David Cronenberg

David Cronenberg

Seinen Ruf als Autorenfilmer hat David Cronenberg sich mit seinen unverwechselbaren Filmen erworben, darunter vielen, zu denen er selbst das Drehbuch schrieb. Cronenberg kam am 15. März 1943 in Toronto zur Welt. Er studierte an der University of Toronto, begann sich als Student für den Film zu interessieren und produzierte zwei 16mm-Kurzfilme, Transfer und From the Drain. Seinen Abschluss machte er 1967. Seine ersten 35mm-Filme Stereo und Crimes of the Future drehte er Ende der 60er-Jahre. Darin wendet er sich bereits den Themen und Vorlieben zu, die ihn in seiner späteren Arbeit begleiten sollten.

1975 entstand Cronenbergs erster kommerzieller Film Shivers (auch: They Came From Within oder Parasite Murders), der schneller als jeder andere kanadische Film seine Produktionskosten einspielte. Sein folgender Spielfilm Rabid (Rabid – Der brüllende Tod) mit Marilyn Chambers kostet kaum mehr als 500.000 Dollar, spielte aber sieben Millionen ein, was Cronenberg nach nur zwei Filmen ein beträchtliches Renommee einbrachte. Dann inszenierte er den Rennfahrerfilm Fast Company (10.000 PS – Vollgasrausch im Grenzbereich), in dem er seine eigene Auto- und Rennleidenschaft ausleben konnte.

1979 folgte The Brood (Die Brut) mit Oliver Reed und Samantha Eggar, der Cronenberg seinen künstlerischen Durchbruch bescherte – jetzt konnte er über größere Budgets verfügen und ehrgeizigere Projekte realisieren. Scanners (Scanners – ihre Gedanken können töten) handelt von telepathischen Kräften im Underground der Gesellschaft – er zielte auf ein größeres Publikum als seine früheren Horrorfilme und erwies sich als sein bis dato größter Hit.

Cronenbergs nächster Film Videodrome (Videodrome) mit James Woods und Rockstar Deborah Harry kam Anfang 1983 in die Kinos und sprach nicht nur das Kultfilm-Publikum an, sondern erreichte den Mainstream-Cyberpunk-Markt. In der Handlung verwischen sich die Grenzen von Realität und Bewusstsein – der Film ist eine High-Tech-Satire voll albtraumhafter Gewalt, Sex und Bio-Horror, alles Elemente, die die Fans von Cronenberg inzwischen erwarteten.

1984 folgte The Dead Zone (Dead Zone) nach dem Bestseller von Stephen King. Die Hauptrollen spielten Christopher Walken, Brooke Adams und Martin Sheen. Es geht um eine Allegorie des Kampfes Gut gegen Böse: Ein Mann leidet unter seiner besonderen Gabe, dass er die Zukunft all der Menschen sehen kann, die er berührt. In The Dead Zone näherte sich Cronenberg am deutlichsten dem Mainstream an, aber dennoch sind sein Stil, sein Design unverkennbar.

Dann engagierte Mel Brooks Cronenberg als Regisseur für den Fox-Film The Fly (Die Fliege) mit Geena Davis und Jeff Goldblum. The Fly kam bei der Kritik und bei den Zuschauern hervorragend an und gewann viele Preise, darunter den Oscar für die Besten Spezialeffekte/Makeup. Cronenbergs originell konzipiertes Remake des Horrorklassikers von 1958 funktionierte als Horror/Fantasy-Film ebenso wie als bewegende Lovestory.

In Dead Ringers (Die Unzertrennlichen) übernahmen Jeremy Irons und Genevieve Bujold die Hauptrollen: Der Psycho-Thriller handelt von Zwillingsbrüdern und Gynäkologen, die sich in dieselbe Frau verlieben – mit tragischem Resultat. Cronenberg betrat damit Neuland – er bezeichnet den Film als naturalistischer als seine früheren Werke. Dennoch demonstriert er auch hier seine Faszination mit den Abgründen der menschlichen Psychologie und Verhaltensmuster.

1989 begann Cronenberg die Arbeit an seiner Filmversion des Romans Naked Lunch (Naked Lunch – Nackter Rausch) von William S. Burroughs. Aus künstlerischen und praktischen Gründen ist der Film keine wörtliche Umsetzung des Buchs, sondern eine Verbindung von Burroughs’ Vorgaben und Cronenbergs eigenen Ideen. Die Hauptrollen übernahmen Peter Weller, Judy Davis, Ian Holm, Julian Sands, Monique Mercure, Nicholas Campbell, Michael Zelniker und Roy Scheider. Nicht nur Burroughs’ Roman und andere seiner Gegenkultur-Schriften fanden im Film ihren Niederschlag, sondern es geht auch darum, wie gefährlich der Akt des Schreibens sein kann, und wie er den Schreiber beeinflusst.

1992 inszenierte Cronenberg M. Butterfly (M. Butterfly) mit Jeremy Irons und John Lone. Als Vorlage diente das mit dem Tony ausgezeichnete Broadway-Musical: Die authentische Geschichte erzählt von einem französischen Diplomaten, der 20 Jahre lang von einer chinesischen Diva der Peking-Oper derart besessen war, dass er nicht merkte, dass das Objekt seiner Liebe in Wirklichkeit ein Mann war. Als die beiden wegen Spionage verhaftet werden, muss er die Tatsachen endlich zur Kenntnis nehmen. M. Butterfly war der erste Film, den Cronenberg im Ausland drehte: in China, Ungarn, Frankreich sowie auch in Canada.

Dann bearbeitete Cronenberg J.G. Ballards Katastrophen-Roman Crash (Crash) fürs Kino. Die Hauptrollen spielten Holly Hunter, James Spader, Elias Koteas, Deborah Unger und Rosanna Arquette. Es geht um Technik und Erotik – Crash wurde international kontrovers diskutiert und gewann 1996 in Cannes den Jury-Preis für „Kühnheit, Wagemut und Originalität.

1995 schrieb Cronenberg eXistenZ (eXistenZ). Die Idee kam ihm durch ein Interview mit Autor Salman Rushdie: Ein Schriftsteller gerät auf eine Todesliste und muss sich verstecken. Cronenbergs Held ist eine Videogame-Designerin, die glaubt, sie könnte Videospiele zur Kunstform erheben. Jennifer Jason Leigh spielt die Spieledesignerin und Jude Law einen Wachmann, der sich in Leighs Welt einloggt. Willem Dafoe, Ian Holm, Sarah Polley, Don McKellar und Callum Keith Rennie spielen teils Helden, teils Schurken, die im Spiel auftauchen. eXistenZ gewann 1999 auf der Berlinale den Silbernen Bären.

Cronenbergs nächster Film war der mitreißende Psycho-Thriller Spider (2002) mit dem prominenten britischen Schauspieler Ralph Fiennes in in der Titelrolle. In der hochkarätigen Besetzung finden sich auch Miranda Richardson, Gabriel Byrne, Lynn Redgrave und John Neville. Der Romanautor Patrick McGrath schrieb selbst das Drehbuch nach seinem Roman.

2005 stellte David Cronenberg seinen Abgesang auf das amerikanische Kleinbürger-Idyll A History of Violence (2005) auf dem Filmfestival von Cannes vor.


Filmographie — David Cronenberg (Auswahl)

2011
A Dangerous Method

2007
Chacun son cinéma ou Ce petit coup au coeur quand la lumière s’éteint et que le film commence (Segment)
Eastern Promises (Tödliche Versprechen)

2005
A History of Violence

2002
Spider

2000
Camera

1999
eXistenZ

1996
Crash

1993
M. Butterfly

1991
Naked Lunch (Naked Lunch – Nackter Rausch)

1988
Dead Ringers (Die Unzertrennlichen)

1986
The Fly (Die Fliege)

1983
The Dead Zone
Videodrome

1981
Scanners (Scanners – Ihre Gedanken können töten)

1979
The Brood (Die Brut)
Fast Company (10.000 PS – Vollgasrausch im Grenzbereich)

1977
Rabid (Rabid — Bete, dass es Dir nicht passiert!)

1975
Shivers