Als Reality Winner (Sydney Sweeney) eines Tages mit vollbepackten Tüten vom Einkaufen kommt, stehen zwei Männer vor ihrem kleinen Haus in Georgia. Beamte des FBI, die ihr erst das Zuckerbrot reichen, bevor sie mit der Peitsche kommen: Die junge Frau steht im Verdacht, Geheimdienstdokumente über die Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf 2016 von ihrem Arbeitsplatz aus an die Presse weitergegeben zu haben. Hausdurchsuchung, Verhör, Psycho-Spielchen — die Whistleblowerin bekommt das ganze Programm und bricht allmählich unter dem Druck der Ermittlungsbehörde zusammen.

Sydney Sweeney spielt das grandios: Die zunehmende Unsicherheit und Nervosität, das bemühte Lächeln bei den Witzchen der Beamten, das allmählich größer werdende Unbehagen. Reality wird darüber hinaus seinem Titel auch deshalb gerecht, weil Regisseurin Tina Satter regelmäßig Abschriften der Verhörprotokolle einblendet, die 2017 bei diesem Vorfall angefertigt wurden, was den Dialogen eine geradezu unheimliche Authentizität beschert: Jedes Husten, jeder Lacher, jeder Moment der Stille und des Nachdenkens wurde eins zu eins übernommen. Und bei geschwärzten Passagen verschwinden die Figuren urplötzlich aus dem Bild.

Reality zeigt abermals, wie entsetzlich die vorgeblich so freiheitliche westliche Welt mit Whistleblowern umgeht, die Skandalöses offenbaren und dadurch ihre gesamte Existenz riskieren, wenn nicht gar verlieren. Und wie sehr im anschließenden (medialen) Diskurs die Diskussion über die Person den eigenen Skandal in den Hintergrund rücken lässt.

Reality ist als VoD und auf DVD/Blu-ray verfügbar.