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„The First Slam Dunk“ ist eine Underdog-Geschichte über ein Highschool-Basketballteam, die dank einer mitreißenden Inszenierung des Sports und seines emotionalen Kerns Erwartungen übertrifft.

The First Slam Dunk (2022)

Eine Filmkritik von Dominique Ott-Despoix

CROWD PLEASER

Ein Slam Dunk ist ein Spielzug im Basketball, bei dem ein Spieler oder eine Spielerin ohne Wurf punktet, indem er/sie den Ball eigenhändig bis über den Korb hebt und darin versenkt. Weder bringt er die meisten Punkte, noch ist es ein sonderlich komplexer Korb. Der Slam Dunk aber ist ein crowd pleaser, ein Publikumsliebling. Aufgrund seiner energischen Dynamik löst er wie kaum etwas anderes im Basketball Begeisterung aus. Genauso lässt sich auch „The First Slam Dunk“ auf den Punkt bringen.

Slam Dunk ist außerdem einer der erfolgreichsten Mangas aller Zeiten und spätere Anime-Fernsehserie, die in den 1990er-Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Popularität des Basketballsports in Japan leisteten. Drei Jahrzehnte später zeichnet Autor und Illustrator des Mangas Inoue Takehiko nun Regie und Drehbuch bei The First Slam Dunk, der schon vor seinem Start in den deutschen Kinos zu den fünf erfolgreichsten japanischen Filmen aller Zeiten gehört.

Der Anime-Film erzählt den letzten Handlungsstrang des Mangas nach: ein Turniermatch zwischen den Teams der Sannoh und Shohoku Oberschulen. Sannoh ist nationaler Titelverteidiger und gilt als die beste Highschool-Mannschaft Japans, dagegen besteht das unbekannte Team der Shohoku aus einer Truppe von Schlägertypen mit zu großen Egos. Eine klassische Underdog-Geschichte also, in der die liebenswürdigen Sturköpfe der Shohoku lernen müssen, ihr aufgeblasenes Ego beiseite zu lassen und zusammenzuspielen. Klugerweise verschiebt der Film dabei den Fokus von der Hauptfigur des Mangas Hanamichi, ein unerfahrener, aber talentierter Hitzkopf, zu Ryôta, dessen Hintergrundgeschichte erstmals erzählt wird.

Angefeuert durch einen bebenden J-Rock-Soundtrack wirft The First Slam Dunk sein Publikum ab der ersten Minute in das turbulente Geschehen auf dem Platz. Dabei kombiniert der Film den klassischen Stil von 2D-Animation mit modernerer 3D-Animation. Gerade in den dialoglastigen Szenen wirkt es zunächst gewöhnungsbedürftig bis irritierend, wenn dreidimensional gerenderte Körper sich durch eine zweidimensional gezeichnete Welt bewegen.

Doch sobald das Spiel weitergeht, verfliegt jeder Zweifel: Sport hat animiert noch nie so glaubhaft ausgesehen. Zudem bewegt sich das Bild derart rasant über den Platz, dass es das Publikum regelrecht mit ins Geschehen zieht. Diese Unmittelbarkeit des Spielverlaufs nimmt dank des ausgeprägten Sounddesigns Leben an, das jeden Aufprall des Balls, jedes Quietschen eines Turnschuhs und jeden Atemzug der Spieler spürbar macht.

Darüber hinaus versteht es The First Slam Dunk, sich der expressiven Ästhetik des Animes zu bedienen, um die Dynamik des Spiels noch zu verstärken und die subjektive Wahrnehmung der Spieler widerzuspiegeln: Von Zeitlupen und Standbildern von Schlüsselmomenten über plötzliche Beschleunigungen bis hin zu Splitscreens, um Aktion und Reaktion in einem Bild zu vereinen. Am Höhepunkt des Films gewinnt die Animation schließlich an Abstraktion: Als die Spieler über sich hinauswachsen, ziehen sich vor lauter Geschwindigkeit Linien durch das Bild, verfließen die Farben, bis nur noch Silhouetten in Schwarz-Weiß zum Korb rasen.

Trotz dieser beeindruckenden Umsetzung und seiner belebenden Wirkung überzeugt The First Slam Dunk in letzter Instanz vor allem aufgrund seines emotionalen Kerns. Als der kleinste Spieler auf dem Platz, der auch nicht sonderlich gut punkten kann, ist Ryôta kein klassischer Held. Dafür aber jener, der das Team zusammenhält. Als Point Guard fungiert er als Stratege, der den Spielablauf überschaut und Spielzüge entsprechend plant. Ihm kommt die entscheidende Verantwortung zu, einen Haufen von Einzelkämpfern in ein funktionierendes Team zu verwandeln.

Rückblenden aus Ryôtas Vergangenheit schaffen eine Auszeit vom rastlosen Tempo des Spiels. Basketball gibt ihm das Gefühl, seinem verstorbenen großen Bruder nahezustehen, das eigentliche Talent in der Familie. Als Andenken möchte Ryôta dessen Traum verwirklichen und sich seiner entfremdeten Mutter beweisen. Die Motivation ist klar: Trauerüberwindung. Die Hürden scheinen unüberwindbar. Und das Publikum hat jeden Grund, ihm und seinem Team zuzujubeln.

The First Slam Dunk (2022)

Erschüttert vom tragischen Tod seines Bruders kämpft der Teenager Ryota Miyagi mit Selbstzweifeln, während er zugleich versucht, seine Karriere als Basketballer voranzutreiben — jenem Sport, den er gemeinsam mit seinem Bruder ausübte.
 

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