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Ein Senegalese reist seinem zwangsrekrutierten Sohn an die Front des Ersten Weltkriegs hinterher. „Mein Sohn, der Soldat“ bietet eine außergewöhnliche Prämisse und ein spannendes zentrales Duo.

Mein Sohn, der Soldat (2022)

Eine Filmkritik von Johannes Witt

Der Krieg als Antagonist

Der Hirte Bakary Diallo (Omar Sy) begibt sich 1917 vom Senegal an die Front des Ersten Weltkriegs, nachdem sein Sohn (Alassane Diong) zwangsrekrutiert wurde, um für die Kolonialmacht in den Krieg zu ziehen. Ein Film, der stellvertretend die lange unerzählte Geschichte von etwa 200.000 eingezogenen Senegalesen schildert.

Diese Prämisse ist bereits eines der unangefochtenen Highlights des Films: Männer, die zum Teil zwangsrekrutiert werden, um in einem Krieg für ein Land zu kämpfen, das sie ebenso wenig kennen wie den kriegsgebeutelten Kontinent, auf dem sie eingesetzt werden. Ebenso ergeht es anderen, die sich freiwillig melden, um die französische Staatsbürgerschaft zu erlangen oder wie im Falle des Protagonisten ein Familienmitglied zu begleiten.

Entsprechend ist auch die dominante Sprache des Films Fulfulde. Französisch sprechen vor allem die höherrangigen Militärs. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass nicht eine Geschichte von „bösen Weißen“ und „guten Schwarzen“ erzählt wird, sondern der Krieg selbst zum Antagonisten erhoben wird und alle Teilnehmer zu dessen Opfern werden, wobei auch der genretypische Monolog über die Sinnlosigkeit des Krieges nicht fehlen darf.

Die eigentliche Handlung ist aber leider einer der Schwachpunkte von Mein Sohn, der Soldat. Zwar funktioniert die Vater-Sohn-Geschichte durchweg gut, vor allem dank des Schauspiels von Omar Sy und Alassane Diong, gerade die Vaterfigur mit ihrem unbändigen Willen, ihren Sohn zu beschützen, ist dabei besonders intensiv gezeichnet. Und da der Nachkomme sich ihm durch seine enge Verbindung zu seinem französischen Vorgesetzten immer mehr widersetzt, entsteht ein packender Konflikt. Der übergeordnete rote Faden des Films lässt dabei aber einiges an Potential liegen und erzählt eine äußerst simple Geschichte, die leider auch sehr vorhersehbar ist, wenn man bereits andere Kriegsfilme gesehen hat.

Über eben diese hätte man sich mit der frischen Prämisse sowie der Vater-Sohn-Konstellation hinwegsetzen können, um etwas Neues zu erzählen. Gerade weil die beiden Protagonisten sowie der Rest des Casts durch die Bank weg zu überzeugen wissen. In handwerklichen Punkten kann die französisch-senegalesische Koproduktion jedoch nicht mit anderen Genrevertretern mithalten. Die Sets und Locations sind zwar allesamt gut ausgestattet, jedoch merkt man an manchen Stellen, wie sich der Film um Darstellungen der großen Kriegsschauplätze herumwindet. Wer also auf der Suche nach dem bildgewaltigen Spaktakel eines 1917 oder Dunkirk ist, muss weitersuchen.

Dennoch ist Mein Sohn, der Soldat ein durchaus sehenswerter Film, gerade dann, wenn man einen deutlich ruhigeren, nachdenklicheren Kriegsfilm dem US-amerikanischen Spektakel vorzieht.

Mein Sohn, der Soldat (2022)

Im Jahr 1917 tobt der Erste Weltkrieg, und der hat auch im weit entfernte Senegal seine spürbaren Auswirkungen. Als die französische Armee sein Dorf überfällt, um junge Männer für den ‚Großen Krieg‘ zu verpflichten und zu verschleppen, meldet sich der Hirte Bakary Diallo freiwillig als Soldat, um bei seinem 17-jährigen Sohn Thierno sein zu können und ihn zu beschützen.

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