Errol Morris

Errol Morris

Seit der Uraufführung seines bahnbrechenden Films Gates of Heaven (1978) hat Errol Morris die Wahrnehmung von Dokumentarfilmen nachhaltig verändert,indem er dem Zuschauer das Profane, Bizarre und Geschichtsträchtige mit seiner ihm eigenen,unverwechselbaren Dynamik präsentiert.

Roger Ebert,der renommierte amerikanische Filmkritiker, hat gesagt: „In den 20 Jahren,in denen ich nun Filme bespreche, habe ich noch keinen Filmemacher gesehen, der mich mehr fasziniert hätte…Errol Morris hat etwas von einem Zauberer, und ist ein ebenso bedeutender Regisseur wie Hitchcock oder Fellini.“

In den Jahren 2000 und 2001 führte Morris bei zwei Staffeln einer Fernsehserie namens „First Person“ Regie. In dieser Serie benutzte er seinen Interviewapparat, den „Interrotron“. Er besteht aus einem System umgebauter Teleprompter, die sein Bild auf einen Monitor projizieren, der direkt über der Kamera angebracht ist. Dadurch sehen die Befragten während des Interviews direkt in die Kamera und ermöglichen so dem Publikum und dem Interviewer Augenkontakt. Die Wirkung ist die, dass die Aufmerksamkeit des Interviewten auf einen Punkt konzentriert wird und er genau in die Kamera spricht. „Es besteht ein Unterschied zwischen einer vermeintlichen Hauptperson und der wahren Hauptperson“, sagt Morris, „So entsteht eine zusätzliche Intensität. Der Interrotron leitet die Geburt des wahren Kinos aus erster Hand ein“. Während sein Production-Designer, Ted Bafaloukas, es auf einen Nenner bringt: „Es erlaubt den Leuten das zu tun,was sie am besten können – Fernsehen schauen.“

Die erste Staffel der Serie bestand aus elf Episoden und hatte ihre Premiere im März 2000 mit Errols Kurzfilm Stairway to Heaven über eine autistische Frau namens Temple Grandin,die humane Schlachthäuser für Tiere entwirft. Die zweite Staffel von „First Person“ wurde ab August 2001 ausgestrahlt und zeigte ein Interview mit Rick Posner: Philosoph, Game-Show-Kandidat, Weltallforscher und rückfälliger Hochschüler.

Eroll Morris Film, Mr.Death:The Rise and Fall of Fred A.Leuchter Jr. (2000), stellt Fred A.Leuchter Jr. in den Mittelpunkt, einen Ingenieur aus Malden, Massachusetts, der sich vorgenommen hat, die „Florence Nightingale der Todesstraße“ zu werden. Ein Humanist, dessen Mission darin bestand, Gaskammern, elektrische Stühle, Systeme für tödliche Injektionen und Galgen zu reparieren. Seine Karriere und sein Leben wurden durch seine Verstrickung in die Welt der Holocaust-Leugner ruiniert.

Seinen ersten Dokumentarfilm drehte Morris 1978, nach dem er eine Schlagzeile im San Francisco Chronicle gelesen hatte: „450 tote Haustiere auf ihrem Weg nach Napa“. Gates of Heaven verfolgt die Geschichte zweier Haustierfriedhöfe: Dem des idealistischen Floyd McClure, an der Kreuzung zweier Großautobahnen gelegen, der keinen Erfolg hat. Und dem, der Familie Harbert, nach den neuesten Marketingkonzepten für Tierfriedhöfe errichtet, der floriert. Gates of Heaven wurde von Roger Ebert als „einer der zehn besten Filme aller Zeiten“ eingestuft. Morris zweite Dokumentation handelt von den Einwohnern einer Kleinstadt in Florida, die sich, um Versicherungsgelder zu kassieren, einzelne Gliedmassen abtrennen.(„Sie haben sich buchstäblich selbst zerteilt,um finanziell ganz zu werden“ ,kommentiert Morris). Der Film musste überarbeitet werden, als die betreffenden Personen Morddrohungen gegen Morris aussprachen. Dazu gezwungen, ein neues Konzept zu erarbeiten, drehte Morris Vernon, Florida (1981) über die exzentrischen Bewohner einer Stadt im südlichen Sumpfgebiet Floridas.

1988 vollendete Morris seinen kontrovers diskutierten Film The Thin Blue Line, der als „erster Kriminalfilm der einen echten Mord aufklärt“, angekündigt wurde. Dem Film ist es zu verdanken, dass die Verurteilung von Randall Dale Adams für den Mord an dem Polizisten Robert Wood aus Dallas aufgehoben wurde. Ein Verbrechen für das Adams hingerichtet werden sollte. The Thin Blue Line wurde in der Washington Post zum besten Film des Jahres 1988 gewählt. Premiere erklärte ihn in einer Übersicht von Filmen aus den 80er Jahren zu einem der wichtigsten und einflussreichsten Filme des Jahrzehnts.

1992 stellte Morris einen Film über Leben und Werk von Stephen Hawking fertig, jenem Physiker, der oft mit Einstein verglichen wird, obwohl er einen Großteil seines Lebens im Rollstuhl verbracht hat, mit einem Computer als einziges Kommunikationsmittel. A Brief History of Time gewann sowohl den Regiepreis als auch den Preis der Jury beim Sundance Film Festival.

Errol Morris drehte einen der aufsehenerregendsten Filme des Jahres 1997, den von der Kritik hoch gelobten Fast, Cheap and Out Of Control, der die anscheinend unzusammenhängenden Geschichten eines Löwenbändigers, eines Experten für die afrikanische Maulwurfsratte, eines Landschaftsgärtners, der Hecken zu riesigen Tieren schneidet, und eines Wissenschaftlers, der Roboter entwirft, verknüpft. Der Film wurde als bester Dokumentarfilm vom National Board of Review, der National Society of Film Critics ausgezeichnet und erhielt den Independent Spirit Award.

Morris hat ebenfalls zahlreiche Werbespots fürs Fernsehen geschaffen, u.a. für Apple, Citibank, Cisco Systems, Intel, American Express und Nike. 2001 bekam er einen Emmy für seinen Spot „Photobooth“ für PBS.

1999 widmete das Museum of Modern Art in New York seinem Werk eine komplette Retrospektive. 2001 wurde er auf dem Sundance Film Festival mit einem Spezialpreis ausgezeichnet.

Morris lebt in Cambridge, Massachusetts mit seiner Frau Julia Sheehan, einer Kunsthistorikerin, und dem gemeinsamen Sohn Hamilton.

Filmographie — Errol Morris

2008
Standard Operating Procedure

2003
The Fog of War

1999
Mr.Death:The Rise and Fall of Fred A.Leuchter Jr.

1997
Fast,Cheap &Out of Control

1991
A Brief History of Time

1988
A Thin Blue Line

1981
Vernon,Florida

1978
Gates of Heaven

Foto: (C) Nubar Alexian/Movienet
The Pigeon Tunnel (2023) von Errol Morris
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Film

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