochen präsenten Bands der Rock-Geschichte borgt diesem atmosphärisch dichten Drama von Brad Silberling ihren Titel: „Moonlight Mile“ von den Rolling Stones ist einer der eingängigen Songs des Soundtracks dieses gemächlichen, gehaltvollen Films, auf dem unter Anderen auch Bob Dylan, Van Morrison, Elton John und Jefferson Airplane zu hören sind.
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