Atom Egoyan

Atom Egoyan

Kanadas bekanntester Autorenfilmer ist auf der ganzen Welt berühmt für seine hypnotisch vertrackten, identitätspolitisch zugespitzten Psychodramen aus dem Musterland multikultureller Zuwanderung.

Geboren wurde Egoyan am 19.7.1960 in Kairo als Sohn eines Flüchtlingspaars aus Armenien. Egoyan wuchs im kanadischen Victoria, British Columbia, auf und zog mit 18 Jahren nach Toronto, um an der dortigen Universität Internationale Beziehungen und klassische Gitarre zu studieren. Dort setzte er sich ebenfalls ernsthaft mit der Kunst und der Sprache des Kinos auseinander und begann, seine eigenen Filme zu drehen, die nach und nach seine ganz eigenen, persönlichen Themenobsessionen widerzuspiegeln begannen.

Sein Spielfilmdebüt war Next of Kin (1984) und brachte Egoyan eine Nominierung für den „Genie“, dem kanadischen Oscar, in der Kategorie Beste Regie ein. Tatsächlich ausgezeichnet wurde Next of Kin dann aber auf der Internationalen Filmwoche in Mannheim, woraufhin der Film auch internationale Kinoverleiher fand.

Sein nächster Film, Family Viewing (Familienbilder, 1987), wurde in Locarno mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet und für acht Genie-Awards nominiert, darunter auch in der Kategorie Bester Film. Weltweiter Ruhm wurde diesem Film zuteil, als Wim Wenders auf dem Montreal Film Festival den Preis der Jury zugunsten seines eigenen Films Himmel über Berlin ablehnte und diesen Preis stattdessen an seinen „kanadischen Kollegen“ Egoyan überreichte. Darauf folgte Speaking Parts (Traumrollen, 1989), der auf der Quinzaine des Realisateurs gleichzeitig Egoyans Cannes-Premiere war und dem Regisseur zu größerer internationaler Anerkennung verhalf.

Ein breiteres Publikum konnte Egoyan mit dem düsteren und geheimnisvollen Exotica (1994) ansprechen; es war der erste englisch-kanadische Film, der innerhalb eines Jahrzehnts in den offiziellen Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes aufgenommen wurde. Exotica erhielt dort den Internationalen Preis der Kritik als Bester Film und wurde weltweit mit vielen Auszeichnungen von Kritikerverbänden und auf Festivals bedacht; dieser Film wurde weltweit auch groß in die Kinos gebracht.

The Sweet Hereafter (Das süße Jenseits, 1997) feierte im offiziellen Wettbewerb auf den 50. Filmfestspielen in Cannes Premiere und wurde zum meist ausgezeichneten Film des Festivals. Seine folgenden beiden Filme hatten dann irische Wurzeln. 1999 führte Egoyan bei Felicia’s Journey (Felicia, mein Engel) in Irland und England Regie. Basierend auf einem Roman von William Trevor, spielten hier Bob Hoskins, Elaine Cassidy und Arsinée Khanjian die Hauptrollen. Krapps Last Tape ist eine Adaption von Samuel Becketts Theaterstück, in dem John Hurt die Hauptrolle übernahm; seit seiner Premiere im Jahr 2000 auf den Filmfestspielen in Venedig war dieser Film weltweit in den Kinos zu sehen.

Ararat, Egoyans vorletzter Film, war in über 30 Ländern in den Kinos vertreten, nachdem er 2002 auf den Filmfestspielen in Cannes Premiere gefeiert hatte.

Egoyan lebt in Toronto mit der Schauspielerin (und Politologin) Arsinée Khanjian.

Atom Egoyan — Filmographie (Auswahl)

2010
Moving the Arts (Regie mit Hal Hartley u.a.)

2009
Chloe

2008
Adoration (Simons Geheimnis)

2006
Citadel
Chacun son cinéma (Segment: Artaud Double Bill)

2005
Where the Truth Lies (Wahre Lügen)

2002
Ararat

2001
Diaspora (Kurzfilm)

2000
Krapp’s Last Tape (TV)

1999
Felicia’s Journey (Felicia, mein Engel)

1997
The Sweet Hereafter (Das süsse Jenseits)
Yo-Yo Ma Inspired By Bach

1995
A Portrait of Arshile (Kurzfilm)

1994
Exotica

1993
Calendar

1991
The Adjuster (Der Schätzer)

1989
Speaking Parts (Traumrollen)

1987
Family Viewing (Familienbilder)

1984
Next of Kin (Die nächsten Angehörigen)

Foto (C) Concorde Film
Filmstill zu Seven Veils (2023) von Atom Egoyan
Seven Veils (2023) von Atom Egoyan
Kritik

Seven Veils (2023)

Atom Egoyans „Seven Veils“ ist parallel zu einer Operninszenierung entstanden und erzählt von Missbrauch im Theaterbetrieb sowie den Fallgruben autobiografisch geprägter Kunst.
Bild zu Guest of Honour von Atom Egoyan
Guest of Honour von Atom Egoyan - Filmbild 1
Kritik

Guest of Honour (2019)

Familiengeheimnisse, Eitelkeiten, Verletzungen und finstere Geheimnisse – all das sind die typischen Zutaten eines Atom Egoyan Films. Das gilt auch für „Guest of Honor“. Bleibt nur die Frage, ob das reicht, um weiterhin innovatives Kino zu machen?