Francis Veber

Francis Veber

Er ist der Regisseur, den außerhalb der Filmbranche kaum jemand beim Namen kennt. Und der doch zu den erfolgreichsten Regisseuren der Welt zählt. Nicht nur, weil viele seiner Filme zu Klassikern wurden und man gefahrlos behaupten kann, dass jeder Mitteleuropäer schon einmal einen Veber-Film gesehen hat. Sondern auch, weil viele seiner Stoffe in Hollywood zu einem Remake verarbeitet wurden. Um an dieser Stelle nur ein Projekt zu nennen: Kein geringerer als Komödiengott Billy Wilder inszenierte sein Buddy Buddy (1981) nach Vebers Filzlaus-Vorlage. Veber beschränkt sich nicht nur auf die Regie und das Drehbuchschreiben: Er ist ebenfalls ein erfolgreicher Produzent und Dramatiker. Sein Theaterstück „Le Diner de Cons“ erlebte 1993 seine Uraufführung und wurde vier Jahre später unter seiner Regie (dt. Filmtitel Dinner für Spinner) verfilmt.

Der 1937 im französischen Neuilly-sur-Seine nahe Paris geborene Veber begann seine Karriere als Journalist, bevor er sich auf das Schreiben von Drehbüchern verlegte. Einer seiner ersten großen Drehbucherfolge war der Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh, der 1972 von Yves Robert verfilmt wurde. Veber schrieb, was die wenigsten wissen, danach auch die Drehbücher zu Edouard Molinaros Die Filzlaus und Ein Käfig voller Narren. Beim Hollywood-Remake des letzteren, The Birdcage, verfasste Veber übrigens auch das Drehbuch.

Nach der Autorentätigkeit debütierte er 1976 als Regisseur mit Das Spielzeug und avancierte aus dem Stand zu einem der erfolgreichsten Regisseure Frankreichs. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Hollywood den erfolgreichen Europäer gewinnen konnte: 1989 führte er zum ersten Mal in den USA Regie, bei der US-Version seines französischen Erfolgsfilms Les Fugitivs, das unter dem Titel Das Bankentrio in die Kinos kam. Veber blieb fast neun Jahre in Hollywood, bevor er mit Jaguar (1996) wieder einen Film in Frankreich drehte. Amerikanisiert fühlt er sich dennoch nicht, wie er in einem Interview erzählte. Als Sohn einer russischen Mutter fühle er sich eher als Cosmopolit mit dominantem französischen Gen.

Auch in Ein Yuppie steht im Wald (1992) blieb Veber seinem Lieblingsgenre treu. Für die Komödie engagierte er Matthew Broderick und behauptete augenzwinkernd, der US-Schauspieler sei total neurotisch. Gegen Neurotiker hat der passionierte Komödiant natürlich nichts – sowohl im Leben wie auch in seinen Filmen, die von witzigen Neurotikern nur so wimmeln.

Der Autor und Regisseur, der seit Jahren die Label „lacht gern“ und „Komödien-Spezialist“ gutgelaunt trägt, als einer der führenden europäischen Unterhaltungsregisseure. Die Veber-Mischung besteht vor allem in der genialen Bildung eines ganz besonderen Paares. Das erste Mal, als eine Veber-Mixtur die Kinoleinwand explodieren ließ, war in den frühen Siebzigern. Für Die Filzlaus kombinierte er einen grantelnden Profikiller (Lino Ventura) mit einem selbstmordgefährdeten Sensibelchen (Jacques Brel). Die Achtziger wiederum gehörten dem Duo Gérard Depardieu/Pierre Richard. Mit dem Gespann lieferte Veber gleich drei Kinoerfolge in Reihe – Ein Tolpatsch kommt selten allein, Zwei irre Spaßvögel und Zwei irre Typen auf der Flucht – und begeisterte mit seinem komödiantischen Feeling für die perfekte Leinwand-Partnerschaft.

Filmographie

1976 Das Spielzeug, Le Jouet

1981 Ein Tolpatsch kommt selten allein, La Chèvre

1984 Zwei irre Spaßvögel, Compères

1986 Zwei irre Typen auf der Flucht, Les Fugitivs

1989 Das Bankentrio, Three Fugitives

1992 Ein Yuppie steht im Wald, Out on a Limb

Jaguar, Le Jaguar

1998 Dinner für Spinner, Dîner de cons

2001 Ein Mann sieht rosa, Le Placard

2004 Ruby & Quentin — Der Killer und die Klette, Tais-toi!
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