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In „Birta“ schickt Bragi Þór Hinriksson ihre Titelheldin in ein weihnachtliches Abenteuer, das nah am Alltag der Figuren bleibt.

Birta (2021)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Die Fest-Retterin

Birta (Kristín Erla Pétursdóttir) ist „fast 12“, spielt gerne und richtig gut Handball und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter (Salka Sól Eyfeld) und ihrer jüngeren Schwester Kata (Margrét Júlía Reynisdóttir) in Island. Ihr Vater ist mit seiner neuen Frau nach Schweden gezogen und oft unterwegs. Bereits die ersten Minuten des Films machen deutlich, dass die Protagonistin schon früh lernen musste, selbstständig zu sein und sich auch um Kata zu kümmern. Zugleich wird ein hilfsbereites nachbarschaftliches Umfeld etabliert, das stets für die beiden Mädchen da ist.

Der von Bragi Thór Hinriksson (Jahrgang 1974) in Szene gesetzte Film Birta lässt sich auf Basis eines Drehbuchs von Helga Arnardóttir in vielen Momenten auf die Kinderperspektive ein und bietet dem jungen Publikum eine tolle Identifikationsfigur, begeht dabei indes nicht den Fehler, die Erwachsenen zu lächerlichen Karikaturen zu machen. Insbesondere Birtas und Katas Mutter bekommt den nötigen Raum, um mit ihr mitfühlen zu können. Sie arbeitet als Krankenschwester, macht Spät- und Doppelschichten – und muss doch befürchten, dass finanziell alles zu knapp wird.

„Das wird ein trauriges Fest“, hört Birta ihre Mutter am Telefon zu einer Freundin sagen. Ihr würden einfach 100.000 Kronen fehlen, um den Töchtern ein fröhliches Weihnachten bereiten zu können. Kurzerhand fasst Birta deshalb den Entschluss, das Geld selbst zu beschaffen – was sich allerdings als gar nicht so leicht erweist. Fürs Austragen von Zeitungen ist sie noch zu jung; der Keksverkauf läuft ziemlich schleppend an, aber immerhin mit Haustürgeschäften mit frischem Fisch ist ein bisschen was zu holen! In Birtas Versuchen, innerhalb von fünf Wochen den Betrag von 100.000 Kronen zusammenzukriegen, entwickelt der Film einen schönen Humor.

Auch beweisen das Skript und die Inszenierung ein gutes Gespür für Zwischentöne. Einerseits wird nachvollziehbar vermittelt, dass die Situation von Birta, Kata und deren Mutter nicht unbedingt ideal ist. Als Birtas Lehrerin die Klasse fragt, welche Unternehmungen über die Feiertage denn so anstehen würden, und etliche Schüler:innen von aufregenden Urlaubsplänen berichten, lässt sich für uns erkennen, dass es Birta unangenehm ist, nicht mit einer solchen Geschichte aufwarten zu können. Andererseits setzt der Film die Konflikte der Kleinfamilie jedoch auch ins Verhältnis, wenn Birtas Mutter ihrer Tochter erklärt, dass es etliche Leute noch wesentlich schwerer haben als sie.

Mit Kata redet die Mutter (die einfach „Mamma“ heißt) in einer Szene über die Figur Pippi Langstrumpf und über deren Mut und Stärke. Sie selbst könne kein Pferd und keinen Polizisten hochheben, erklärt die Mutter dem Mädchen – aber sie habe die Kraft, Dinge auszuhalten. Die drei Haupt- und auch die Nebenfiguren in Birta sind keine Superheld:innen; sie sind nicht frei von Fehlern, sie agieren allerdings verblüffend beharrlich – und retten ihr persönliches Weihnachtsfest ganz ohne Wunder, ohne die Unterstützung des Übernatürlichen.

Birta (2021)

Die 11-jährige Birta sucht nach Wegen, um Geld zu verdienen, nachdem sie mitbekommen hat, dass sich ihre Mutter finanzielle Sorgen macht. Es geht darum, das familiäre Weihnachtsfest zu retten!

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