Roman Polanski

Roman Polanski

Roman Polanski wurde am 18. August 1933 als Sohn polnischer Eltern in Paris geboren. 1937 zog die Familie nach Krakau. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges flohen die Eltern mit ihrem Sohn nach Warschau, kehrten aber schon ein Jahr später nach Krakau zurück. Aus dem einst blühenden jüdischen Stadtviertel war inzwischen das Ghetto geworden. Von dort wurde Polanskis Mutter 1940 abtransportiert und später in Auschwitz ermordet. Kurz vor der Liquidierung des Ghettos gelang es Polanski zusammen mit seinem Vater zu flüchten.

Nach Ende des Krieges begann er ein Studium an der Krakauer Kunsthochschule. Parallel dazu moderierte er beim Jugendhörfunk eine populäre Sendereihe und gab sein Bühnendebüt in dem Stück Syn polaka. Er trat ab da regelmäßig als Schauspieler auf, im Theater ebenso wie in Filmen. 1954 besetzte ihn Andrzej Wajda als Nebendarsteller in Eine Generation (Pokolenie). Polanski begann nun, auch selbst Kurzfilme zu drehen. Der zweite, seine Magisterarbeit, brachte ihm erste internationale Meriten: Zwei Männer und ein Schrank (1958) wurde bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen ausgezeichnet und lief auf Festivals in San Francisco und Brüssel. Für den nächsten Film Wenn Engel fallen (1959) erhielt er ein Jahr später sein Regiediplom. Er drehte noch zwei weitere Kurzfilme — in Frankreich Der Dicke und der Dünne (1961) und in Polen Säugetiere (1962). Der Nachwuchsregisseur wurde auf mehreren Festivals ausgezeichnet und konnte schließlich 1962 seinen ersten Spielfilm drehen, Das Messer im Wasser. In Polen wurde der Film von Gomulka, dem Ersten Sekretär des Zentralkomitees, kritisiert, international jedoch gefeiert und in Amerika als Bester Ausländischer Film für einen Oscar vorgeschlagen. Sein zweiter Spielfilm Ekel (1964), in dem die blutjunge Catherine Deneuve als psychisch Kranke brilliert, erhielt auf der Berlinale 1965 den Silbernen Bären. Ein Jahr später folgte der internationale Durchbruch und ein Goldener Bär für Wenn Katelbach kommt. Für seinen ersten Spielfilm in Farbe Tanz der Vampire (1967) zog es Polanski nach Amerika, wo er einen großen Erfolg feierte, nicht zuletzt wegen seiner Darstellung des furchtsamen und ungeschickten Alfred. Nach langer Suche nach dem richtigen Stoff, bot ihm Erfolgsproduzent Robert Evans die Regie für den Bestseller Rosemary’s Baby von Ira Levin an. Der subtile Horrorfilm, der in amerikanischen Kirchenkreisen auf lärmende Kritik stieß und schließlich sogar mit dem Prädikat „Condemned“ („Verflucht“) belegt wurde, entpuppte sich als Kassenmagnet und als von Filmkritikern hochgelobtes Werk. Die Mitglieder der amerikanischen Filmakademie honorierten Polanskis Meisterwerk mit einer Oscar-Nominierung in der Kategorie Bestes Drehbuch. Doch nach dem Mord an seiner Frau Sharon Tate durch die Manson-Gang im Jahr 1969 zog es Polanski wieder nach Europa.

1971 drehte er das Shakespeare-Drama Macbeth nach einer mit Kenneth Tynan gemeinsam verfassten Adaption. Darauf folgte die Komödie Was? (1973) mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle. Für den Detektivthriller Chinatown (1974) kehrte Polanski nach Hollywood zurück. Der Film gewann nicht nur den Golden Globe, sondern erhielt elf Oscar-Nominierungen, von denen am Ende aber nur die Auszeichnung für das Beste Drehbuch von Robert Towne übrig blieb. Es folgte Der Mieter (1976), in dem Polanski neben Isabelle Adjani und Shelley Winters die Titelrolle spielte.

Im Jahr 1978 wurde Roman Polanski wegen Unzucht mit einer Mindesjährigen in den USA rechtskräftig verurteilt. Um einer drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen, flieht der Regisseur nach Frankreich, da Frankreich keine eigenen Staatsbürger an Drittländer ausliefert. Seit dieser Zeit vermeidet Polanski den Aufenthalt in Ländern, die über ein Auslieferungsabkommen mit den USA verfügen.

Sein nächstes Projekt war Tess (1979), ein Kostümfilm nach Thomas Hardys Roman, der zwar sechs Oscar-Nominierungen und drei Oscars (Kamera, Ausstattung, Kostüme) bekam, aber bei Kritik und Publikum wenig Anklang fand.

1984 legte Polanski seine Autobiografie vor, Roman Polanski von Roman Polanski. Das in viele Sprachen übersetzte Buch erreichte internationalen Bestsellerstatus. Im Anschluss an die turbulente Abenteuersatire Piraten (1986) mit Walter Matthau realisierte Polanski 1988 den Thriller Frantic, der neben Harrison Ford erstmals Emmanuelle Seigner in einer tragischen Rolle zeigt. Polanski und Seigner sollten 1989 heiraten. Unter Polanskis Regie stand Seigner an der Seite von Hugh Grant, Kristin Scott-Thomas und Peter Coyote in Bitter Moon (1988) und neben Johnny Depp und Lena Olin in Die neun Pforten (1998) vor der Kamera.

Polanski, der das Regie-Angebot für Schindlers Liste abgelehnt hatte, erreichte mit Der Pianist (2002) den bisherigen Zenit seines Schaffens. Die autobiografisch gefärbte Geschichte über den gefeierten polnisch-jüdischen Pianisten Wladyslaw Szpilman und dessen Überleben im Warschauer Ghetto beweist die unbeugsame Kraft dieses Ausnahme-Regisseurs.

Filmographie — Roman Polanski (Auswahl)

2008
The Ghost Writer (Der Ghostwriter)

2007
Chacun son cinéma ou Ce petit coup au coeur quand la lumière s’éteint et que le film commence (Segment)

2005
Oliver Twist

2002
The Pianist (Der Pianist)

1999
The Ninth Gate (Die neun Pforten)

1994
Death And The Maiden (Der Tod und das Mädchen)

1992
Bitter Moon

1988
Frantic

1986
Pirates (Piraten)

1979
Tess

1976
The Locataire (Der Mieter)

1974
Chinatown (Chinatown)

1973
Che? (Was?)

1971
Macbeth

1968
Rosemary’s Baby (Rosemaries Baby)

1967
Dance Of The Vampires (Tanz der Vampire)

1966
Cul-De-Sac (Wenn Katelbach kommt)

1965
Repulsion (Ekel)

1962
Noz W Wodzie (Messer im Wasser)

Foto © Tobis Filmverleih
Film

Based on a True Story

Roman Polanski kehrt zurück mit einem Film über eine Autorin, die nach der Veröffentlichung eines Romans durch eine harte Zeit geht, weil sie sich auf die Spiele einer Bewunderin einlässt. Der Film wird bei den Filmfestspielen von Cannes außer Konkurrenz gezeigt.